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Meine Gesprächspartnerin ist elektrosensibel

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Elektrosensible spüren etwas, was alle Menschen betrifft

von Monika Richrath

17. September 2017

Immer öfter wird in den Medien vor einem Übermaß an „digitalem Konsum“ gewarnt. Was ich in diesem Gespräch erfahren habe, fand ich ziemlich erschreckend, zumal ich vergangenes Wochenende einen regelrechten Ekel vor meinem Handy entwickelte, nachdem ich längere Zeit damit gefilmt hatte. Meine Gesprächspartnerin Karin Chlupaty hat schon in den Anfängen des Mobilfunknetzes herausgefunden, dass sie elektrosensibel ist und sich zur Aktivistin entwickelt.

Karin, du bist als Aktivistin in Sachen “Elektrosensibilität” unterwegs. Was versteht man unter diesem Begriff?

Bei Wikipedia werden Menschen als elektrosensibel bezeichnet, die angeben, elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder (EMF) wahrnehmen zu können. Solche Felder werden von elektrotechnischen Anlagen erzeugt und sollen den sog. Elektrosmog verursachen. Quellen der primär technisch genutzten EMF sind zumeist Mobilfunk, Rundfunksender, Radargeräte, DECT-Telefone, WLAN, Mikrowellenherde oder Bluetooth.

Was bedeutet das nun für mich?

Wenn ich mich in Räumen aufhalte, in denen Wlan eingeschaltet ist, entwickelt sich für mich ein zunehmender Schmerz in den Nerven. Angefangen von Schwindel, Übelkeit, das Gefühl betrunken zu sein bis hin zu Versagen einzelner Muskelgruppen. Weiterhin entwickle ich nach ca. von zwei Stunden ein instinktives Fluchtverhalten mit starken Stresssymptomen (schwitzen, Herzrasen, beschleunigte Atmung, Flucht). Ist Wlan vorhanden kann ich so gut wie gar nicht schlafen. Hierzu muss man wissen, dass Wlan z. T. auf der gleichen Frequenz arbeitet, wie die Frequenzen im Gehirn.

Bei Mobilfunk habe ich ähnliche körperliche Probleme, die nicht ganz so stark ausgeprägt sind. Hinzu kommt noch ein “Tinnitus”. Je nach Nähe zu einem Funkmast sind die Ohrgeräusche stärker oder schwächer. Aber auch bei Stromleitungen, die nicht geschützt sind, entwickeln sich Ohrgeräusche.

Beim Umgang mit einem Smartphone spüre ich ein Kribbeln in den Fingern und Händen.

Elektrosensibilität könnte man auch als “Allergie” gegen elektromagnetische Felder und Funk bezeichnen.

Wie bist du denn darauf gekommen, dass du elektrosensibel bist? Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist, das herauszufinden?

Das habe ich schon recht früh gemerkt. So in den neunzigern, als das Mobilfunknetz noch ganz am Anfang stand. Damals musste man/frau sich noch an einigen Stellen aus dem Fenster lehnen, um überhaupt ein wenig Empfang zu haben. Ich konnte immer spüren, wenn ich in die Nähe eines Mastes kam. Und ich konnte so ganz gut den Unterschied zwischen “Mast in der Nähe” und “kein Mast weit und breit” spüren. Je mehr das Netz ausgebaut wurde, desto schwieriger ist es, einen Unterschied wahrzunehmen. Mittlerweile haben wir ja einige Funkfrequenzen und ein “gut ausgebautes” Mobilfunknetz. Das heißt, ich spüre ständig die Auswirkungen auf meinen Körper. Auch bei Wlan ist es ähnlich. Anfangs hatte noch jeder Router einen Knopf zum einschalten (!) von Wlan. Heutzutage gibt es meistens nicht mal mehr einen Knopf zum Ausschalten. Und wenn doch, ist dies noch lange keine Sicherheit, dass z.B. Telekom nicht das Wlan ToGo freigeschaltet hat. Die Ausschaltung von Wlan ToGo muss man dann bei der Telekom beantragen. Im Büro haben wir kein Wlan und zu Hause auch nicht.

Eine meiner beiden Töchter hat mich vor ca. Sechs Jahren ausgetestet. Ich bin einkaufen gegangen und sie hat bei mir zu Hause das Wlan eingeschaltet. Sie war schon sehr erstaunt, als ich reinkam und sie als erstes auf das eingestellte Wlan angesprochen habe.

