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Trauma in Liebesbeziehungen – Ichbezogenheit

Trauma in Liebesbeziehungen – Ichbezogenheit

Seit Monaten sitze ich in einer emotionalen Achterbahn. Nicht nur seit der Trennung im Mai, vor allen Dingen seit ich hier begonnen habe, mich mit den Zusammenhängen von Hochsensibilität, Entwicklungstrauma, Stress, Trauma und der Geschichte meiner eigenen Bindung zu beschäften. Nie weiß ich, was hinter der nächsten Biegung auf mich wartet.  Das Darüber-Schreiben, ursprünglich begonnen als Verarbeitungsprozess, ist längst zum

Auslöser weiterer Ereignisse

geworden. Quasi ein KATALYSATOR.

So habe ich mich nach meinem vorletzten Blogbeitrag, der sich mit der konkreten Auswirkung von desorganisierter Bindung (z. B. dem gleichzeitigen Vorhandensein von Angst und Liebe) in einer Beziehung auseinandergesetzt hat, durch einen Traum ein weiteres Puzzleteil gefunden.

Ich wusste nie so genau,

was eigentlich war mit mir und meiner Mutter,

außer, dass ich immer diesen Groll auf sie hatte und sie sich benahm, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.

Durch den Traum wurde nach oben gespült, dass meine Mutter und ich auch diese desorganisierte Beziehung hatten. Dass ich oft Angst hatte, Dinge zu äußern, dass ich befürchtete, dass das, was ich sage, entweder gar nicht beachtet wird, oder einfach abgetan wird als vollkommen abwegig. (Mit meinem Vater hatte ich das übrigens auch). Mit meinen Geschwistern ist es übrigens ähnlich.

Vielleicht ist es manchmal nur eine leise Angst, aber wichtig ist doch, dass man dadurch in seinem Ausdruck gehemmt wird, nicht frei ist zu sagen, was man sagen möchte. Und leise Dinge können manchmal sehr laut sein, bzw. sehr tief wirken

Heute möchte ich mich gerne mit

Ichbezogenheit und Kontrolle

beschäftigen. Natürlich wie immer im Zusammenhang mit Hochsensibilität, Trauma und Entwicklungstrauma.

Die ganz spezielle Art von Ichbezogenheit, die durch Traumatisierung jedweder Art entsteht (und auch Teil einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist) können viele von uns an ihren Eltern beobachten. Jedenfalls all jene aus meiner Generation, deren Eltern den Krieg noch als Kinder erlebt haben. Dass jemand einfach so stirbt, kommt heute ja kaum noch vor. Die meisten Eltern werden nach und nach zu Pflegefällen und werden häufig von ihren Kindern in irgendeiner Form betreut.

Falls Sie selbst gerade in dieser Lage sind, haben Sie vielleicht schon gemerkt, dass Ihre Eltern dabei total

auf sich selbst und ihre Bedürfnisse bezogen

sind und von Ihnen erwarten, dass Sie ihre Bedürfnisse erfüllen. Ihre Bedürfnisse scheinen dabei nie eine Rolle zu spielen.

Es ist ein sehr logisches Verhalten, dass Kinder, die die Erfahrung gemacht haben, dass sie keine Unterstützung bekommen, aufhören, Unterstützung zu erwarten und versuchen, alles für sich selbst zu regeln. Sie entwickeln dann eine Art von Ichbezogenheit, in der

nur die eigenen Belange wirklich zählen.

Meine Partnerin hat mir das immer vorgeworfen, in dem Sinn, dass ich nicht in der Lage bin, von meinen eigenen Zuständen abzusehen. Sie hatte sicherlich recht damit.

Ich denke, dass sie mir diesen Vorwurf häufig gemacht hat, weil sie sich mich eigentlich tröstlich und/oder mütterlich wünschte. Ich bin zwar sehr fürsorglich, aber mütterlich bin ich eben nicht. Das kenne ich gar nicht, es fehlt mir als Erfahrung vollkommen. Darum kann ich es auch nicht weitergeben, bzw. mich mütterlich verhalten.

Und auf ihre Art war X natürlich auch sehr ichbezogen. Nur anders. Als wir uns kennen lernten, war sie schon sehr lange Single, hatte es sich eingerichtet in einem Leben mit Tieren und wenig sozialen Kontakten – einen

sehr überaschaubaren Rahmen geschaffen,

der ihr Sicherheit bot. Und da platzte ich nun hinein mit meiner Neugier und vielfältigen Interessen und meinem Lebenshunger!

Es war relativ schnell klar, dass sie ihr Leben nicht ändern würde, bloß, weil ich da war. Zwar haben wir nie darüber gesprochen, aber es hing für mich immer unausgesprochen über uns – vermutlich, weil ich freiwillig mein ganzes Leben änderte, weil sie da war.

In gewisser Weise haben wir ja ganz WUNDERbar zueinander gepasst. Zumindest in dem Sinne, dass wir

jeweils als Entwicklungsbooster für die andere

fungierten. Es war uns beiden klar, dass wir durch die andere auf Schmerzpunkte in unserem Leben gestoßen wurden.

Ich habe mich schon nach relativ kurzer Zeit gefragt, ob ich das schaffen kann, mich in ihren engen Rahmen zu pressen? Ich erinnere mich, dass ich dies eine Zeitlang sehr klar sehen konnte, aber nicht in der Lage war, diesen Gedanken wirklich Raum zu geben. Denn dann hätte ich die Beziehung eigentlich sofort beenden müssen. Das war mir sicher irgendwo bewusst.

Gleichzeitig lief ja immer noch dieses unglaubliche

Verlustangstprogramm

in mir ab. Das viel älter und mächtiger war. Also habe ich einfach weitergemacht und geguckt, wie ich einen Platz in ihrem Leben finden kann. Ich habe das getan, was ich immer tue,

wenn Verlustängste übermächtig werden:

ich habe meine eigenen Bedürfnisse vollkommen ignoriert und mich an den Bedürfnissen von X orientiert. Die lauteten: mich so viel sehen wie möglich. Manchmal aber auch, wenn ich da bin: mich am besten sofort auflösen und verschwinden. Oder: nicht reden. Und: sie in ihrem Leben unterstützen. Sachen für sie erledigen.

Das hat mich häufig total befremdet, ich habe mich ausgenutzt gefühlt. Ich denke aber, es ist sicher auch eine Trauma-Folge. Weil sie sich eigentlich trotz des eng gesteckten Rahmens häufig von den Erfordernissen des Alltags überfordert fühlte. Das war eine ihrer Erwartungen an mich: dass ich sie unterstützen soll, besser mit ihrer Überforderung fertigzuwerden.

Ich habe erst eben beim Schreiben gemerkt, dass sich das für mich gefühlsmäßig ähnlich anfühlt, wie mit meiner Mutter.

Wie gesagt, mich hat das sehr befremdet, denn ich bin

mit meiner Art von Ichbezogenheit anders

herum gepolt: ich stehe auf dem Standpunkt, ich regele meine Sachen, du regelst deine. Ich habe deswegen einen ganz schön großen Groll aufgebaut. Irgendwann habe ich auch mal ausgesprochen, dass ich mich manchmal ausgenutzt fühle, aber das war fast, wie ins Leere zu reden. Ich hatte das Gefühl, das kommt gar nicht an.

