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Move it!?!

Move it!?!

Es ist natürlich immer ein wenig fragwürdig, zu behaupten, dass hochsensible Menschen dies und das tun, weil nicht immer alles auf alle zutrifft. Aber eine Beobachtung, die ich gemacht habe ist, dass hochsensible Menschen sehr, sehr häufig viel zu viel in ihrem Kopf sind und viel zu wenig in ihrem Körper.

Dies bedeutet zum Beispiel, sehr wenig Verbindung zum eigenen Körper zu haben, körperliche Empfindungen wenig wahrzunehmen (geschweige denn sie benennen und lokalisieren zu können), und das kann selbst dann gültig sein, wenn Sie unter chronischen Schmerzen leiden. So ein Fibromyalgie-Schmerz kann ja praktisch überall gleichzeitig sein.

Ich selbst kenne beides ja selbst nur zu gut und kann sogar sagen, dass ich eine sehr lange Zeit eine regelrechte Aversion dagegen hatte, mich überhaupt mit Methoden zu beschäftigen, bei denen es darauf ankommt, in den Körper hineinzuhorchen und zu spüren, was dort vor sich geht.

Feldenkrais war mir ein Gräuel

und machte mich ungeduldig und gereizt. Auch dem Bodyscan konnte ich nichts Gutes abgewinnen. Heute vermute ich, dass diese Haltung vermutlich darin begründet war, dass ich die Beschäftigung mit meinen eigenen körperlichen Empfindungen irgendwie als bedrohlich empfunden habe. Und ich wusste ja auch gar nichts damit anzufangen.

Im Laufe des Lebens habe ich bis zu einem bestimmten Punkt

in Sachen Körperwahrnehmung vor allem eines gelernt:

das interessiert niemanden. Die Ärzte am wenigsten. Wenn es unerklärlich ist, dann ist es eben „psychosomatisch“. Was ja immer den Beigeschmack von „eingebildet“ hat/hatte.

Dabei war die Übelkeit, die mich z. B. jahrelang begleitet hat (egal, was ich aß, trank oder was ich machte) für mich durchaus sehr präsent. Aber weil kein Arzt (wirklich kein einziger) das jemals richtig ernst nahm, habe ich aufgehört, meine eigenen Empfindungen auch ernst zu nehmen, sie einfach hingenommen als unerklärlich und unheilbar und versucht,

meinen Körper so weit wie möglich zu ignorieren

und vergessen. Der machte ja sowieso nichts als Ärger.

Bis ich eines Tages

mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren wurde

und von der Bahre aus direkt auf dem OP-Tisch gelandet bin. 30 Minuten später wäre vielleicht zu spät gewesen, habe ich später erfahren. Und am Tag vorher war ich noch bei meiner Ärztin gewesen und hatte sie angefleht, mir ein Mittel gegen Magenschmerzen zu geben, die zu diesem Zeitpunkt ziemlich schlimm waren. Sie hat dann ein Rezept herausgerückt – ohne mich zu untersuchen. Sie hatte mich längst aufgegeben.

Warum erzähle ich Ihnen das?

Bestimmt nicht um Ihnen Angst zu machen. Vielmehr ist mir an diesem Tag klar geworden, dass ich in diesen Schlamassel geraten bin, weil ich mich einer Sache schuldig gemacht habe: ein Verbrechen gegen mich selbst sozusagen:

Ich hatte mich und meinen Körper vergessen.

Für mich war dieser Moment des dem-Tod-von-der-Schüppe-springens definitiv

ein Wendepunkt.

Ich habe da verstanden, dass alles was ich tue (oder eben auch nicht tue) Konsequenzen für mich selbst hat. Und dass ich, wenn ich leben will, meinen Körper nicht vergessen darf.

Das hat allerdings nicht zu einer grundlegend anderen Einstellung meinem Körper gegenüber geführt. Eher zu mehr schlechtem Gewissen mir selbst gegenüber. Denn so oft war ich nicht in der Lage, die für meinen Körper richtigen und Notwendigen Maßnahmen umzusetzen: Wenn ich nur daran denke, dass es Jahre gedauert hat, bis ich wirklich bereit war, das Konzept MILCHFREI mit allen Konsequenzen umzusetzen – glutenfrei war ein Klacks im Vergleich – winde ich mich innerlich.

