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Fernsehen kann Stress auslösen

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Im Haus der Krokodile

von Monika Richrath

13. Mai 2013

 

Gestern haben wir uns den uralten Film „Das Haus der Krokodile“ angesehen, ein Kinderfilm mit einem mir damals noch unbekannten Thommi Ohrner, vor dem ich auch im Jahre 1976 schon mitgezittert und -gefiebert habe. An die Handlung konnte ich mich zuerst überhaupt nicht erinnern, aber ganz schnell wurde mir jedoch klar, dass ich auch 37 Jahre später immer noch mitleide und völlig aufgelöst bin bei der Vorstellung, ein fremder Mann schleicht in der Wohnung herum, während Thomas Ohrner und seine Schwestern schlafen.

Zu „aufregenden“ (der Begriff ist ja sehr dehnbar) Fernsehfilmen hatte ich immer schon ein angespanntes Verhältnis. Am schlimmsten fand ich „Skippy“ und „Daktari“. Ich erinnere mich an einige schmachvolle (Gruppen-)Situationen, wo ich unfreiwillig Gegenstand kollektiven Gelächters wurde, z. B. weil ich es nicht ertrug, dass der schielende Löwe Clarence zu einem armen unwissenden Besucher ins Zelt schlich. Ich bin ohne Fernseher groß geworden – was zur Folge hatte, dass ich obige Situation nicht richtig interpretieren konnte. Ich glaubte, dem armen Mann ging es jetzt an den Kragen und saß schreckensstarr auf meinem Stuhl. Oder das Kanguruh Skippy jagte einen Bösewicht auf einen Baum – was ich auch nicht komisch fand. Wenn der Stress zu groß wurde und ich es gar nicht mehr aushalten konnte, kniff ich die Augen ganz fest zu (eine Taktik, die ich heute immer noch praktiziere). Das blieb leider nicht unbemerkt.

Ende der 70er/Anfang der 80er kamen dann Zombi- und Horrorfilme in Mode. Sie ahnen es: Da kam ich wirklich in Bedrängnis mit meiner Empfindlichkeit. Als Schülerin ging ich mit meinen Freundinnen häufig in ein finsteres Kellerlokal, wo am Nachmittag Videos gezeigt wurden. Dort wurde ich häufig Zielscheibe freundlichen Spotts – was mich aber nicht daran hinderte, trotzdem hin zu gehen. Meine Empfindlichkeit war mir, ehrlich gesagt, selbst peinlich. Dass ich hochsensibel bin, wusste ich damals ja nicht. Ich habe es anderen und mir selbst so erklärt, dass ich ohne Fernsehen groß geworden bin und keine Gelegenheit hatte, mich an die dort dargestellten Gräuel zu gewöhnen. Den anderen machte es ja scheinbar nichts aus, da konnte kommen, was wollte. Zwar ahnte ich vage, dass es mir einfach nicht gut tat, diese gruseligen Filme zu sehen, aber dabei blieb es dann auch.

Bis zu meiner ganz persönlichen Apokalypse, dem Tag, der mein Leben veränderte. Es war der Tag, an dem der erste Teil von „Freitag, der 13.“ lief. Ich weiß bis heute nicht, wie ich die ganze Abschlachterei in dem Feriencamp überhaupt ausgehalten habe. Dabei kam das wirklich Schreckliche erst in den letzten Minuten. Da stellte sich nämlich heraus, dass eine Frau, die Mutter eines Kindes, das von anderen Kindern in einen See getrieben worden und augenscheinlich umgekommen war, der zornige Racheengel war. Und das wirklich allerschlimmste an dem ganzen Film war für mich, dass diese völlig harmlos aussehene Mutti mit blonder Dauerwelle den Mund öffnete und eine Kinderstimme heraus kam, die sagte: „Töte sie, Mami, töte sie!“ Darüber wurde ich fast psychotisch. Diese Sekunden verfolgten mich monatelang in einer Endlosschlaufe. Wenn ich mich abends ins Bett legte und daran dachte, begann ich zu zittern und zu beben und konnte mich einfach nicht mehr beruhigen. Selbst heute, wo ich den Rest des Films vergessen habe, ist diese Erinnerung noch sehr präsent.

Nachdem es mir einige Tage lang sehr schwer gefallen war, Schlaf zu finden, habe ich dann endlich eine Entscheidung mit allen Konsequenzen für mich getroffen. Mir endlich eingestanden, dass ich so etwas nicht ertragen kann – warum auch immer. Und auch, dass Schluss sein muss mit dem nachmittäglichen Filme gucken – auch, wenn es bedeutet, dass ich einen Schritt zurück machen muss von meinem Freundeskreis. Kurioserweise erinnere ich mich überhaupt nicht daran, dass dies schwierig war – sehr wohl erinnere ich mich aber daran, dass ich unglaublich erleichtert war, als wäre eine große Last von mir genommen.

So geht und ging es mir in Sachen Hochsensibilität mit vielen Dingen: dass ich dachte, das Schlimme wäre, mich deutlich abzugrenzen und etwas nicht mehr zu tun, während in Wirklichkeit das wirklich Schlimme ist, etwas zu tun, womit ich gar nicht klar komme. Kennen Sie das? Haben Sie Ähnliches auch schon erlebt? Dann freue ich mich, wenn Sie es mit uns teilen.

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

Bild von Vidmir Raic auf Pixabay 

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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2 Kommentare

  1. Heike Rapp

    Ja, oft ist Nein-Sagen sehr erleichternd, man traut es sich nur oft nicht. Was mögen die anderen denken, wie stehe ich denn da, darf ich mir das erlauben? Ich denke jeder hat Verständnis für ein klares „Nein, das möchte ich nicht“. Warum sollte man zu anderen fürsorglicher sein als zu sich selbst? Ich versuche ehrlich zu sein und gut zu überlegen, was ich mir zumuten möchte und was nicht. Und nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen.
    Heike Rapp

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  2. Uta Kroder

    Das Haus der Krokodile fand ich als Kind auch absolut gruselig ….

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