fbpx
Trotz Stress und Überforderung aus Hochsensibilität auf der Kirmes

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Auf dem Rummel: Kakophonie der Sinne

von Monika Richrath

18. September 2016

Gelegentlich habe ich das Gefühl, ich muss etwas unternehmen, bei dem ich meine Komfortzone ganz definitiv verlasse.

Ich will nicht immer nur zuhause im stillen Kämmerlein sitzen

Manchmal will ich auch etwas unternehmen, was für mich selbst ziemlich außergewöhnlich ist. Letzte Woche ergab sich so eine Gelegenheit, meine Partnerin schlug vor, auf Pützchens Markt (die örtliche Großkirmes, die einmal im Jahr in Bonn stattfindet) zu gehen und ich war begeistert. In meinem Leben gibt es keine Rummel-Tradition (so wie es keine Karnevalstradition gibt), manchmal ist es der totale Hype, manchmal gruselt mich schon der bloße Gedanke daran.

Auf den ersten Blick scheinen  Hochsensibilität und Großveranstaltungen mit wild durcheinanderprasselnden Eindrücken unterschiedlichster Art sich einander auszuschließen. Aber ich bin einfach so gestrickt, dass ich mich nicht nur mit dem Status Quo begnüge: Irgendwie habe ich Spaß daran, mich selbst immer wieder herauszufordern und mir eigentlich verbotene „Lebensräume“ zurückzuerobern. (Bestimmt steckt irgendwo in mir eine kleine High Sensation Seekerin …)

Es ist eine tolle Erfahrung zu sehen, was alles geht

wenn man es nur richtig anstellt. Und es war eine noch tollere Erfahrung mir bewusst zu werden, dass diesmal keine aufwändige Planung notwendig war, sondern lediglich ein gewisses Maß an Achtsamkeit. Die einzige bewusste Planung war die Überlegung, zu welcher Uhrzeit es vermutlich nicht allzu voll sein würde. Am besten kurz nach der Eröffnung haben wir entschieden und los gings. Den Zeitpunkt hatten wir gut ausgesucht und konnten so ganz entspannt herumbummeln, uns alles in Ruhe anschauen.

Wenn ich nicht gleich am Anfang in ein Haribozelt gesogen worden wäre (ich konnte einfach nicht widerstehen), wäre auch das Essen an sich kein Problem gewesen. An den meisten Fressbuden musste ich natürlich wegen gluten- und laktosefrei vorbeigehen, aber es gab hier und da doch was: geröstete Maiskolben oder geschmorte Champignons oder Obst mit Schokoüberzug, Popcorn usw. Beim letzten Pützchen-Besuch war ich noch ziemlich frustriert gewesen, was ich alles nicht essen kann. Offenbar habe ich meinen Blickwinkel gewechselt …

Es gibt sogar Fahrgeschäfte die gehen

Es ist natürlich eine Herausforderung, eine Balance zwischen Spaß und Entsetzen zu finden. In der Regel kann man ja nicht wieder aussteigen, wenn sich das wie auch immer geartete Gefährt in Gang gesetzt hat. Ganz besonders mag ich die Hitparade, eine Art schneller Raupe (aber nur als Wagen, die zur Seite schwingende Gondelvariante geht wieder nicht). Auf das stinknormale Kettenkarussel habe ich mich in diesem Jahr nicht getraut, da haben mich die hochsensiblen Nerven einfach verlassen, ich fand die Aufbauten drum herum viel zu dicht. Die Geisterbahn war der totale Flop, echt langweilig! Am liebsten mag ich die Sachen, wo ich nicht bewegt werde, sondern wo ich selbst was machen kann, z. B. dort, wo man Bälle in Löcher wirft und sich je nach Anzahl der Treffer das eigene Kamel oder Auto nach vorne bewegt. Allerdings entfaltete sich hier sofort wieder so eine Art hochsensibler Prüfungsstress. In der Übungsphase war ich ganz gut gewesen, jetzt, wo ich mein Kamel nach vorne bringen sollte, versagte ich kläglich. Mein Kamel war das letzte von 10 … Den größten Spaß hatte ich in diesem Jahr in einer Art Funhouse, wo man im wesentlichen Balanceübungen vollbringen muss, es war nicht schwer, aber schon ein bisschen herausfordernd und ich konnte selbst entscheiden, wie ich die Aufgabe löse …