Letzten Endes denke ich, dass es

zwei unterschiedliche Verhaltensweisen der gleichen Ichbezogenheit

sind.

Solange ich also versuchte, zusammen mit X X Leben zu leben, ging alles halbwegs gut für sie. Alles unter Kontrolle sozusagen.

Als ich aber zum ersten Mal

eine Forderung stellte,

war das eine echte Bedrohung. Ich hatte gefordert, dass ich nicht mehr die einzige sein konnte, die jede Woche die Reise auf sich nimmt, dass wir uns also mit dem Reisen abwechseln sollten.

Das brachte natürlich alles ins Wanken.

Nicht nur den Urlaub, den wir ein paar  Tage später antreten wollten, sondern auch die Beziehung an sich und auch das ganze Lebenskonstrukt von X. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass dass für X den totalen Kontrollverlust bedeutete. Den sicheren Rahmen zu verlassen.

Erst sehr viel später stellte sich heraus, dass mit dem Kontrollverlust tiefe Ängste verbunden waren. Davon wusste ich erst aber einmal nichts. Für mich war ihre Reaktion auf meine Fordererung, nicht mehr mit mir in Urlaub fahren zu wollen, total befremdlich. Umso mehr, als dieser Urlaub ihr Bedürfnis gewesen war, und weniger meines. Sollte ich jetzt alleine fahren, wenn sie nicht mitkommt? (Sehr beängstigend, weil die Reise in ein sehr weit entferntes Land ging und ich mich überhaupt nicht mit den Gepflogenheiten eines Pauschalurlaubs auskannte) Oder sollte ich das Geld einfach abschreiben?

Eine Sache war aber doch gut daran: dass ich nämlich gemerkt habe, dass meine Verlustangst ihren Höhepunkt überschritten hat. Ich war einfach erschöpft, ich konnte nicht mehr.

Ich war bereit aufzugeben.

Wenn diese Liebe zu leben, bedeutete, mein eigenes Leben vollkommen aufzugeben, dann war der Preis einfach zu hoch …

Natürlich sind wir dann doch in Urlaub gefahren. In Wahrheit konnten wir es nicht einmal ertragen, auch nur einmal zwei Tage lang nicht miteiander zu sprechen. Es war sehr schön, aber natürlich nicht ungetrübt.

Während unserer täglichen Spaziergänge am Strand haben wir sehr viel miteinander gesprochen und uns wieder einander angenähert. Darum bin ich nicht, wie ich ursprünglich vorgehabt hatte, vom Flughafen aus direkt nach Hause gefahren, sondern noch einmal mit zu ihr gekommen, um erst am nächsten Tag zu mir zu fahren.

Am nächsten Morgen bekam ich sehr früh dann gleich wieder einen Rüffel, weil ich meine Teetasse an einem „falschen“ Ort abgestellt hatte. Da hat sich richtige Verzweifelung in mir breitgemacht. So eine Ahnung, dass sie dieses Verhalten nie aufgeben wird. Vielleicht auch

nie bereit sein wird,

mir wirklich einen Platz einzuräumen.

Ich bin nach Hause gefahren und habe gedacht: „Ich ertrage das nicht länger, ich mache Schluss.“

Diese Hänger am Ende machen mir irgendwie jetzt Spaß. Weil ich so auch eine Verpflichtung habe, dabei zu bleiben …

In der Zwischenzeit habe ich immer wieder mit mir gehadert, ob es richtig ist, so über meine Beziehung zu schreiben. Wenn ich wüsste, dass X meinen Blog liest, wäre es sicherlich anders. Aber sie hat sich eben nicht wirklich mehr mit meiner Arbeit beschäftigt, nachdem sie sich ein Urteil darüber gebildet hat. Ich kann also davon ausgehen, dass sie meinen Blog jetzt erst recht nicht lesen wird. Ihre Identität wird hier nicht enthüllt, und wird dadurch keinen Schaden nehmen.

Es ist auch nicht unbedingt schön und oft nicht erfreulich. Aber ich habe eben diesen sehr dringenden inneren Impuls, es zu tun. Und ich gehe davon aus, dass Ihnen das Lesen irgendwie weiterhelfen wird, so wie mir das Schreiben weiterhilft … Mir wurde auch von einer Leserin nahe gelegt, unbedingt weiterzumachen …

Wenn Sie mögen, schreiben Sie doch in die Kommentare, ob Sie diese Ichbezogenheit kennen von sich selbst oder anderen?

Von Herzen, Ihre

Monika Richrath

P.S. Am 20. September startet mein nächster Mini-Workshop „Besser umgehen mit Hochsensibilität“, der täglich um 19 Uhr auf Zoom stattfindet. Die Teilnahme ist kostenlos. In dem Workshop stelle ich Ihnen WINZIGe Impulse vor, die Sie dabei unterstützen, Lernerfahrungen, die Sie aufgrund eines Entwicklungstraumas gemacht haben durch KLOPFEN zu verändern.

Image by OpenClipart-Vectors from Pixabay

 

Trauma in Liebesbeziehungen Teil 2 Alltag

Trauma in Liebesbeziehungen Teil 2 Alltag

Es ist gar nicht so leicht, jemanden kennenzulernen, vor allem nicht, wenn Hochsensibilität mit im Spiel ist. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich eher auf „Nebengleisen“ bewege. Ich selbst gehe zwar supergerne aus, aber der Großteil etwas älterer Frauen eher nicht. Man trifft sich einfach nicht mehr so selbstverständlich, wie das früher vielleicht der Fall war. (Ich habe meine SUCHE vor Corona begonnen übrigens.)

Von daher war es für mich ganz logisch und selbstverständlich, dass ich mich im Internet auf die Suche gemacht habe. Das hat wirklich seine Tücken und war ein Mega Stress: Alle, absolut alle Menschen, die ich bis dahin online näher kennengelernt habe,

hattenentwicklungstrauma kann entstehen wenn der vater psyschisch krank ist. eine psychische Erkrankung.

Das hat mich unglaublich frustriert. Natürlich wusste ich von mir selbst, dass es da noch einige Leichen im Keller gibt, die ich noch nicht angeschaut habe, aber ich kann über mein Leben REFLEKTIEREN, ich habe Ängste usw. weitestgehend hinter mir gelassen, ebenso wie Depressionen, ich komme mit mir und anderen Menschen wunderbar zurecht (sonst könnte ich meine Arbeit ja gar nicht machen). Trotz Trauma-Hintergrund. Grundsätzlich bin ich freundlich, friedlich und sehr sortiert. Erst, wenn jemand meine Knöpfe drückt, gerate ich aus dem Ruder. Was im normalen Alltag praktisch nicht vorkommt – äh, vorgekommen ist.

Wieso geriet ich bloß immer an Menschen mit irgendwelchen psychischen Störungen? Das war sowas von ABSCHRECKENd. Am Ende habe ich das sogar in mein Profil auf der Plattform geschrieben (was mir öfter mal wüste Beschimpfungen einbrachte).

Erst letzte Woche wurde das aufgelöst, durch einen Satz, den meine Coach einfach mal so fallen lies. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass dieses Anziehungsmuster dadurch entstanden sein könnte,

weil mein Vater psychisch krank war.