Zum Glück höre ich nie auf zu lernen. Ich glaube, ich habe schon an anderer Stelle vom HEAL-Summit erzählt, dem ich 2018 gefolgt bin. Dabei habe ich etwas besonders Schönes gelernt:

DEIN KÖRPER IST NICHT DEIN FEIND.

Dies war jedenfalls die übereinstimmende Aussage fast aller namhaften Referenten. Auch

dass es so etwas wie Autoimmunkrankheiten gar nicht gibt.

Sondern, dass alles, was der Körper macht (und scheine es uns auch noch so unverständlich) nur deshalb geschieht, weil der Körper uns vor anderen Dingen schützen möchte, die er als schlimmer erachtet.

Für mich war das eine unglaubliche Erleichterung.

Es bedeutete auch so etwas wie Verantwortung abzugeben. Mein Körper weiß viel mehr als ich und ich kann seiner Weisheit vertrauen. Das war die riesengroße erleichternde Lernerfahrung, die sich für mich daraus ergeben hat. Und – danach war ich dann auch in der Lage, wirklich weitgehend milchfrei zu leben. Auch wenn ich auf den heißgeliebten Käse verzichten muss, bedeutet gerade dieser Verzicht ein sehr großes Stück Lebensqualität mehr.

Von daher ist eine wirklich sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung des eigenen Lebens die Zuwendung zum eigenen Körper.

Den eigenen Körper wichtig zu nehmen

bedeutet so viel für uns. Von daher kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen, sich irgendetwas zu suchen, was Ihnen die Möglichkeit gibt, regelmäßig mit Ihrem Körper in Kontakt zu treten, irgendwas, was Ihnen ein gutes Körpergefühl vermittelt.

Eigentlich sollte dieser Beitrag sich mit Tanzen beschäftigen, aber offensichtlich wollte etwas ganz Anderes heraus … das Tanzen hebe ich mir für später auf …

Was gibt Ihnen ein gutes Körpergefühl? Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare.

Herzliche Grüße,
Ihre
Monika Richrath

Bild von Yerson Retamal auf Pixabay

Was die Seele essen will – eine Rezension

Was die Seele essen will – eine Rezension

2016 war offenbar ein Jahr mit äußerst spannenden Bucherscheinungen, die wegen der Krankheit meiner Mutter samt und sonders an mir vorbeigegangen sind. Zum Glück ist es aber nie zu spät, früher oder später finden die richtigen Bücher dann doch in mein Leben – was wieder mal zeigt, dass es einen richtigen Zeitpunkt gibt für alles …

2016 hätte ich dieses Buch vielleicht nicht zu würdigen gewusst, die vorgeschlagene Therapie als zu teuer abgelehnt und nicht verstehen können, auf welche magische Weise dieses Buch mein Leben verändern kann. Wie auch immer „Was die Seele essen will“ kam zu mir in einem Augenblick, indem ich tatsächlich (wieder einmal) relativ verzweifelt war wegen meiner Ernährung. Es gelang mir einfach nicht, grundsätzlich etwas zu bewegen in Sachen Vitalität und Gewicht. Spätestens, nachdem ich den Stimmungstyp-Test gemacht hatte, war klar, warum das so ist. Denn mir fehlen diverse Neurotransmitter.

Julia Ross, die Autorin

ist Psychotherapeutin und behandelt Ess-, Sucht,- und Stimmungsprobleme in der Nutritional Therapy Institute Clinic in Kalifornien und forscht im noch relativ unbekannten Feld der „Ernährungspsychologie“. Bei der Behandlung der Patienten in ihrer Klinik hat sie festgestellt, dass diese häufig Ungleichgewichte in der Gehirnchemie aufweisen, was zu bestimmten psychischen und körperlichen Symptomen führen kann. Lt. Julia Ross entstehen sogar durch den Mangel an bestimmten Stoffen im Gehirn Gefühle, die sie als unecht bezeichnet, auch wenn diese sehr real (und schmerzlich) erlebt werden.

