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Auch alte Wunden können heilen ist für hochsensible Menschen besonders interessant

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Auch alte Wunden können heilen – eine Rezension

von Monika Richrath

12. Mai 2019

Auf dieses Buch habe ich lange und ungeduldig gewartet. Dass ich es erst jetzt besprechen kann, hat mit eigenen unerwarteten Entwicklungen in meinem Leben zu tun, die mir seit letztem Jahr vor die Füße fallen. So habe ich den Erscheinungstermin des Buches verpasst, obwohl ich Dami Charf schon eine ganze Weile folge …

 Um es gleich vorweg zu nehmen: Für mich ist „Auch alte Wunden können heilen“

DAS Buch des Jahres 2019.

Weil es eine Erklärung liefert für mein ganzes Leben. Und wenn Sie hochsensibel sind (wovon ich jetzt mal ausgehe, da Sie diesen Artikel auf meinem Blog für hochsensible Menschen lesen), könnte es auch IHR Buch des Jahres werden. Auch wenn der Begriff „Hochsensibilität“ kein einziges Mal fällt. Warum also? Ich hatte ja geschrieben, dass ich Dami Charf schon eine Weile folge, immer wieder habe ich auf Ihrem Blog herumgestöbert, einige ihrer zahlreichen Videos verteile ich sogar im Netz weiter, weil sie mir so gut gefallen. Irgendwann habe ich ihr mal geschrieben und angefragt, ob sie nicht Lust hat, einen Gastbeitrag für meinen Blog zum Thema Trauma und Hochsensibilität zu schreiben. Dazu kam es damals leider nicht, weil sie mit dem Buch beschäftigt war. Schließlich veröffentlichte sie einen Videoclip, in dem sie erklärte, dass ihrer Meinung nach

Hochsensibilität durch Trauma

ausgelöst wird. Damals war ich irgendwie empört – selbst, wenn für mich auch damals schon durch die Arbeit mit meinen hochsensiblen Klient*innen ein gewisser Zusammenhang offensichtlich war. Nun, nach der Lektüre weiß ich, was sie gemeint hat damit.

„Auch alte Wunden können heilen“

ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil geht es um frühe Verletzungen und wie sie sich auf unser Leben auswirken, im zweiten Teil geht es um die 5 Lernaufgaben, die wir im Leben haben und im dritten Teil geht es um die Integration traumatischer Erfahrungen. Dabei geht es im wesentlichen weniger um Schocktraumata, die sich auf einmalig auftretende Ereignisse beziehen, sondern um sog. Entwicklungstraumata, die sich auf immer wiederkehrende Ereignisse im Zusammenhang mit Bindung beziehen und permanenten Stress auslösen. Dabei geht es z. B. darum, in welchem Bindungsmuster wir aufgewachsen sind, wie die Interaktion zwischen uns und unseren Eltern oder Beziehungspersonen ausgesehen hat, welche emotionale Färbung sie hatte usw. Ganz wichtig ist, dass es sich dabei häufig um Erfahrungen handelt, die aus dem vorsprachlichen Bereich kommen und schon sehr früh die Art und Weise prägen, wie wir uns und die Welt wahrnehmen. Von unseren Erfahrungen hängt es ab, wie gut wir später mit

den 5 Lernaufgaben zurechtkommen:

  1. Sicherheit und Willkommensein
  2. Bedürfnisse und Sattwerden
  3. Hilfe annehmen können
  4. Selbstständigkeit und Verbundenheit
  5. Liebe und Sexualität.

Für mich war

die überraschendste Erkenntnis

diese: wenn Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach problematisch sind, können die betroffenen Menschen

nicht im Leben ankommen,

sie haben dann vielleicht ihr ganzes Leben lang das Gefühl, fremd und ANDERS zu sein, empfinden sich als einsam und wertlos. Aber es geht noch weiter: Babies, die nicht wirklich willkommen geheißen wurden, gleich nach der Geburt, oder kurz danach alleine gelassen wurden oder vielleicht schmerzhafte Erfahrungen machen mussten,

ziehen sich aus ihrem Körper zurück.