Und ja, er war wirklich sehr, sehr krank. (Ich denke immer noch, er war eigentlich nicht richtig lebensfähig.)

Wie ich schon im ersten Teil von Trauma in Liebesbeziehungen geschrieben habe, ging es mir sehr gut, als ich X kennenlernte. Ich war eigentlich ein glücklicher Single und dachte, ich könnte mich

ruhigen Gewissens auf eine Beziehung einlassen,

in der uns beiden der jeweilige Trauma-Hintergrund der anderen bewusst ist. Das war ein totaler Trugschluss.

Letzten Endes waren mir meine eigenen Knackpunkte nicht wirklich bewusst. Sicher, es hatte Erlebnisse mit anderen Menschen gegeben, die

mich regelrecht für eine Woche verstörten,

aber ich hatte nicht verstanden, dass dies für mich 1 a Trigger waren und dass es sich bei der nachfolgenden Verstörung um eine Retraumatisierung handelte. (Davon gehe ich jedenfalls aus.) Von daher fühlte ich mich, als ich mich auf X einließ, zwar  gewappnet, war aber doch vollkommen schutzlos. Denn auf das, was ich dann erlebte, war ich in keinster Weise gefasst.

Unser erstes gemeinsames Weihnachten. Wir haben uns so gefreut, endlich einmal 10 Tage am Stück miteinander verbringen, endlich mal genug Zeit haben für alles …

Und dann kam alles ganz anders

Trauma bedeutet häufig nichts zu fühlenNach 4 oder 5 Tagen fuhr ich vollkommen verstört wieder nach Hause.

Weder erkannte ich X, noch mich selbst wieder. Das war nicht mehr die Frau, in die ich mich verliebt hatte. Die war irgendwie verschwunden. An ihre Stelle war eine herrische, rechthaberische, sehr gemeine Person getreten, die mich

dauernd runtermachte,

weil ich die Dinge nicht so handhabte wie sie. Was hat mich das gekränkt, dass sie sagte, ich könne ihre Patientin sein. (Natürlich hätte sie genauso gut meine Klientin sein können …) Erst machte sie mich klein,  anschließend behauptete sie, ich wäre ihr kein adäquates Gegenüber.

Ich selbst war auch irgendwie verschwunden. Entweder löste ich mich in Tränen auf, weil ich so überrumpelt war von ihrem Verhalten, oder ich zog mich ganz aus mir zurück, um nicht so klein dazustehen und mich nicht klein zu fühlen. Um gar nichts mehr zu fühlen tatsächlich. (Was sie dann wiederum triggerte).Für mich ist es jedenfalls ein hochgradiger Trigger, wenn jemand barsch mit mir spricht und gemein und herablassend wird. Vor allen Dingen, wenn ich mich gerade sicher fühle und es nicht kommen sehe.

bei trauma in beziehungen kommt es zu retraumatisierungJede Attacke war wie eine Art Überfall.

Ziemlich schnell ist bei mir so eine ganz tiefsitzende Unsicherheit aufgeploppt. Wenn ich jetzt das und das nicht mache, wird sie dann wieder über mich herfallen? Natürlich fühlte ich mich total bedroht in meiner ganzen Existenz. Weil ich offenbar nicht gut genug war. Und schuld an allem …

Und dieses Schuldgefühl war offenbar auch etwas sehr Altes. Meine Mutter hat uns immer vermittelt, dass sie ein ganz anderes Leben hätte haben können, wenn sie nicht Mutter geworden wäre, daraus ist bei mir offenbar so

eine Grundschuld

geworden, einfach nur, weil ich da bin, die hier auf einen fruchtbaren Boden fiel. Ich fühlte mich total schuldig, weil ich offenbar nicht eine adäquate Partnerin sein konnte. Und dann war da auch noch diese Verwirrung, die mich bisweilen in ihrer Gegenwart befiel, die vor allen Dingen dann kam, wenn sie mit mir mein Verhalten diskutieren wollte. Ich konnte mich dann weder erinnern, was ich gesagt hatte, noch was ich überhaupt gedacht hatte oder warum ich etwas hatte tun wollen oder nicht. Ziemlich schlimm eigentlich alles. Leider muss ich sagen, dass dies

ein sehr gutes Beispiel für eine desorganisierte Bindung,

ist, man liebt jemanden, vor dem man aber eigentlich auch Angst hat. Au weia!

Ich hatte schon vor einiger Zeit eine Ergotherapie begonnen. Dann machte ich mich daran, mir zusätzlich eine Traumatherapie zu suchen.Denn mir war klar, dass ich sonst nicht in dieser Beziehung klarkommen würde. Und das wollte ich doch. Ich wollte nicht bei der ersten besten Schwierigkeit aufgeben. Irgendwie hatte ich mich in die Vorstellung verrannt, ich würde jetzt noch mal einen letzten Versuch machen und alles geben und wenn das nicht funktionieren sollte, würde ich es auch nie wieder probieren.

Eine Sache gab es, die zwischen uns wirklich gut war und das war, das wir von Anfang an auf meine Initiative das Zwiegespräch einführten. Das sorgte immer wieder für gegenseitiges Aufeinander-zu-gehen, Verständnis, Mitgefühl usw.

Ich hatte mich ja schon mit verschiedenen Ansätzen von Traumaarbeit beschäftigt. Für mich war klar, dass ich es jetzt u. a. gerne mit Somatic Experiencing probieren möchte. Ich fand praktisch sofort eine Therapeutin.

Mit diesem FUNKEn änderte sich alles für mich. Es war, als hätte mein ganzes System nur darauf gewartet, dass ich endlich BEGINNEN kann, mich mit meinen Leichen im Keller zu beschäftigen.

Zu allererst habe ich begonnen zu fühlen.entwicklungstrauma folgen keine gefühle zeigen

Mehr zu fühlen als vorher. Vorher fand ich das Fühlen eher bedrohlich. Oder sagen wir mal, ich hatte meinen Fokus darauf gerichtet, meine Wahrnehmung zu ignorieren. Ich habe mein Überleben offenbar hauptsächlich dadurch gesichert, dass ich alles tat, was ich konnte, um anderen Menschen zu gefallen, bzw. sie nicht gegen mich aufzubringen. (Deswegen waren die Konfrontationen mit meiner Partnerin so existentiell bedrohlich für mich).

Durch die Therapien habe ich gelernt, dass es gut ist, in mich hineinzufühlen und mir Gefühle zu erlauben und anzusehen.

Zu fühlen, was etwas mit mir macht.

Und dass ich mich weigern darf, bestimmte Dinge zu tun, wenn ich mich damit nicht wohl fühle.

Natürlich haben X und ich auch über Weihnachten gesprochen.  Sie sagte mir was von inneren Anteilen, die nicht alle mit mir einverstanden seien. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich habe selbst eine kleine innere Familie (die zum damaligen Zeitpunkt aus 4 Personen bestand). Mit Klient*innen arbeite ich ganz häufig mit inneren Anteilen. Das Konzept der inneren Anteile ist mir also sehr vertraut.