Sie unterscheidet vier Stimmungstypen:

  1. Die dunkle Wolke (Serotoninmangel)
  2. Die Bla-Depression (zu wenig Katecholamine)
  3. Ein Übermaß an Stress (zu wenig GABA)
  4. Überempfindlichkeit (zu wenig Endorphine)

Ich hatte mich ehrlich schon öfters gefragt

ob Hochsensibilität vielleicht auch durch ein chemisches Ungleichgewicht im Körper versursacht werden kann?

von daher habe ich dieses Kapitel ziemlich aufgeregt verschlungen (Allerdings glaube ich, dass dies noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist für die Gründe von Hochsensibilität).

Was das Buch „Was die Seele essen will“ so bestrickend macht, ist der Handbuchcharakter mit ganz klaren Handlungsanweisungen.

Am Anfang steht der bereits erwähnte Stimmungstyp-Test, mit dem Sie herausfinden können, was Ihnen fehlt. (In meinem Fall so ziemlich alles). Eigentlich sollten wir die erwähnten Neurotransmitter mit der Nahrung aufnehmen, was heute aber nicht in ausreichendem Maß passiert, weil entweder unsere Nahrung falsch ist oder an Nährwert eingebüßt hat.

Sobald klar ist, was Ihnen fehlt,

können Sie sich damit auseinandersetzen, welche Nahrungsergänzungen Ihnen beim Wiederherstellen der Hirnchemie helfen. Julia Ross hat hier jede Menge Pläne vorbereitet und gibt Ideen mit Stoffen, die helfen könnten und auch mit Alternativen. Zur Steigerung des Serotoninspiegels haben Sie beispielsweise verschiedene Optionen wie die Einnahme von L-Tryptophan, 5-HTP oder Johanniskrauttinktur.

Dies kann natürlich aber alles nur kurzfristig nützen, wenn nicht langfristig eine Ernährungsumstellung erfolgt, zu guter und proteinreicher Nahrung. Ein kleiner Rezeptteil (der zudem so gehalten ist, dass man Zutaten gut austauschen kann) hilft bei der Umorientierung und Umstellung. Mein Kritikpunkt ist hier allerdings, dass die Rezepte doch Zutaten aus der Schlechte-Laune-Nahrung enthalten – und sehr fleischlastig sind. Als Veganer werden Sie hier nur ganz bedingt fündig, obwohl ich schon glaube, dass die Sammlung sich zumindest als Ideengeber eignet.

Ebenso wichtig ist dabei der Verzicht auf alles, was Sie nicht vertragen. Julia Ross beschäftigt sich eingehend mit den Lebensmitteln, mit denen viele Menschen Schwierigkeiten haben, der

Schlechte-Laune-Nahrung.

Ich selbst weiß ja von meiner Gluten- und seit neuestem auch Kaseinunverträglichkeit, bin aber noch nicht auf die Idee gekommen, dass ich Soja nicht gut vertragen könnte. Der Verzicht auf Soja brachte fast sofort eine Besserung im körperlichen Wohlbefinden.

Was mir ganz besonders gefallen hat, ist dass Julia Ross das Thema HPU/KPU immer wieder zur Sprache bringt, eine Stoffwechselstörung, mit der viele hochsensible Menschen zu tun haben. Sie kann dafür sorgen, dass dem Körper wichtige Vitalstoffe fehlen, die für Umwandlung eines Stoffes in einen anderen benötigt werden.

Das ganz besondere, extragroße Plus sind die vielen Zusatzkapitel am Ende des Buches. Es gibt für jedes etwas: eines für die Schilddrüse, eines über HPU/KPU, eines über die Nebennieren, eines über Sexualhormone – zusätzlich zu einem extra Kapitel über Heißhunger und einem über Süchte. Ganz einfach erklärt uns Julia Ross dabei die Zusammenhänge, wie alle diese Organe miteinander zusammenhängen und aufeinander einwirken. Wir erfahren auch, warum Übergewicht, Gelüste und Süchte auch immer mit einem Neurotransmittermangel zusammenhängen, äußerst spannend.

Die Seiten mit den Extrawarnhinweisen fand ich besonders wertvoll. So wusste ich gleich, warum ich von dem Aminosäure-Kombi-Präparat (supergetestet beim Heilpraktiker) sofort Kopfschmerzen bekam. Es lag vermutlich an dem L-Phenylalanin, das ich als Hashimoto-Patientin offenbar nicht gut vertrage.

