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Lärm führt in der Hochsensibilität häufig zu Stress und Überforderung

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Versteckte Wohnstresse beseitigen

von Monika Richrath

6. August 2017

Wohnen bedeutet, in einer vertrauten Umgebung zu sich selbst zu kommen. Wohnen bedeutet, sich regenerieren zu können, sich zurückziehen zu können und die Akkus wieder aufzuladen.

Hier hat Stress nichts verloren. Und doch gibt es Wohnstress, der uns häufig gar nicht bewusst ist. Hochsensible sind für verstecke Wohnstresse anfälliger, eben weil sie sehr sensibel sind und die Eindrücke intensiver wahrnehmen.

Wo lauern die versteckten Wohnstresse? Häufig sind es Dinge, die gerade modern sind, wie viel zu viel Glas. Etwas, das gerade dann, wenn wir Schutz und Geborgenheit brauchen, nicht unseren Bedürfnissen entspricht. Aber auch das genaue Gegenteil kann Stress verursachen. Kleine Fenster, wenig Licht und dunkle Farben bewirken eine Beengung, die uns nicht gut tut. Sollen wir also überall den „goldenen“ Mittelweg gehen?

Meine Antwort ist ganz klar NEIN, weil wir dann indifferente Räume schaffen. Wir brauchen Räume, die unseren Bedürfnissen entsprechen, oder die wir entsprechend unseren Bedürfnissen anpassen können. Wir brauchen Sonne und wir brauchen Blickschutz. Dies sollte sich verbinden lassen.

Haus Kubus mit Holzelementen am AbendWohnstress Einblick

Wie bereits erwähnt, kann der Modetrend Glas zu einem massiven Stressfaktor werden. In einem meiner Artikel, zum Thema „Authentisch Wohnen“, habe ich beschrieben, wie Modetrends unsere Bedürfnisse zudecken. Damit verhindern wir Erholung und schaffen Stress. Was auf diesem Bild behaglich aussieht, ist von innen betrachtet weit weniger attraktiv, weil wir uns in einem schutzlosen Raum befinden. Mangelnder Blickschutz ist mittlerweile einer der häufigsten Wohnstresse. Besonders in Gebäuden aus den letzten Jahren, kommt dies sehr häufig vor.

Modetrends vs. Bedürfnisse

Dieses Haus ist modern gestaltet und entspricht dem Trend nach Transparenz und Offenheit. Es kann bestimmt auch als gelungene Architektur bezeichnet werden. Es kann sein, dass Dir dieses Haus gefällt, und dass Du dieses Haus vielleicht auch kaufen würdest. Ich möchte auch durchaus offenlassen, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich darin wohl fühlen würden. Was ich jedoch ganz klar vermitteln möchte: Durch trendige Gestaltung und durch moderne Architektur werden wir verleitet, einige unserer wesentlichen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen. Nämlich das Bedürfnis nach Schutz, Geborgenheit und Behaglichkeit. Auch das Bedürfnis nach einem konfliktfreien Zusammenleben wird oft untergraben. Wir haben dann zwar ein modernes Haus, das wahrscheinlich vielen Menschen gefällt, jedoch kaum Geborgenheit bieten kann.

Wohnstress Zusammenleben

Im Zusammenleben, sei es in der Familie, als Paar oder auch in einer anderen Wohngemeinschaft, erleben wir fast immer auch Konflikte. Dies ist natürlich, weil wir alle verschiedene Bedürfnisse haben. Unterschiedliche Bedürfnisse sind jedoch die Ursache von Konflikten. Problematisch wird es, wenn die Wohnung diese Konflikte verstärkt, bzw. wenn es raumbedingt nicht möglich ist, gewisse Konflikte zu lösen. Meist ist dies bei zu offenen Grundrissen der Fall. Modern sind Häuser, wo der Gemeinschaftsbereich von Kochen, Essen und Wohnen ohne Abgrenzung ineinander über geht. Um zu veranschaulichen, wo die Probleme dabei liegen, möchte ich einfach einige Alltagssituationen beschreiben:

  • Du kommst von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und die Kinder spielen im Gemeinschaftsbereich. Du wünscht Dir Ruhe und eine halbe Stunde abschalten. Wenn es keinen Rückzugsraum gibt, so kannst Du dieser Situation nicht entfliehen und wirst dies mürrisch über Dich ergehen lassen
  • Dein Partner hat Besuch und Du willst nicht dabei sein. Bei einem offenen Wohn- Essbereich bleibt möglicherweise nur noch das Schlafzimmer als Ausweichvariante
  • Ein Kind will am Esstisch Hausübungen machen und braucht dazu Deine Unterstützung. Die anderen, jüngeren Kinder, spielen im Gemeinschaftsbereich, machen Lärm und toben. Du versuchst sie zur Ruhe zu bringen, was Dir wahrscheinlich nicht gelingen wird, weil Du Dich ja auf das Kind mit den Hausübungen konzentrierst.