Meine Lernerfahrung von Weihnachten war:

ich möchte nicht länger als 4 Tage in ihrer Wohnung sein. Das lag nicht nur am gefährlichen Terrain an sich, sondern daran, dass dort nicht mein Raum war. Und ich habe erst im Laufe der Beziehung verstanden, wie sehr ich diesen eigenen Raum in der Beziehung brauche. Und zwar nicht nur in der Beziehung, sondern ganz allgemein. Darüber habe ich hier schon einmal geschrieben. Ich fühlte mich also in ihrer Wohnung vollkommen entwurzelt. Zwar hatte ich schon bei der 2. Begegnung forsch eine Ablage für meine Sachen gefordert und bekommen, aber so lange ich bei ihr war, schwamm ich irgendwie. Ich durfte meine Sachen nur an bestimmten Orten abstellen usw.

Dort gab es EINFACH keine Sicherheit.

Wenn zwei Menschen zusammenkommen, haben sie meistens ja ganz eigene Gewohn- und Gepflogenheiten, wie sie ihr Leben meistern. Ich war total entsetzt, als mir klar wurde, dass X gekochtes Essen über Nacht auf dem Herd stehen lässt. Und erwartete, dass ich davon am nächsten Tag esse. Nun habe ich mir einmal eine ziemlich schwere Lebensmittelvergiftung zugezogen, weil ich Essen gegessen habe, das ich versehentlich nicht in den Kühlschrank gestellt hatte und mein damaliger Freund ganz unbekümmert meinte, natürlich könne ich das  noch essen … (Champignons habe ich danach jahrelang nicht essen können)… Als ich versucht habe, dagegen aufzubegehren, wurde sie sofort wieder ganz barsch und ich fiel in mich zusammen.

Nun, trotz allem haben wir uns zusammengerauft. Hauptsächlich, weil ich mich auf alles einließ, versuchte,

mich in ihr Leben zu pressen und anzupassen.

Vermutlich wären wir niemals sehr weit gekommen, wenn es die Fernbeziehung nicht gegeben hätte. Der sich durch die Fernbeziehung immer wieder ergebende Abstand hat dafür gesorgt, dass irgendwann immer wieder die Sehnsucht überhand nahm. Wir waren ja beide sehr verliebt. Trotz ihres manchmal sehr merkwürdigen Verhaltens habe ich daran nicht gezweifelt. Und wir hatten, wenn es uns gut ging, unglaublich viel Spaß und Freude miteinander.  Ich habe versucht,

das kleine Stimmchen in mir,

das sich ängstlich und unwohl und unsicher fühlte, nicht zu beachten. Im Allgemeinen ging das ganz gut. Schwierig wurde es vor allen Dingen dann, wenn wir beide nicht gut drauf waren. Und natürlich tat die Entfernung ihr Übriges. Die Zahl der täglichen Telefonate reduzierte sich nach und nach und auch das Gedichte-vorlesen gaben wir auf.

Schließlich schlug sie einen ersten Urlaub vor. Für mich übrigens etwas ganz Fremdes und Ungewohntes. Eigentlich mache ich gar keinen Urlaub. Die Idee dahinter war, dass wir doch mal Zeit am Stück miteinander verbringen sollten, nicht nur so kleine Häppchen. Am besten an einem Ort, wo wir beide gleiche Bedingungen hatten. Sie wollte unbedingt Entlastung von ihrem Alltag. Ich erklärte mich schließlich einverstanden, der Urlaub wurde gebucht.

Ich ging weiter in meine Therapien. Ich genoß es sehr, jetzt nicht mehr so abgeschnitten von meinen Gefühlen zu sein. Und weil ich besser mit mir selbst in Verbindung war, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich

vollkommen erschöpft bin

von der Hin- und Her-Fahrerei. Die bis dahin ausschließlich von mir bewältigt wurde. Ein paar Tage vor dem Urlaub habe ich ihr dann gesagt, dass ich das nicht mehr kann und sie auch öfter mal zu mir kommen muss, bzw. wir uns abwechseln.

Daraufhin wollte sie nicht mehr mit mir in Urlaub fahren.

Tja, jetzt endet auch dieser Artikel mit einem Hänger … Ich denke, dieses Thema wird mich  noch eine ganze Weile beschäftigen.

Wie immer freue ich mich, wenn Sie diesen Artikel liken, kommentieren und weiterverteilen.

Von Herzen,

Ihre

Monika Richrath

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Photo by Caleb Woods on Unsplash

Foto von Vijay Sadasivuni

Foto von Liza Summer 

 

Trauma in Liebesbeziehungen

Trauma in Liebesbeziehungen

Schon länger haben Sie nichts PERSÖNLICHes mehr von mir gehört.  Abgesehen von dem Launch meines Intentensivkurses, dem Online Kurs Hochsensibilität, war ich vollkommen damit beschäftigt, meinen Kopf oben zu halten. Als ich von der Blogparade „Beziehungsgeflüster“ von Dr. Annette Pitzer und Steffi Linke erfahren habe, war natürlich sofort klar, dass ich an dieser Blogparade teilnehme. Es ist eine supergute Gelegenheit über Trauma und Liebe, über Trauma in Beziehungen zu schreiben – und über den damit verbundenen Stress. Meine eigene Liebesbeziehung ist vor einiger Zeit explodiert (direkt vor dem Kurslaunch), wegen des Trauma Themas. In diesem Artikel möchte ich einmal REFLEKTIEREN, wie sich ein Trauma und Liebe sich konkret auf mein Leben ausgewirkt haben. Dazu muss ich allerdings ein bisschen ausholen.

Vor ungefähr 30 Jahren wurde mir das Herz gebrochen

und ich wundere mich heute manchmal noch darüber, dass ich das überlebt habe. Denn ich hatte damals nichts. Nach nur 7 Monaten, in denen ich übergangslos vom Himmel in die Hölle rauschte, fand ich mich PLÖTZLICH ALLEIN wieder. Ich fühlte mich zerstört, vernichtet, denn ich hatte keine wirkliche Erklärung bekommen. Nur, dass ich mich in manchen Situationen nicht verhalten hatte, wie die andere es sich gewünscht hätte.

Also stand ich selbst als Person in Frage. Weil mir das immer wieder passierte, glaubte ich, an mir wäre etwas, was es anderen

unmöglich machte, mich zu lieben.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie von Hochsensibilität gehört, geschweige denn Entwicklungstrauma, ich hatte mich noch nie mit Selbsterfahrung beschäftigt, ich hatte keine Ressourcen. Ich hatte nichts. Ich hatte vor allem mich selbst nicht.

Verzweifelt wollte ich geliebt werden.

Wie Millionen anderer Menschen glaubte ich, ich würde mich besser fühlen, wenn jemand mich liebte. Mir endlich das geben, wonach ich mich so sehnte. Ich hatte so eine große Sehnsucht danach. Es hat sehr, sehr lange gedauert, diese Sehnsucht FALLEN zu LASSEN und zu verstehen, dass der SCHLÜSSEL darin liegt, dass ich mich selbst lieben muss. Es hat ungefähr 10 bis 20 Jahre gedauert, bis diese Erkenntnis wirklich bei mir angekommen ist. (Sie kennen das vielleicht auch, dass man etwas vom Verstand zwar begreifen kann, aber erst in der Lage ist, etwas zu tun, wenn die Erkenntnis in den Körper eingezogen ist.)

Für mich war diese vernichtende Erfahrung

der Startschuss fürs Leben.