Summa Summarum, bin ich vollkommen begeistert von diesem Buch, und habe alle Kapitel hintereinander weg verschlungen.  Alle diese Nahrungsergänzungen kosten natürlich ihr Geld, aber wenn man die Gehirnchemie erst einmal wieder auf einen guten Weg gebracht hat, soll sie lt. Frau Ross auch so bleiben und ich für mich spricht nichts dagegen, es nach und nach umzusetzen. Ich probiere es erst einmal mit L-Tryptophan …

Ich bin natürlich neugierig, ob Sie vielleicht schon Erfahrungen mit der Einnahme von Neurotransmittern gemacht haben und was sich dadurch für Sie verändert hat. Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare.

Herzliche Grüße,
Ihre
Monika Richrath

Julia Ross
Was die Seele essen will – die Mood Cure*

Klett-Cotta
ISBN 978-3-608-96182-9
14,95 €

Embrace – sich selbst annehmen

Embrace – sich selbst annehmen

Es ist schon ein wenig verrückt, dass es in unserer heutigen Zeit voller Medienpräsenz und Reizüberflutung doch immer noch Menschen gibt, die sich mit ganz einfachen genialen Ideen durchsetzen. Die Australierin Taryn Brumfitt  und Mitproduzentin Nora Tschirner wollten sich nicht länger damit abfinden, dass 91 % aller Frauen weltweit am eigenen Körperbild und mit dem eigenen Körper leiden. Das Projekt Body Image Movement entstand. Taryn Brumfitt reiste ein paar Wochen lang kreuz und quer durch die Welt um mit verschiedenen Frauen zu sprechen. Heraus kam dabei ein sehr aufwühlender, berührender und aufrührischer Dokumentarfilm.

–Letztes Wochenende wurde ich über Facebook auf den Film Embrace aufmerksam gemacht. Klingt interessant, dachte ich mir, mit dem Thema „Körperbild“ hatte ich mich selbst schon häufiger auseinandergesetzt und hatte auch das Glück diesen Film im Kino ansehen zu können (er läuft nur in einigen Kinos). Als ich danach wieder ein wenig benommen ins Tageslicht stolperte, war ich total geflasht.

Gefühlschaos

In mir brodelte ein wilder Gefühlsmix. Unendliche Begeisterung („Ich buche ein Fotoshooting“, „Ich kaufe mir einen großen Spiegel“), unendliche Trauer über das, was ich gehört und gesehen habe (wunderschöne Frauen, die ihre eigene Schönheit nicht wahrnehmen können, ein bis zum Skelett abgemagertes Wesen, Berichte über in der Modebranche verbreitete Praktiken wie das Zu sich nehmen von Wattebäuschen …) unendliche Wut über das, was uns angetan wird (Modellbilder werden digital bearbeitet und sind darum für uns unerreichbar) und das, was wir uns selbst antun (wir vergeuden unsere Energie). Ich gebe zu, ich hatte schon gehört, dass Modellbilder heutzutage digital bearbeitet werde.

Was ich aber nicht begriffen hatte: Wenn ich an einer Bushaltestelle stehe, wo auf einer Werbung ein schlankes Modell mit einer sehr sexy Taille abgebildet ist und ich mir dieses Bild ansehe und dabei sehnsüchtig denke: „So möchte ich auch gerne wieder aussehen!“, dann bin ich der Werbebranche auf den Leim gegangen und habe mich selbst verlassen …

Jetzt hat es Klick gemacht

Ich leide schon ziemlich lange an meiner eigenen Ambivalenz meinem Körper gegenüber. Und das hat durchaus auch etwas mit Hochsensibilität zu tun.

Lange habe ich gegrübelt, wann es eigentlich angefangen hat, aber ich kann keinen richtigen Anfangspunkt ausmachen. Sicher ist: als die Erschöpfung überhand nahm, verschwand zuerst meine Vitalität. Dann, als es mit dem Stress und der Erschöpfung immer so weiter ging (gute zwei Jahre), wurde es mit der Fibromyalgie so schlimm, dass ich auf längere Zeit arbeitsunfähig wurde. Zu dem Zeitpunkt konnte ich auch nicht mehr schlafen und war darum damit einverstanden, es einmal mit einem Antidepressivum zu probieren, das man mir in der Reha ans Herz legte. Es war kein völliger Misserfolg, denn ich konnte nach einiger Zeit wieder schlafen, sonst bewirkte es nur, dass ich zunahm.