Am Ende haben wir fünf Stunden dort verbracht

Ich staune selbst ein bisschen, wie das gegangen ist, das ist für mich mehr als ungewöhnlich. Vor allen Dingen, weil der Rummel ein Angriff auf alle Sinne gleichzeitig ist, alles fordert Aufmerksamkeit und Beachtung. Vielleicht ist es mir in diesem Jahr einfach besser gelungen, mich zu fokussieren, bzw. durch die entspannte Partyatmosphäre musste ich mich nicht auf allen Kanälen gleichzeitig zur Wehr setzen und konnte  mit vereinten inneren Kräften dem Lärm etwas entgegensetzen. Einmal habe ich mich auf einen Platz gestellt um dieses kleine Demo-Video aufzunehmen. Das war der Moment, an dem ich richtig in den Lärm hineingegangen bin, ihn bewusst wahrnahm und merkte, wie krass diese Geräuschkulisse eigentlich ist. Aber weil ich dabei so eine Art von wissenschaftlichem Forschungsinteresse motivierte Haltung eingenommen habe, konnte ich sie auch wieder verlassen danach. Auf dem Foto oben bestaunen wir nicht gemeinsam die Landung eines Ufos, sondern den diesjährigen letzten Schrei an Fahrgeschäften (völliger Irrsinn, wenn Sie mich fragen), diesen können Sie auch auf dem Video im Hintergrund sehen.

Insgesamt ein durch und durch gelungener Nachmittag. Aber

etwas hat mir doch zu schaffen gemacht

und das verfolgt mich heute, eine Woche später, immer noch. Was mir wirklich etwas ausgemacht hat, war zu sehen, wie unglaublich viele Menschen es gibt, die irgendwie frustriert, unglücklich, verstört, versteinert oder zerstört auf mich gewirkt haben. Das geht mir immer noch nach. In meinem Umfeld bewegen sich fast nur Menschen, die versuchen voranzukommen, sich zu entwickeln, das Leben für sich selbst und andere besser zu machen. Ein Grund für mich, diese Tatsache einmal mit sehr viel Dankbarkeit zu würdigen …

Wie sieht es mit  Ihnen aus? Trauen Sie sich auch gelegentlich auf eine Kirmes, was brauchen Sie, damit es eine gelungene Unternehmung wird? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

Vielleicht gefällt dir auch

Rauhnächte im Jahr 2023

Rauhnächte im Jahr 2023

Die Rauhnächte haben sich über die Jahre für mich zu etwas ganz Besonderem entwickelt. Weihnachten an sich hat in 2023 keine

2 Kommentare

  1. Bramke Daniela

    Sehr geehrte Monika Richrath,

    da mich der Beitrag so sehr faszinierte und ich kaum aufhören konnte mit lesen, liegt es mir am Herzen, eine kleine Nachricht zu hinter lassen. Ich habe viel über „Hochsensibiöität“ gelesen- (v. Elain Aron, dt. Buchautorin Ulrike Hensel und Fachdozentin Andrea Münsterberg). Doch so Live berichtet, wie es sich anfühlt, wenn ein Hochsensibler Mensch sich, solchen Herausforderungen stellt (wie z.B. einen Rummelplatz zu besuchen), das ist wirklich bewegend. Ich war ganz und gar bei Ihnen, als ich all die Einzelheiten, die Sie beschreiben, las. Ich bin 48 Jahre und kenne Bourn out auch recht gut. Mein erster Beruf, war eine Berufung „Krippenerzieherin“, später erweiterte ich diesen Beruf noch auf zwei weitere den „Erzieher“ und den „Heilerzieher“. Danach war ich wiederum auf der Suche, danach was mich ganz persönlich ausmacht und habe nun 2Jahreder Ausbildung zum „Heilpraktiker f. Psychotherapie“ geschafft. Wenn es mir gelingt mich selbständig zu machen, dann wäre ich sehr glücklich. Ich lese, das es etliche Hochsensible schaffen sich selbständig zu machen. Ich hoffe mir gelingt dies auch !!! aus tiefster Bewunderung Daniela Bramke

    Antworten
    • Vielen Dank, liebe Frau Bramke, ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, dass es klappt! Herzliche Grüße, Monika Richrath

      Antworten

Antworten auf Bramke Daniela Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

de_DEDeutsch