Ich begann, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, mit meinem Leben, meinen Wünschen, meinen Bedürfnissen. Ich erfuhr von Hochsensibilität, lernte das KLOPFEN kennen und schaffte es, mich einmal gründlich durch mein Leben zu KLOPFEN und viele Glaubenssätze in Bezug auf mich und mein Leben aufzulösen.

in einer Beziehung mit Trauma zweifelt man am eigenen WertObwohl ich unglaublich viele Dinge verändern konnte:

Liebe blieb für mich etwas vollkommen Unerreichbares.

In mir war etwas kaputt gegangen. So als könnte diese Wunde nie wieder heilen. Ich blieb dann 10 Jahre lang Single. Anfangs habe ich gelitten wie ein Hund. In meiner Single Anfangszeit war der Sonntag der schlimmste Tag der Woche. Jeder Sonntag eine Art Super-GAU, an dem ich beweinte, was ich nicht hatte.

Später, gegen Ende meiner Singlezeit wurden Sonntage zu den besten Tagen. Weil es Tage ohne Verpflichtung waren, an denen ich ganz frei entscheiden konnte, was ich tun wollte.  Freiheit pur.

Ich habe also gemerkt und gelernt, dass ich die Zeit mit mir alleine sehr genieße und vor allen Dingen auch brauche (was mir vorher überhaupt nicht klar war), um mich von dem Stress aus Hochsensbilität zu erholen und mich wieder zu SAMMELN.

Irgendwann war ich auch wieder bereit für die Liebe.  Aber in den Beziehungen, die ich hatte, bekam ich einfach

nicht die Nähe, die ich mir so sehr wünschte.

Das lag natürlich auch an mir. Im Grunde genommen konnte ich Nähe nur sehr schwer aushalten, ich fand sie beängstigend und habe mir von daher meine Partnerinnen entsprechend ausgesucht – nicht bewusst natürlich. Irgendwann ist mir aufgegangen, dass ich offenbar meine Partnerin so auszuWÄHLEN schien, dass ich genau das Gefühl bekam, mit dem ich aufgewachsen bin: Gelegentliche Nähe, ja, aber nie, wenn ich es brauche oder mir wünsche. Ohne jede Verlässlichkeit. Kein sicherer Boden unter den Füßen. Niemals.

Vielleicht kennen Sie selbst auch das Gefühl, dass Sie jemandem sehr nahe sind und 10 Minuten später ist es so,

als hätte es die Nähe niemals gegeben?

Mich hat das sehr häufig zur Verzweifelung gebracht. Ich denke, es ist eine ganz typische Folgeerscheinung belasteter Bindungsmuster.

Außerdem litt ich sehr unter dem Gefühl, dass ich für meine Partnerinnen niemals der wichtigste Mensch zu sein schien. Es gab immer andere Personen, die wichtiger oder zumindest genauso wichtig waren. …

Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass es mir

ohne Beziehung einfach besser geht.

Zumal ich wirklich gerne mit mir allein bin. Und aufgrund der Hochsensibilität EINFACH sehr spezielle Bedürfnisse habe. (Ich muss nur an den Stress denken, jemandem erklären zu müssen, dass Zusammenziehen deswegen grundsätzlich nicht in Frage kommt. Das können die wenigsten Menschen verstehen!)

Ich habe begonnen, mich mit Trauma zu befassen. Ich habe Bücher von Bessel van der Kolk, Peter Levine, Michaela Huber und Diane Poole Heller gelesen. Und nach und nach ist mir dann gedämmert, dass die Beziehung, in der mir das Herz gebrochen wurde,

eine ganz typische traumatische Beziehung

war. Dies bedeutet: 2 Menschen mit einem Trauma thema gehen eine Beziehung ein. Zuerst fühlt man sich total verstanden, weil der/die andere ähnliche innere Zustände kennt wie man selbst. (Meine Erfahrung ist übrigens, dass die Traumata völlig unterschiedliche Ursachen haben können, die Auswirkungen häufig aber einander ähneln.) Dieses Gefühl, gesehen, erkannt und angenommen zu werden ist unvergleichlich. Der Himmel sozusagen.

Aber dann, nach einem vergleichsweise kurzen Zeitraum (typischerweise 7 Monate), wenn der erste Lack ab ist,

melden sich mit Vehemenz die jeweiligen Lebensthemen zurück,

die im Zuge der Verliebtheit in den Hintergrund gerückt waren. Man hört vielleicht dann auf, den/die Partner*in mit Wohlwollen zu betrachten.

Er/sie wird jetzt ungewollt zu einem Triggerfaktor.

Beide fühlen sich jetzt nicht mehr sicher in einer Beziehung. So rauschen beide vom Himmel im Expresstempo in die „Hölle“. Und binnen kurzem fliegt die Beziehung in die Luft.

Auf Netflix gibt es eine Serie zu sehen mit dem Titel FEEL GOOD, wo diese Beziehungsdynamik auf geradezu schmerzliche Weise beschrieben wird. Es geht hier auch um zwei Frauen (aber natürlich wäre es nicht anders, wenn es um ein heterosexuelles Paar ginge oder sonstige Orientierungen und Ausrichtungen.) Sie lieben sich eigentlich, aber sicher fühlen sie sich miteinander nicht. Beide sind von Selbsthass zerfressen und jede auf ihre eigene Art haltlos. Sie möchten miteinander reden, aber es geht einfach nicht. Sie können nicht in Worte fassen, was sie bewegt, weil sie selbst sich überhaupt nicht verstehen, geschweige denn, dass sie kommunizieren könnten, was in ihren vorgeht. Vordergründig sieht es so als, als wäre das Drogenproblem der einen das Problem in der Beziehung. Die andere versucht ihrerseits alle Probleme mit Sex zu lösen …

Eine traumatische Beziehung …

DAS also war mir passiert. Trotzdem ist es mir nicht möglich gewesen, diese Frau loszulassen, über einen unglaublich langen Zeitraum nicht. Dadurch, dass ich ganz PLÖTZLICH verlassen wurde, hatte ich keine Möglichkeit, mit dieser Beziehung abzuschließen. Das hat mich in den Grundfesten meiner Existenz erschüttert, auch jetzt, 30 Jahre danach, träume ich noch manchmal von dieser Frau.

Irgendwann habe ich dann doch meinen Frieden damit gemacht – so halbwegs jedenfalls. Ich habe auch verstanden, dass in all meinen Partnerschaften (Männer und Frauen) es auf beiden Seiten diesen Trauma-Hintergrund gab. Obwohl ich von mir ganz lange Zeit überhaupt keine Ahnung hatte, woraus dieser Trauma-Hintergrund eigentlich bestand … Erst im Verlauf des letzten Jahres konnte ich für mich selbst AUFDECKEN, dass ich ein Entwicklungstrauma als Folge belastender Kindheitserlebnisse erlebt habe, dazu werde ich auf diesem Blog sicherlich noch eine Menge schreiben. Seltsamerweise gibt es dazu nur sehr wenig Literatur, obwohl das soviele Menschen zu betreffen scheint.

Soweit die Einleitung. Ich weiß, es ist lang, aber es ist wichtig. Jetzt kann ich in der Gegenwart ankommen.

Eigentlich war ich ein glücklicher Single.

