fbpx
Freundschaft ist super wichtig in der hochsensibilität

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Was wirklich zählt

von Monika Richrath

12. Juni 2016

Vor vier Monaten ist meine Mutter gestorben. Dadurch sind einige Dinge, die mir vorher auf eine eher unklare Weise bewusst waren, konkret und erfahrbar geworden, was mein eigenes Leben zutiefst erschüttert und an meinen Werten und Vorstellungen rüttelt.

1. Wir sind endlich

Ja natürlich, wusste ich, dass Menschen geboren werden und irgendwann sterben. Allerdings ist der Tod in unserer Gesellschaft ja überhaupt nicht präsent, und wenn, nur in verzerrter und bagatellisierter Form in den Medien und in Computerspielen. Es sind immer die anderen, die sterben und meistens ist das weit weg. Dabei haben wir durchaus Grund, den Tod zu fürchten, weil es ein Schritt ins vollkommen Unbekannte ist, wir nicht wissen, was auf der anderen Seite auf uns zukommt.

Ich habe die meiste Zeit meines Lebens tatsächlich eine große Furcht vor dem Tod gehegt (so sehr, dass ich schon mit sieben oder 8 Jahren vor dem Schlafengehen darum gebetet habe, im Alter einfach einzuschlafen). Ich weiß nicht, ob diese Furcht vor dem Tod natürlich ist oder nicht, jedenfalls habe ich mich ab Mitte 30 sehr intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt . Vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich dem Tod quasi von der Schippe gesprungen bin? In rund 20 Jahren habe ich so meine Angst verloren, sie hat sich eher verwandelt in Neugier, was wohl dort auf mich warten mag und manchmal sogar Freude auf das, was dann kommt (auch wenn ich nicht weiß, was es ist).

Aber das war alles abstrakt und schwebte sozusagen im luftleeren Raum. Durch den Tod meiner Mutter hat dieses Thema seine Abstraktion vollkommen verloren. Es war ja auch das allererste Mal, dass ich überhaupt einen Menschen tot gesehen habe, mit dem ich eng verbunden bin. Ich habe Endlichkeit hautnah erfahren. Und ich habe (ich nehme an, das ist ein ganz natürlicher Vorgang) begonnen, mir Gedanken um meine eigene Endlichkeit zu machen.

2. Was mache ich eigentlich?

Ich habe begonnen, mein Leben einer Prüfung zu unterziehen. Muss ich wirklich so viel arbeiten? Mich unermüdlich antreiben? Jede Woche einen Artikel veröffentlichen? So viel Stress haben? Warum kümmere ich mich nicht noch mehr um meine Hochsensibilität? Warum kümmere ich mich nicht mehr um die Erfüllung meiner körperlichen Bedürfnisse wie Bewegung und gutes Essen? Geistige Zufriedenheit? Die zwar auf lange Sicht keine Spuren von mir hinterlassen werden, aber dafür sorgen, dass es mir im Hier und Jetzt viel besser geht. Muss ich überhaupt Spuren hinterlassen? Das brachte mich zu einem weiteren Punkt

3. Wir gehen so, wie wir gekommen sind …

Menschen sind ganz unterschiedlich. Manche hinterlassen viele Spuren, andere weniger. Aber ob berühmt oder nicht, jeder Mensch muss sterben. Es gibt niemanden, für den das nicht gilt. Ich möchte auch nicht berühmt sein (denn ich habe es in gewissen Kreisen in der Vergangenheit schon zu einer Mini-Berühmtheit gebracht und somit schon die Erfahrung gemacht, dass Anonymität letztendlich ein Geschenk ist), aber natürlich schiele ich ein bisschen nach mehr finanziellem Erfolg und weniger am Schreibtisch sitzen. Das ist schon ein Erfolg, denn früher war ich sehr neidisch auf wohlhabende Menschen (ich bin in recht schwierigen Verhältnissen aufgewachsen). Durch den Tod meiner Mutter hat sich das aber nochmal relativiert, denn mir ist so richtig bewusst geworden, dass Wohlstand nichts ist, was den Tod verhindert oder was man mitnehmen kann. Man geht so, wie man gekommen ist: mit nichts.

4. Besitz hat keine Bedeutung an sich …

Auch die Dinge, die man für Geld kaufen kann, mit Bedeutung versieht und die man im Laufe eines Lebens anhäuft, haben keine Bedeutung an sich. Ganz im Gegenteil, Besitz bindet unglaublich viel Energie, das beobachte ich immer wieder bei anderen, die ständig mit der Verwaltung ihrer Dinge beschäftigt sind.