Ich stelle mir vor, dass es immer schwieriger wird, WLan-freie Zonen zu finden, vor kurzem hatten z. B. die Supermärkte in meiner Umgebung die Ankündigung, dass es nun auch im Supermarkt Wlan gibt … ?

Ja, da hast du recht. Nicht nur in den Supermärkten, Museen, bei Ärzten und auch in Zügen gibt es immer häufiger Wlan. Und das obwohl z. B. auch das Bundesamt für Strahlenschutz folgende Empfehlung gibt:

handymastEmpfehlungen und Vorsorge

1.) Vom Hersteller angegebene Mindestabstände (WLAN, Bluetooth Klasse 1) beachten.

2.) Der Trend zu portablen und mobilen Funkanwendungen führt insgesamt zu einer vermehrten Belastung gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt generell, die persönliche Strahlenbelastung zu minimieren, um mögliche, aber bisher nicht erkannte gesundheitliche Risiken gering zu halten. Einfache Maßnahmen sind hierfür:

  • Kabelverbindungen bevorzugen, wenn auf Drahtlostechnik verzichtet werden kann.
  • Die Aufstellung von zentralen WLAN-Zugangspunkten in unmittelbarer Nähe der Orte vermeiden, an denen sich Personen ständig aufhalten, zum Beispiel am Arbeitsplatz.
  • Falls vorhanden, die Reichenweitenbegrenzung einstellen, um die maximale Strahlungsleistung zu reduzieren.

Weitere Informationen zu Vorsorgemaßnahmen finden Sie auch unter www.bfs.de/elektro

Im elektrosensiblen Ghetto leben?

Das findet nur nirgendwo Beachtung. Mir ist es zum Glück noch möglich, mich bis zu zwei Stunden in Räumen mit Wlan aufzuhalten. Sonst könnte ich nicht mehr zum Zahnarzt oder ins Museum gehen. Aber ich kenne auch Menschen, die auch das nicht mehr können. Deren Leben ist noch weitaus mehr eingeschränkt, als meines. In der Rhön hat sich ein Verein gegründet, der ein Haus gefunden hat, das Strahlungsarm ist. Hier gibt es eine sogenannte “Weiße Zone”. Das bedeutet für mich, dass ich bei Bedarf dort Urlaub machen könnte und mich von den Funkstrahlen in Bonn erholen könnte. Denkt man die Idee aber weiter, ist es ein vorstellbares Szenario, dass elektrosensible Menschen in einer Art Ghetto leben werden. Das finde ich gruselig.

Oh, so weit habe ich noch gar nicht gedacht. Das ist wirklich gruselig. Ich selbst bin nicht so wirklich technikaffin, eine Sache, die mir nicht wirklich klar ist, ob man die ganze neue Handytechnik, Tablets usw. Gar nicht nutzen kann im Grunde, wenn man elektrosensibel ist. Oder gibt es Alternativen?

Alternativen können kabelgebundene Computer (Lan-Kabel) und Telefone sein. Aber auch hier kenne ich Menschen, die sich gar nicht erst an einen Computer setzen können. Dann gibt es immer häufiger Techniken, die einen vor der ganzen Strahlung schützen sollen (Sticker aufs Handy kleben, irgendwelche Kästchen aufstellen und so weiter z. B. https://www.i-like.net/de/ ). Ich bin mir nicht sicher, was hiervon einfach nur Scharlatanerie ist und was wirklich hilft, da es unterschiedliche Erfahrungen gibt und unterschiedliche Empfindungen. Aber insgesamt hat sich die Technik schon weiterentwickelt. Irgendwann werden Alternativen auf den Markt kommen (z. B. die Visible Light Communication (https://www.fraunhofer.de/de/forschung/forschungsfelder/kommunikation-wissen/kommunikationssysteme-breitbandkommunikation/visible-light-communication.html). Wenn aber dann die ganzen elektrisch betriebenen Autos unterwegs sind, die selber fahren können – was nur mit Hilfe von Funk möglich ist – weiß ich nicht, wie sich die elektrosensiblen Menschen verhalten können/sollen.

Zum Verständnis:

Elektrosensible Menschen spüren etwas, was alle Menschen betrifft.

Nur, weil ich nichts spüre, wenn ich stundenlang mit dem Handy am Ohr telefoniere oder ständig im Wlan-Bereich sitze, arbeite oder ähnliches, heißt das nicht, dass die gesundheitlichen Wirkungen ausbleiben. Es gibt unzählige Studien, die belegen, dass Funkstrahlung Krebs hervorrufen … können. Ameisen z. B. telefonieren in der Regel ja nicht, aber unter Einfluss von Mobilfunk versagt ihr Nervensystem (https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1157).