Irgendwann ist in mir doch noch einmal der Wunsch nach einer Partnerschaft aufgekommen. Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, mit jemandem zusammen zu sein, und alles Wissen, was ich in den letzten 30 Jahren über Beziehungen und über mich SAMMELN konnte, in dieser Beziehung umzusetzen? Ich habe mich auf die SUCHE gemacht und wurde nach allerlei Irrungen und Wirrungen schließlich dann von X gefunden. Ich habe darüber schon verschiedentlich geschrieben, z. B. in den Artikeln Wie Liebe sich anfühlt und katastrophale Bindungserfahrungen.

Unser erstes Date dauerte 3 Tage

Noch nie im Leben habe ich mit jemandem soviel gelacht. Ich fühlte mich irgendwie magisch, als sei ich zu dieser Person geleitet worden (zu dieser Zeit hörte ich täglich Meditationen zur Anziehung). Allen Ängsten zum Trotz habe ich mich eingelassen auf die Beziehung. Es gab mir eine gewisse Sicherheit, dass X fast das gleiche Alter hatte wie ich und eine ähnliche Sozialisation erlebt hatte, unser biografischer Hintergrund wies mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf. Und: wichtigster Punkt: wir hatten beide schon viel an uns gearbeitet, besaßen ein gewisses Maß an psychologischer und emotionaler Bildung und kannten unseren Trauma-Hintergrund, was von Anfang an von uns beiden auch immer wieder thematisiert wurde. Für mich waren das

gute Grundvoraussetzungen mich einzulassen.

Wir wohnten allerdings nicht in der gleichen Stadt.

Mein Gott, was war ich verliebt! Anfangs telefonierten wir 3 x täglich und lasen uns morgens um 7 Uhr Gedichte vor.

Ein wenig mit Schrecken habe ich gemerkt, dass ich mich so verliebt fühlte wie damals vor 30 Jahren. Einerseits war das gut. Offenbar hatte sich mein Herz wieder erholt. Aber was wäre, wenn mir das Herz wieder gebrochen würde? Ich habe mich zum Glück noch nie von Ängsten bremsen lassen. Irgendwie habe ich gedacht,

ich gebe der Liebe noch eine letzte Chance und gebe alles!

So nahmen die Dinge ihren Lauf. Aus unterschiedlichen Gründen konnte sie nicht zu mir kommen, weswegen ich ein richtiges Wanderleben begann – natürlich ohne zu registrieren, wie sehr mich das destabilisierte …

Wegen der Fernbeziehung hatten wir ja immer nur ganz wenig Zeit miteinander. Was haben wir uns auf Weihnachten gefreut! Weihnachten wollten wir endlich einmal 10 Tage am Stück miteinander verbringen.

Es wurde die totale Katastrophe.

Ich erkannte weder meine Partnerin, noch mich selbst wieder …

Im Laufe des Schreibens dieses Artikels ist mir klar geworden, dass ich dieses Thema ganz unmöglich in einen Artikel pressen kann. Mittlerweile gibt es schon eine ganze Artikelserie dazu. Wenn Sie mehr über Trauma in Liebesbeziehungen wissen möchten, abonnieren Sie doch meinen Blog. Im nächsten Artikel wird es darum gehen, wie sich Traumata konkret im Alltag einer Beziehung auswirken.

Vielleicht haben Sie sich hier soweit ja schon wieder erkannt? Wie immer freue ich mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen.

Von Herzen,

Ihre

Monika Richrath

Photo by Sharon McCutcheon on Unsplash

Photo by Hello I’m Nik on Unsplash

 

 

Was ist Heilung?

Was ist Heilung?

Gibt es Heilung?

Diese Frage wurde neulich in einer Facebook-Gruppe gestellt,  in der ich Mitglied bin. Da stellt sich doch die Frage, was Heilung eigentlich bedeutet? Und sieht das nicht für jeden anders aus?

Bei Wikipedia fand ich den interessanten Ansatz, dass

Heilung je nach Kontext verschiedene Bedeutung hat.

In der Medizin wird Heilung definiert als Wiederherstellen der Gesundheit, als Erreichen eines vorherigen Ausgangszustandes.

In der Psychotherapie wird der Begriff der Heilung gleichgesetzt mit einer Wiederherstellung der psychischen Gesundheit. Das ist natürlich sehr viel schwammiger und lässt viel Raum für Spekulation.

Ich glaube aber, dass diese Bedeutungen häufig verwechselt werden, und dass ich selbst diese Begriffe auch lange Zeit verwechselt habe.

Als ich so zurückgedacht habe, ist mir klar geworden, dass ich

Heilung  als eine Art „Wischtechnik“ begriffen habe.

Heilung bedeutete für mich etwas Ungutes wegzumachen, wegzuwischen. Um einen Zustand wiederherzustellen, in dem eine bestimmte Sache niemals passiert ist. Nur, wenn ich „geheilt“ wäre, wäre wieder alles gut, und ich könnte mit meinem Leben weitermachen.

Ganz schön naiv bin ich gewesen,

denke ich mir heute. Außerdem habe ich Heilung auch häufig gleichgesetzt mit „Ganzsein“. Das ist verständlich. Und wünschen wir uns nicht alle, ganz zu sein?

Das Problem an der Sache ist, dass ich, was mich betrifft, trotzdes Wunsches mich als „ganz“ zu empfinden, mich doch niemals so empfand.

Es kam mir im Gegeneil so vor, als sei ich eigentlich nur halb. Schon von Anfang an habe ich versucht, so wenig Raum einzunehmen wie möglich. Ich glaube schon, dass es da

einen Zusammenhang mit Hochsensibilität

gibt. Jedenfalls erinnere ich mich, dass ich schon als Kind darüber gestresst und betrübt war, dass „ich so wenig Raum einnehme“. Für ein Kind sind das, glaube ich, nicht so sehr typische Gedanken. Oder kennen Sie so etwas aus Ihrem eigenen Leben?

Beim Schreiben dieses Artikels wird mir klar, dass es diesen einen Moment, an dem ich mich als „heil“ hätte empfinden können, gar nicht gab.

Ja natürlich. Man kann mir entgegenhalten, dass ich mich unmöglich an meine ersten Jahre erinnern kann und folglich gar nicht wissen kann, was früher war. Das weiß ich natürlich nicht. Ich kann mich nur auf mein jetziges, aktuelles Gefühl verlassen. (Und ja, es ist mir bewusst, dass ich es mir in bestimmten Überzeugungen eingerichtet habe. Dass diese Überzeugungen irgendwann sicherlich veränderbar sind, aber jetzt gerade nicht.)

Was ich heute äußerst

naiv an meiner Vorstellung von Heilung finde,

ist, dass sie das Leben viel zu statisch sieht. Im Grunde genommen wird in dieser Vorstellung das Leben an sich vollkommen ausgeklammert. Das Leben ist einfach nicht so, dass man einfach etwas auf „Reset“ setzt und alles ist wie vorher.

Das Leben ist kein linearer Prozess. Es bildet vielmehr Schlaufen, Schleifen, Kurven, läuft rückwärts oder parallel.

Leben ist ein durchaus chaotischer Prozess.