5. Es sind die Menschen, die zählen …

Das ist mir dann letztlich klargeworden, nur die Menschen zählen, und die Beziehungen, die ich zu ihnen habe. Und wenn eine verzweifelte Klientin zu mir kommt und mit leuchtenden Augen nach Hause geht oder selbst, wenn mir nur jemand dafür dankt, dass ich im Internet präsent bin und irgendwie Hoffnung vermitteln kann, dann ist das schon genug. Eine flüchtige Spur vielleicht, aber ich habe etwas bewirkt und mehr brauche ich nicht für dieses Leben.

Dazu kommt auch, dass ich merke, dass die Liebe für meine Mutter unendlich ist und nicht gebunden daran, dass sie hier ist. Natürlich vermisse ich sie wahnsinnig, aber das steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls gebe ich mir nun viel mehr Mühe mit  meiner Beziehung, meiner Familie, meinen FreundInnen und Kontakten …

Was zählt für Sie im Leben? Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare!

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

Fünf Dinge die Sterbende am meisten bedauern

Ein wunderbarer Welt-Artikel zum Thema

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

Vielleicht gefällt dir auch

Rauhnächte im Jahr 2023

Rauhnächte im Jahr 2023

Die Rauhnächte haben sich über die Jahre für mich zu etwas ganz Besonderem entwickelt. Weihnachten an sich hat in 2023 keine

4 Kommentare

  1. Gisela Schneider

    Dieser Artikel hat mich sehr bewegt und ich sehr mich in vielem wieder. Ich habe im letzten Jahr meinen Vater verloren und ei halbes Jahr vorher meine Mutter. Auch für mich war der Tod ein Thema und mir auch bewusst, dass er aus unserem Leben ständig verdrängt wird..das Leben pulsiert um uns herum und für Leid , Krankheit Tod und Trauer ist kaum noch Platz. Für mich war der Tod meiner Eltern ein Erlebnis, das mich in meinem Kern getroffen hat. Plötzlich waren die Liebsten nicht mehr da…es wurde mir mit einem Schlag bewusst, was Sterben und Nicht mehr da sein bedeutet..heute fast ein Jahr nach diesen Ereignissen ..ich war auch für vier Monate in einer Klinik, weil mein Körper ( Hautausschlag, Haarausfall) und meine Seele ( schwere depressive Episode ) gestreikt haben.. lebe ich ganz bewusst und überlege mir, was mir Freude macht..und meine Freunde haben einen ganz festen Platz…es ist von Zeit zu zeit immer noch schwer für mich dies alles zu begreifen und ich glaube, wenig unserer Gesellschaft mehr Platz für diese Thematik wäre, wäre vieles leichter.

    Antworten
    • Vielen Dank, liebe Gisela. Ja, ich finde auch, wenn der Tod in der Gesellschaft eher präsent wäre, wären viele Dinge einfacher. Als meine Mutter gestorben ist, habe ich gemerkt, dass der Umgang mit dem Tod, so wie er früher gehandhabt wurde (Sterben zuhause, Aufbahrung, Totenwache) totalen Sinn macht und für die Hinterbliebenen Trost bietet. Ich bin so unglaublich dankbar, dass meine Mutter in ihrer Wohnung sterben konnte und dass wir die Möglichkeit hatten, in einer Totenwache Abschied zu nehmen, das lässt sich überhaupt nicht in Worte kleiden …
      Herzliche Grüße, Monika

      Antworten
  2. Nina

    Liebe Monika,

    sie sprechen mir aus der Seele. Ich hab auch den Tod meiner Mutter erlebt und ich hatte auch als Kind mit 7 oder 8 angst vor dem Tod. Ich habe auch Hashimoto und hab auch erkannt, dass ich nicht funktionieren kann wie die Weltmich sehen will. Ich kann mir nicht vorstellen in einem Job 8 -10 Std. im Büro zu sitzen. Ich studiere Jura und ich merke es ist nicht meins. Ich bin ein naturkind, ich liebe Tiere, ich werde niemals Anwältin. Ich interessiere mich auch für Themen wie geistige und Körperliche Heilung. Ich hatte noch nciht den Mut mich selbständig zu machen. Ich denke dazu weiß ich auch noch zu wenig. Trotzdem hab ich mich in ihrem Bericht wiedererkannt. Das tut einfach nur gut.

    Antworten
    • Hallo, vielen Dank! Glauben Sie an Ihren Weg und viel Glück dafür 🙂 Herzliche Grüße, Monika Richrath

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

de_DEDeutsch