Sie landen weder in sich selbst richtig, noch in der Welt. Darum gibt es später so häufig ein Problem mit Grenzen. Und darum spüren viele der Betroffenen andere Menschen viel besser als sich selbst … Kommt Ihnen das bekannt vor? Auf mich hat jedenfalls fast alles gepasst wie die Faust aufs Auge und ich habe mich beim Lesen fast ununterbrochen gewunden.

Das Buch ist sehr angenehm geschrieben. Ich fand praktisch in jedem Satz Weisheit und Erkenntnis. Nebenbei erfährt man eine Menge spannender Dinge, z. B.:

Was ist Neurozeption?

Was geschieht bei Dissoziation? Welche Symptome weisen auf ein Trauma hin? usw. Ganz besonders hat mir gefallen, dass Dami Charf auch immer wieder kleine Dinge aus ihrem Leben erzählt, das ist äußerst sympathisch und authentisch. Der Untertitel des Buches lautet: „Wie Verletzungen aus der Kindheit unser Leben bestimmen und wie wir uns davon lösen können.“ Eins ist sicher:

Das geht nur über den Körper.

Darin sind sich Traumaforscher offenbar einig. Das Vermeidenwollen von Schmerz führt zur Abspaltung des Körpers und zu Anspannung. Dies führt aber leider langfristig zu einer Abkopplung von Lebendigkeit überhaupt.

Es gilt sich die Lebendigkeit zurückzuerobern.

Durch bewusste Körperwahrnehmung über alle Sinne z. B. Das klingt nach einem langen und mühseligen Prozess, aber nach allem, was ich über Traumaforschung bisher erfahren und gelernt habe, gibt es keinen anderen Weg. Klopfen, bzw. die Klopfakupressur ist übrigens auch eine Form der Körperarbeit.

Mein einziger Kritikpunkt 

für dieses Buch liegt in seinem Ende. Nirgendwo erklärt Dami Charf genau, wie die Methode Somatic Experiencing, mit der sie arbeitet, eigentlich aussieht. Das zu wissen wäre auf jeden Fall interessant gewesen. Und ich hatte das Gefühl, dass sie selbst sich in diesem letzten Kapitel zurückzieht, irgendwie verschwindet, das fand ich auch schade, aber eher für die Autorin.

Trotzdem empfehle ich Ihnen das Buch ganz uneingeschränkt. Ich bin sicher, Sie werden den größtmöglichen Nutzen für ihr Leben daraus ziehen …

Wie ging es Ihnen beim Lesen dieses Buches? Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare.

Herzliche Grüße, Ihre Monika Richrath

Bild von congerdesign auf Pixabay

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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3 Kommentare

  1. Claudia

    Ich habe Damis Buch gleich gelesen, als es erschien und es hat mich sehr bestärkt in dem was ich eh schon für mich herausgefunden hatte.
    Praktische Anleitung erhält man in ihrem Online-Kurs “ Mit Trauma leben“. Ich habe diesen Kurs absolviert und viele, wertvolle Übungen mitgenommen.
    Ich kann mit Übererregung deutlich besser umgehen als vorher, wenngleich es noch Verbesserungsbedarf gibt.

    Allerdings hab ich in Ihrem Artikel Facetten entdeckt, die mir so nicht mehr präsent waren. Für mich Anlass, mich noch einmal mit dem Buch zu befassen.

    Antworten
    • Vielen Dank, Claudia. Mit dem Kurs werde ich mich auch noch mal befassen.

      Herzliche Grüße,
      Monika

      Antworten
  2. Gerne geschehen, liebe Aggi und viel Erfolg! Herzliche Grüße, Monika Richrath

    Antworten

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