Aber in und mit diesem Prozess verändern wir uns und wachsen. Vor einiger Zeit habe ich irgendwo gelesen, dass bei den – ich glaube, es waren Aborigines – Menschen nach einer Krankheit einen neuen Namen erhalten. Ich fand das sofort logisch, weil es meinem eigenen Erleben ziemlich nahe kommt.

Erst als ich begonnen habe, mich mit Trauma zu beschäftigen, hat sich mein Begriff von Heilung verändert.

In der Trauma-Arbeit bedeutet Heilung vielmehr „Integration“.

Dies bedeutet, dass belastende Erfahrungen in der eigenen Geschichte nicht mehr als chaotische, verstörende Einzelerlebnisse herumgeistern, sondern dass sie eine Erklärung bekommen, und einen Platz in der eigenen Biografie.

Was bedeutet, dass man zu einem Leben zurückkehrt, in dem gewissen Erfahrungen nicht ausradiert sind, sondern in dem man durch die Erfahrungen verändert wurde. Integration bedeutet immer voranzugehen.  Weiterzumachen. Sich der Erfahrungen bewusst zu sein, ohne von ihnen in massiver Weise beeinträchtigt zu werden (Obwohl es natürlich auch eine Definitionsfrage ist, was man als beeinträchtigend erlebt.).

Ich selbst stehe immer noch

am Anfang meiner Trauma-Reise.

Aber eines habe ich doch schon begriffen: dass wir einen sehr hohen Preis zahlen, wenn wir versuchen, unsere Gefühle abzuspalten und uns tot zu stellen. Und so erlebe ich Heilung persönlich gerade auch als die Fähigkeit und Bereitschaft, mich mit Gefühlen zu beschäftigen, die ich mir lange Zeit meines Lebens versagt habe.

Die Klopfakupressur bzw. das Klopfen haben mir auf diesem Weg unschätzbare Dienste geleistet. Weil ich durch das Klopfen herausgefunden habe, wie viel Freude eigentlich in mir steckt.

Und was bedeutet Heilung für Sie?  Wie immer freue ich mich, wenn Sie Ihre Meinung mit uns teilen.

Von Herzen, Ihre

Monika Richrath

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Fühlen verboten –  wenn Eltern regelmäßig Alkohol trinken

Fühlen verboten – wenn Eltern regelmäßig Alkohol trinken

Eigentlich ist es unglaublich, dass ich mich noch nie mit dem

Thema Alkohol und Alkoholismus,

als Familienkrankheit beschäftigt habe.

Vielleicht ist es auch ganz typisch für das Thema Alkoholsucht, dass es einerseits auf sehr schreckliche Weise präsent ist. (Im Netz habe ich die Information gefunden, dass 6,7 % der 18–64jährigen Bevölkerung in Deutschland Alkohol in riskanter Weise konsumiert, wovon zwischen 1,6 und 2,7 % als alkoholabhängig gelten.) Auf der anderen Seite wird es aber relativ wenig thematisiert. In den sozialen Netzwerken ist mir hierzu noch nie ein Artikel begegnet.

Natürlich habe ich auch einen eigenen Zugang dazu, denn

ich bin das erwachsene Kind eines Alkoholikers.

Ich hatte durchaus schon seit Jahren auf dem Schirm, dass ich irgendwann, eines fernen Tages, mal über Alkoholismus schreiben muss.

Vor kurzem habe ich den Beitrag 10 belastende Kindheitserfahrungen veröffentlicht und eine dazu passende Umfrage erstellt. Es war mir schon klar, dass Alkoholismus in der Familie auf jeden Fall zu den Faktoren gehört, die zu belastenden Erfahrungen in der Kindheit beitragen und als Folge ein Entwicklungstrauma begünstigen. Als ich mir nach einer Zeit die Antworten ansah, war ich geschockt, dass

mehr als die Hälfte

angegeben hatten, dass sie mit einem süchtigen Elternteil aufgewachsen sind. Aufgrund dessen habe ich mir das Buch Familienkrankheit Alkoholismus* von Ursula Lambrou angeschafft.

Das war wie eine Offenbarung.

Wieder sind eine ganze Reihe von Puzzleteilchen meines Lebens an ihren Platz gefallen. Weil mir einfach nicht bewusst war, dass Kinder grundsätzlich am meisten darunter leiden, und welchen Stress es für sie bedeutet, wenn ihre Eltern trinken. Zumindest nicht das Ausmaß und die Folgen, die sich durch elterlichen Alkoholismus für Kinder ergeben.

Denn wenn Eltern alkoholkrank sind, werden

Kinder automatisch vernachlässigt.

Punkt. Der nicht trinkende Elternteil (sofern vorhanden) wird sich immer mehr um den trinkenden Elternteil kümmern und sorgen. Für die Kinder bleibt dann nicht mehr viel Aufmerksamkeit übrig. Die laufen dann eher so mit.

Eine Folge der Vernachlässigung in der Kindheit ist,  dass in den Kindern schon früh ein Gefühl von Wertlosigkeit entsteht, weil man nie wichtig genug zu sein scheint. Weil die anderen offenbar immer wichtiger sind.

Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, entwickeln ganz typische Verhaltensweisen, die auch im Zusammenhang mit Hochsensibilität häufig vorkommen. Eine sehr wichtig Ursache ist:

Es gibt kaum/keinen Schutz.

Der trinkende Elternteil entwickelt sich zu einer möglichen Gefahrenquelle für die Kinder. Unvorhersehbares Verhalten,  Aggressivität  können dazu führen, dass Menschen, die mit viel Aggressivität in der Familie aufwachsen, den Zugang zu Wut nicht nur nicht mehr finden, sondern vollkommen verlieren. Was kein Wunder ist, wenn sie die Erfahrung von Kontrollverlust mehrfach erlebt haben. Der nicht trinkende Elternteil ist oft nicht in der Lage, die Kinder zu (be)schützen.

Es muss aber gar nicht sein, dass es tatsächliche Gewaltausbrüche gibt. Mein Vater war kein Schläger. Zwar gab es hin und wieder sog. (sehr schmerzhafte) Kopfnüsse, aber ich habe nicht das Gefühl, wirklich geschlagen worden zu sein. Trotzdem war in meiner Familie

latente Gewalt vorhanden

jedenfalls zu einem bestimmten Zeitpunkt, und es gab keinen Ort, an dem man wirklich sicher gewesen wäre.

Irgendwie waren beim Streichen der Türen alle Schlösser überpinselt worden, mit dem Ergebnis, dass es nicht ein Zimmer gab, das man hätte abschließen können. Wir haben uns beholfen, indem wir einen sehr schweren Schreibtisch vor die Tür des Kinderzimmers gestellt haben. Wir zwängten uns durch einen sehr engen Spalt hinaus und hinein.

Eines Abends hat mein Vater tatsächlich versucht, hereinzukommen, gab aber gleich auf, als er den schweren Gegenstand hinter der Tür spürte. Was er bei uns wollte? Keine Ahnung.

Eine Erfahrung, die ich mit vielen anderen traumatisierten Menschen teile, ist die, dass wir es kaum aushalten können,

wenn Menschen sich unvorhersehbar verhalten.

Da kann man sehr schnell getriggert werden. Auch durch scheinbare Kleinigkeiten. Die in den Augen anderen Menschen (ohne Trauma Hintergrund) eher unverständlich wirken.