Innerhalb eines Jahres wog ich 10 kg mehr.

Das war schrecklich, weil ich mein ganzes vorheriges Leben (bis auf eine kurze Zeit in der Pubertät) sehr schlank war und eigentlich auch essen konnte, was ich wollte. Ein Teil dieses Gewichts war übrigens auf Wassereinlagerungen zurückzuführen.

Monika Richrath mit 49 Kg

49 kg – der absolute Gewichtstiefpunkt

Wenn es mir richtig schlecht ging, verging mir sowieso der Appetit. Einmal bin ich auf diese Weise auch gefährlich nahe an eine Essstörung herankgekommen (denke ich mir heute). Damals lud mich meine Freundin immer schon zum Essen ein, weil sie sich Sorgen machte und mich aufpäppeln wollte. Dabei hatte ich gar nichts mit bewusstem Abnehmen oder Kontrolle im Sinn. Ich habe so gelitten an mir selbst und meinem Leben, dass ich einfach keinen Hunger hatte … Diese Zeit gehört auf jeden Fall zu den Tiefpunkten meines Lebens, auch wenn es mir damals nicht bewusst war.

Monika Richrath auf Burg Eltz mit 56 kg

Mein „Normalgewicht“ von 54 kg

Irgendwie habe ich es dann doch wieder auf 54 kg geschafft und da blieb ich dann. Ich fand es selbst sonderbar, dass ich niemals zunahm, aber fühlte mich zumindest in diesem Punkt mit meinem Körper im Reinen, obwohl ich jede Menge Bilder habe, von denen mir erst in jüngster Zeit aufgefallen ist, wie ausgezehrt ich darauf aussehe.

Monika Richrath mit 64 kg

64 kg nach der Kur

Zurück zur Kur 2009. Zwar half sie mir, mein Leben danach Schritt für Schritt wieder aufzubauen, aber gewichtstechnisch war es der Beginn einer Körperkatastrophe. Als solche habe ich sie jedenfalls lange betrachtet. Ich erkannte mich selbst nicht wieder! Immer wenn ich in den Spiegel sah, war ich verblüfft und frustriert, dass mir da dieses leicht moppelige Gesicht entgegenblickte. Ha! Heute würde ich mich vermutlich sehr freuen, wenn ich es jemals schaffen sollte, wieder nur 64 zu wiegen!

Monika Richrath mit 77 kg

Noch ein Tiefpunkt: 77 kg

Denn das war im Grunde genommen nur der Anfang. Seitdem habe ich ständig und permanent zugenommen und mich immer weiter von mir selbst und meinem Körper entfremdet. Von der Liebe zu meinem eigenen Körper auch. Obwohl ich das Antidepressivum nach einem Jahr wieder abgesetzt habe, ist es mir nicht gelungen, wieder abzunehmen. Das hatte ganz viele, verschiedene Ursachen. Zum einen habe ich Essen als Trost entdeckt und bin vom zu-wenig-Essen eher in die Sparte des Zu-viel-Essens hinübergewechselt. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt, ist die Tatsache, dass mir die Vitalität für bestimmte Dinge fehlte. Ich hatte einfach nicht die Kraft und Energie mehr, bestimmte Dinge zu tun, wie für Sport, Ausgehen usw. Früher war ich den ganzen Tag lang immer herumgerannt, damit war schon lange Schluss. Auch die Wechseljahre, in denen der Körper sich ja ganz neu organisiert, haben sicher eine Rolle gespielt. Trotzdem habe ich mich unendlich geschämt dafür, dass es mir nicht gelang, dieses Zusatzgewicht wieder loszuwerden, habe mir das als persönliches Versagen angekreidet.