Die Lösung für diese Form von Wohnstress ist es stets, Zonen zu schaffen und diese voneinander abzugrenzen. Sobald 2 Personen zusammen leben, ist die Minimumvariante 2 Aufenthaltsräume, unabhängig von den Schlafzimmern, damit ein aktiver und ein passiver Bereich geschaffen werden kann. Stehen diese Räume nicht zur Verfügung, können Nischen eine Lösung anbieten, die man auch mit Raumteiler schaffen kann.

Wohnstress Reizüberflutung

Die mediale Reizüberflutung ist in aller Munde. Umso wichtiger wird es immer mehr, zumindest Zuhause Ruhezonen zu schaffen, und dies hat viel mit Gestaltung zu tun. Menschen, die in der Natur sparzieren gehen, verarbeiten Stress wesentlich schneller als Menschen, die in einer Stadt sparzieren gehen. Diese einfache Tatsache sollte uns animieren, diesen Erholungseffekt auch in die Wohnung zu holen. Stattdessen streben wir nach klaren Linien und einer Farbgebung, die keine ist. Weiß – Grau – möglicherweise sogar Schwarz. Auch hier spielt der Modetrend unsere Bedürfnisse aus. Forscher haben herausgefunden, dass jenes satte Grün, das wir so häufig in der Natur sehen, Stresshormone senkt. Exotische Bäume mit roten Blättern, entfalten bei Weitem nicht die erholsame Wirkung, wie Bäume mit unserem Grün. Die Natur ist in uns genetisch verankert und wirkt jeder Reizüberflutung entgegen. Einige Möglichkeiten der Reizüberflutung habe ich in „Die Heilkraft der Natur“ beschrieben. Farben, Bilder und andere Accessoires können Gesten der Natur sein und damit deren Wirkung in unsere Räume bringen. Dadurch erreichen wir auch, dass Wohnen gesund macht.

Was können wir machen?

Um nicht in die Falle der versteckten Wohnstresse zu geraten, können wir uns folgende Fragen stellen:

  • Erlebe ich in meiner Wohnung einen Mangel an Geborgenheit und Schutz?
  • Kommt es im Zusammenleben mit meiner Familie immer wieder zu Konflikten, die eigentlich nicht sein müssten?
  • Fällt es mir in meiner Wohnung schwer, zur Ruhe zu kommen und Stress zu verarbeiten?

Wenn Du eine dieser Fragen mit Ja beantwortest, dann solltest Du der Ursache auf den Grund gehen. Die Ursachen können vielfältig sein, und möglicherweise gibt es eine Reihe von Stressfaktoren, die entschärft werden sollten. Hier einige Beispiele.

Blickschutz für unsere Geborgenheit

„Sehen ohne gesehen zu werden“ gibt Sicherheit. Dieses Bedürfnis stammt aus unserer Stammesgeschichte, wo es galt Gefahren zu erkennen und selbst möglichst unsichtbar zu sein. Man könnte meinen, dies ist heute nicht mehr relevant – sagt der Kopf. Aber unser Gefühl spricht eine andere Sprache. Das Bedürfnis nach Geborgenheit können wir nicht negieren, es wird uns immer begleiten, es ist ein genetisches Erbe aus unserer Evolutionsgeschichte.

Wenn Du an einem Platz zu wenig Geborgenheit spürst, ist der erste Schritt, auf fehlenden Blickschutz zu achten. Hast Du eine Glasfläche identifiziert, die Dir nicht behagt, solltest Du noch überlegen, in welchem Bereich das Glas verdeckt sein sollte. Rollläden und Jalousien lassen sich nur von oben nach unten schließen, was nicht optimal ist. Vor allem bei raumhohen Fenstern und Türen sollte eher der Brüstungsbereich verdeckt werden. Dies kann man mit Plissees erreichen, die man meist beliebig verschließen kann, also auch von unten nach oben.

Lichtqualität für unsere gute Stimmung

Für unser Empfinden und unsere Stimmung ist nicht nur die Lichtstärke entscheidend, sondern vor allem die Lichtfarbe. Durch warmes Licht (3000 Kelvin und weniger) erreichen wir Entspannung und Erholung, durch kühles Licht (5000 Kelvin und mehr) erreichen wir Aktivierung und geistige Frische. Dies spiegelt sich auch im Tagesverlauf wider. Morgens ist das Licht kühler als abends und unterstützt damit auch das Aufwachen, wohingegen das Abendlicht Ruhe und Beschaulichkeit bewirkt. Es gibt auch Lampen, wo diese Lichtfarbe geändert werden kann, womit wir also die Lichtqualität unseren Bedürfnissen anpassen können. Wollen wir diese Lampen nicht kaufen, so sollte man sich auf die jeweilige Raumfunktion beziehen. Warmes Licht im Schlafzimmer, kühles Licht am Schreibtisch.