Ich könnte hier noch stundenlang gruselige Ergebnisse aufzählen, denke aber, dass das nicht der Sinn dieser Seite ist. Wenn ich  mich verlaufe in meinen Erzählungen, gib mir Bescheid.

Karin, ich kenne das selbst. Ich hatte einmal eine Zeit, da lebte ich in einem 1Zimmer-Appartment, wo ich mich extrem unwohl fühlte mit der Fritzbox im gleichen Zimmer, da habe ich sie in den Flurschrank verbannt, in einem Pappkarton, dann ging es. Danach hat sich das aber irgendwie gelegt.

Eine Frage noch: wie unterscheiden sich D-Lan und W-Lan?

Wlan funkt in einem vorher festlegbaren Umkreis. Dieser ist in der Regel voreingestellt und beträgt ca. 300 Meter (was absolut unnötig ist). Man kann den Umkreis reduzieren. So ganz genau kenne ich mich da nicht aus, aber ich glaub eine Reduzierung auf 30 Metern ist möglich. Dlan funkt über die Stromleitungen. Da kann es z. B. passieren, dass ich in einem Wohnblock lebe, der sagen wir drei Eingänge hat mit je 8 Mietparteien. Je nach Baujahr und Qualität von diesem Wohnblock kann es sein, dass alle Mieter über das Stromnetz die Funkstrahlung von meinem Dlan abbekommen. Die meisten denken, dass sie mit Dlan auf der sicheren Seite sind. Das ist leider ein Trugschluss.

Weder Dlan noch Wlan sind gesund. Siehe hierzu auch Artikel bei www.diagnose-funk.de oder www.buergerwelle.de. Technische Details kann ich keine weitergeben.

Jetzt bist du über all dem ja irgendwie zur Aktivistin in Sachen Elektrosensibilität geworden, welche Möglichkeiten gibt es für andere Menschen hier aktiv zu werden?

Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann man über eine Anzeige versuchen gleichgesinnte Menschen zu finden. So habe ich es gemacht und hierdurch ist eine nette Gruppe entstanden. Allerdings muss ich dazu sagen, dass den meisten Menschen nicht bewusst ist, dass ihre Probleme, sei es körperlicher oder seelischer Natur, durch Elektrosmog kommt. Und diejenigen, die es ahnen, sind häufig sehr belastet und haben wenig Möglichkeit, aktiv zu werden. Ich höre immer wieder von Betroffenen, dass die Menschen als depressiv oder gestört hingestellt werden. Es gehört Mut dazu, öffentlich dazu zu stehen, dass man elektrosensitiv ist und dann auch noch zu handeln.

Man kann bei vielen Vereinen Mitglied werden (Diagnose-Funk, Buergerwelle, Weiße Zone Rhön). Wie hier die Mitarbeit aussieht, kann ja jeweils verhandelt werden.

Insgesamt gibt es viel zu wenig Aktivitäten, nicht zuletzt auch, weil hinter dem Mobilfunk eine mächtige Industrie steht. Das Thema ist politisch nicht wenig heikel. Zum Glück gibt es immer häufiger Artikel in Zeitungen, die vor dem “Digitalen Konsum” warnen.

Und wer das Internet dann nutzt, um sich weiter zu informieren, findet die Informationen auch.

Eine letzte Frage habe ich noch: Siehst du für dich einen Zusammenhang zwischen Elektrosensibilität und Hochsensibilität?

Ich denke, dass es da einen Zusammenhang gibt. Vielleicht insofern, als dass Menschen, die hochsensibel sind, eher die Elektrosensibilität spüren und einordnen können. Wir haben einfach mehr Antennen für die Dinge und einen ganz anderen Blick auf das Leben und sehen Zusammenhänge, wo andere nichts von ahnen.

Vielen Dank für das Interview, Karin. Das ist ja hochgradig spannend und ein ganzes Themengebiet, mit dem ich mich noch näher beschäftigen möchte.

Gerne! Vielen Dank auch!

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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2 Kommentare

  1. Martina Kraus

    Hallo, das kann ich nur bestätigen. Wenn mein Sohn verbotenerweise dass Handy im Zimmer anhat, kann ich es zielgenau sagen wo er es versteckt hat. Leider wird man von den meisten zu diesem Thema nicht ernst genommen genommen.

    Antworten
    • Vielen Dank, Martina! Wow, kann ich nur sagen … Herzliche Grüße, Monika

      Antworten

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