2014 brachte eine Wende

Eine Seminarteilnehmerin hatte mich auf HPU (Hämopyrrollaktamurie) aufmerksam gemacht, ein Vitalstoffmangel im Körper, der seine Funktion beeinträchtigt. Das setzte eine ganze Kaskade von Ereignissen in Gang. (Über HPU schreibe ich demnächst einen gesonderten Artikel, denn es scheint, dass viele hochsensible Menschen davon betroffen sind.) Jedenfalls kam ich so zu einer Heilpraktikerin, die mir einen Progesteronmangel und eine Nebennierenschwäche bescheinigte. Auf der körperlichen Ebene gibt es also durchaus Erklärungen für die Gewichtszunahme und die Unfähigkeit wieder abzunehmen. Der Progesteronmangel sorgt zum Beispiel für die Wassereinlagerungen, die Nebennierenschwäche für die fehlende Vitalität. Übrigens – bei  HPU kann es vorkommen, dass man in der Jugend übernatürlich schlank ist und im Alter dann übergewichtig.

Es gab aber auch psychologische Ursachen

Vor einigen Wochen habe ich mich z. B. daran erinnert, dass ich mir irgendwann mal geschworen hatte, nie mehr so zu sein wie früher, vielleicht hat mein Körper das sehr wörtlich genommen. Ich habe u. a. diesen Schwur beklopft, noch eine kleine Lymphmassage entdeckt, die ich nun täglich mehrmals mache. Dazu kommt, dass die Behandlung meiner Heilpraktikerin nach einem Jahr Früchte trägt und ich einen deutlichen Vitalitätszuwachs spüre. Langsam habe ich das Gefühl, mir meinen Körper zurück zu erobern.

Eine Erkenntnis

Neulich ist mir der Gedanke gekommen, dass es mir eigentlich egal ist, wieviel ich wiege, solange ich nur vital bin. Die fehlende Vitalität ist das schlimmste: das Gefühl, tonnenschwer, unbeweglich zu sein und mich nicht wirklich so bewegen zu können, wie ich möchte. Eingeschränkt zu sein in meiner Bewegungsfreiheit, denn dies zieht sich durch alle Lebensebenen hindurch.

Erleichterung

Da kam Taryn Brumfitt mit ihrem Film wirklich gerade richtig! Und ich habe nun entschieden, nicht länger Energie darauf zu verschwenden, wie mein Körper aussieht, sondern mich eher damit zu beschäftigen, was ich tun kann, damit mein Körper sich besser fühlt – wie ich das ja auch schon seit längerer Zeit mache.

Plötzlich habe ich auch einen Weg gefunden um mit der allgegenwärtigen Werbung an den Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel umzugehen: ich gucke einfach weg, bzw. stelle meinen Blick auf unscharf und sage mir „Das ist nicht real“, quasi wie im Supermarkt, wo lauter Dinge stehen, die mir nicht gut tun.

Alles in allem habe ich das Gefühl, dass sich in der letzten Woche, seit ich den Film gesehen habe, ganz viel verändert hat. Alleine dadurch, dass ich die Entscheidung getroffen habe, loszulassen, jemals wieder meine Figur aus der Jugend zurückzubekommen. Dafür habe ich nun jede Menge Energie für andere Projekte übrig. Zum Beispiel mir selbst Kleidung zu nähen, die mir gefällt und in der ich mich wohlfühle …

Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von Ihnen einen ähnlichen Weg durchlitten haben und kann Ihnen nur ans Herz legen, sich diesen Film anzusehen. Er hat wirklich lebensveränderndes Potential!

Es ist mir bewusst, dass dieser Beitrag ungewöhnlich viele Links enthält, aber es ist mir ein echtes Anliegen, Sie für diesen Film zu interessieren. Wenn Sie sich den Stern-TV-Clip ansehen, wird gleich klar, wie verzerrt unsere Körperwahrnehmung häufig ist. Ich fand das total herzzerreißend.

Was ich leider nicht mehr wiedergefunden habe, ist der Link, mit dem Sie herausfinden können, wann der Film läuft. Wie gesagt, immer nur an einigen Tagen, kümmern Sie sich am besten gleich darum, wenn Sie den Film sehen möchten, oder kaufen Sie ihn auf DVD.

Wie sehen Sie Ihren Körper? Haben Sie etwas Ähnliches erlebt wie ich? Oder etwas ganz anderes? Ich freue mich sehr über Ihre Kommentare.

Herzlichst,

Ihre
Monika Richrath

de_DEDeutsch