Schallschlucker für eine bessere Kommunikation

Räume mit viel Glas und harten Oberflächen, haben meist eine schlechte Akustik. Dies bedeutet, Du hörst nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch das Echo und das gleichzeitig. Dann wird es schwierig, den anderen zu verstehen. Längere Gespräche sind hier fast unmöglich. Gerade Hochsensible sind dabei sehr leicht irritiert.

Was wir hier brauchen, sind Schallschlucker, in Form von weichen Materialien. Es gibt etwa Fliesen und Trennwände aus Filz. Sogar schallschluckende Bilder werden angeboten. Einige dieser Elemente im Raum verbessern nicht nur die Akustik, sondern meist auch das Behaglichkeitsempfinden.

Holz und Lehm für unsere Nase

Es gibt Räume, wo sprichwörtlich dicke Luft herrscht. Schlechter Geruch kann sich in den Materialien festsetzen. Wollen wir unserer Nase etwas Gutes tun, so ist offenporiges Holz zu empfehlen. Allgemein herrscht die Meinung vor, Holz sollte unbedingt behandelt werden, und so wird es zumindest geölt. Flächen jedoch, die kaum beansprucht werden, können ruhig unbehandelt, also gehobelt, aber nicht mehr weiter behandelt werden. Was ist hier der Unterschied. Das Holz hat die Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen und bindet damit gleichzeitig diverse Geruchsstoffe. Der Meister in dieser Qualität ist jedoch der Lehm, der aus mehreren Gründen das Raumklima verbessert. Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit im mittleren Niveau (ca. 50%), wo wir Menschen uns am wohlsten fühlen. Einen Hauch von Lehmputz bekommt man auch mit Lehmfarbe in den Raum.

Mein Geschenk für Hochsensible

Speziell für hochsensible Menschen habe ich meine „8 Wohntipps“ zusammen gestellt, die Du Dir gratis herunter laden kannst. Öfters bin ich darauf angesprochen worden, ob diese Wohntipps nur für Hochsensible gedacht sind. Natürlich sind diese Empfehlungen auch für Nicht Hochsensible wertvoll. Hochsensible sind für verstecke Wohnstresse zwar anfälliger, Du wirst jedoch auch davon profitieren, wenn Du nicht weißt, ob Du hochsensibel bist. 91% aller Menschen sagen, dass Erholung und Regeneration für sie ein wesentlicher Aspekt des Wohnens ist. Im Online-Kurs „Erholsam Wohnen“, spreche ich alle diese 91% von uns an, die Wohnstresse beseitigen wollen und sich mehr Erholung wünschen.

Die Botschaft dieses Artikels ist ganz einfach

Die Hauptbotschaft dieses Artikels lautet: Deine Bedürfnisse und nicht Modetrends geben vor, wie die Räume gestaltet sein sollen, die Dir gut tun. Dabei kannst Du an mehreren Schrauben drehen, je nachdem wo in Deiner Wohnung die Stresspunkte sitzen. Im Artikel „Die 3 Wege den Wohnstress zu beseitigen“ findest Du weitere Gedanken dazu, wie man sich dem Thema nähern kann.

Viel Freude beim Wohngestalten wünscht

Herbert Reichl

Bild Reichl

Herbert Reichl

Wohnpsychologe und Planer

Spezialgebiet erholsam Wohnen 54 Jahre, verheiratet, 1 Tochter (13 Jahre) Meine beiden Berufe miteinander verbunden sind zu meiner Leidenschaft geworden. Räume so zu planen und gestalten, dass sie den Menschen entsprechen.

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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2 Kommentare

  1. Britta

    Vielen Dank für die Anregungen. Geborgen hinsichtlich Sichtschutz fühle ich mich bereits. Wo es hapert sind Gerüche – ich bewohne ein Zimmer in einem alten, etwas müffeligem Haus. Und Geräusche: Ich erlebe mich als besonders geräuschsensitiv und habe bei der Besichtigung nicht bemerkt, dass permanent das Rödeln der Heizung (oder einer anderer technischen Einrichtung) hörbar ist. Das macht es erforderlich, dass ich nachts in meinen eigenen 4 Wänden nun ab und zu mit Ohropax schlafe, was ich überhaupt nicht mag. Ich werde mir daher die Tipps gleich noch runterladen. Sehr wahrscheinlich ist diese Bleibe auch nur eine Lebensabschnittsbleibe und irgendwann geht es weiter. 🙂

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    • Ja, so geht es mir leider auch …ich bin extrem geruchsempfindlich … Herzliche Grüße, Monika Richrath

      Antworten

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