Alkohol und Alkoholismus zuhause fördern HochsensibilitätWenn Alkoholismus eine Rolle spielt

in unserer Familie, spielen wir als Kinder kaum eine Rolle. Alles dreht sich um den trinkenden Elternteil. Unsere Wünsche, Erlebnisse und Bedürfnisse werden nicht beachtet. Sie scheinen für unsere Eltern nicht weiter wichtig zu sein.

Dies schränkt unsere natürliche Entwicklung ein. Wir können uns nicht richtig entfalten. Zum einen deshalb, weil uns kein Gefühl für den eigenen Wert vermittelt wird. (Was bedeutet, dass wir keine Selbstliebe, Selbstachtung und vielleicht auch kein Selbstbewusstsein entwickeln können.) Zum anderen aber

verlieren wir den Zugang zu unseren eigenen Gefühlen

nach und nach. Zuerst verstecken wir unsere Gefühle vor unseren Eltern und später vor uns selbst.

Wir sehnen uns weg.

Ich wollte immer von Zuhause weglaufen und habe Bücher verschlungen, in denen Kinder von zuhause wegliefen. Das waren meine Lieblingsbücher. Weil die jeweiligen Protagonist*innen den Mut dazu hatten. Was mich angeht, so gab es kleine Versuche abzuhauen, aber ich bin immer wieder nach Hause gekommen, freiwillig. Und so rechtzeitig, dass niemand etwas gemerkt hat. Ich glaube, ich wollte meiner Mutter keinen zusätzlichen Kummer bereiten.

So oder so, in einem Alkoholiker Haushalt

dreht sich alles um Geheimhaltung.

In erster Linie geht es darum, dass Menschen außerhalb nicht davon erfahren sollen, was in der Familie vor sich geht. „Das geht andere nichts an!“ Kennen Sie diesen Satz?

Als Kind hat man in einem derartigen Familiensystem die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dies so bleibt.

Die Geheimhaltung setzt sich dann weiter fort, indem nicht über Gefühle gesprochen wird.

Bis das Fühlen selbst ein Problem wird.

Etwas zu fühlen, würde ja bedeuten, dass man sich der Vorgänge in der Familie äußerst bewusst bleibt.

Viele Kinder in einer solchen Lage entscheiden sich dann für eine Form des inneren emotionalen „Totstellens“. Für die Kinder geht es um existentielle Fragen, sie bekommen dann das Gefühl, um ihr Überleben kämpfen zu müssen.  Von daher müssen sie Überlebenstechniken entwickeln um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Nichts mehr zu fühlen ist eine solche Strategie.

Eine andere, sehr probate Technik (Und ich bin sicher, dass Sie hier besonders aufmerken werden), ist

das Übernehmen von Verantwortung.

Ohnmächtig, handlungsunfähig zu sein ist ein schreckliches Gefühl. Handeln zu können, etwas zu tun, scheint ein guter Weg aus Chaos, Angst und Unordnung heraus zu sein.

Dieses Verhalten kann sich aber im Laufe des Lebens verselbstständigen. Wenn wir immer Verantwortung übernehmen. Auch solche, für die wir gar nicht zuständig sind. Oder um die Dinge am Laufen zu halten, usw.

Wenn wir uns als Kinder immer wieder in Situationen wiederfinden, in denen wir keine Kontrolle haben, können wir das Überlebensmuster entwickeln,

alles unter Kontrolle haben zu wollen.

In einem gewissen Maß mag uns das gelingen. Aber letzten Endes ist das Leben nicht kontrollierbar. Menschen auch nicht. Besonders schrecklich ist es, dass wir anderen Menschen dann das antun, was uns selbst als Kind angetan wurde, als wir nicht wir selbst sein konnten. (Dazu habe ich noch eine andere Umfrage erstellt, die Sie hier finden).

Ganz wichtig ist natürlich, dass

wir kein Vertrauen in unsere Gefühle entwickeln können.

Es bedeutet auch, dass wir die Verbindung zu unserem Körper nicht mehr herstellen können und ihn verlassen, weil Fühlen einfach weh tut. Kein Wunder eigentlich, dass so viele hochsensible Menschen mit Schmerzen zu tun haben später in ihrem Leben.

Die jahrelange Geheimhaltung führt letzten Endes auch zu

Angst vor Nähe.

Es kann dabei durchaus sein, dass wir uns nach Nähe sehnen, sehr intensiv sogar, aber meistens ziehen wir dann eher die falschen Partner und Partnerinnen in unser Leben, die ebenfalls keine Nähe erfahren haben. So ist eine Neuauflage des alten Leids quasi schon vorprogrammiert. Dazu habe ich schon einmal einen Artikel geschrieben „Warum verliebe ich mich immer in den/die Falsche*n„.

Es braucht sehr viel persönliche Entwicklungsarbeit um hier etwas zu verändern. Es ist aber möglich. Das zählt letzten Endes. Mir hat die Klopfakupressur dabei geholfen, einen Zugang zu meinem eigenen Wesen zu finden und mich auf den Weg zu machen. Nach und nach habe ich gelernt, mit den Schwierigkeiten aus dem Entwicklungstrauma (was häufig eine Ursache von Hochsensibilität ist, bzw. sich häufig hinter dem persönlichen Erleben von Hochsensibilität verbirgt, besser umzugehen. Denn es ist nie zu spät, damit zu beginnen, sich das Leben leichter. zu machen Wenn Sie also Lust haben, mal in die Klopfakupressur hineinzuschnuppern, melden Sie sich zu einem meiner kostenlosen Kurse an.

Puh, das war jetzt ganz schön viel Input. Toll, wenn Sie bis zum Schluss durchgehalten haben!

Vielleicht mögen Sie Ihre Erfahrungen in Sachen Alkohol und Familie mit uns teilen?

Von Herzen, Ihre

Monika Richrath

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Was Hypnose und Trance in uns bewirken

Was Hypnose und Trance in uns bewirken

Hochsensibilität ist ja meist mit einem Übermaß an Stress und Überforderung verbunden. Von daher finde ich alle Methoden interessant, die beim Abbau von Stress helfen können. Hypnose kann das auch. Aber noch viel, viel mehr.

Ich hätte mir niemals träumen lassen können, dass ich einmal mit Hypnose und Trance zu tun haben könnte. Lange habe ich Hypnose betrachtet wie Magie, etwas, das außergwöhnlicher Fähigkeiten bedarf. Außerdem erschien mir Hypnose auch abschreckend durch das, was ich als junge Erwachsene im Fernsehen als Showhypnose gesehen hatte. Mich anderen Menschen so auszuliefern empfand ich für mich als unvorstellbar. Vermutlich weil ich mich ohnehin

durch die Hochsensibilität als ausgeliefert empfand

– selbst wenn es mir damals noch nicht bewusst war. Jedenfalls habe ich meine Abneigung gegen Hypnose wie Milliarden anderer Menschen über Jahrzehnte gehegt und gepflegt. Umso überraschter war ich, als ich 2009 entdeckte, dass in meiner Coaching-Ausbildung in der Präsenzwoche auch Hypnose auf dem Lehrplan stand. Ehrlich gesagt habe ich da schon geschluckt.

Ich und Hypnose!

Es war dann aber ganz anders als gedacht. Nach einer relativ kurzen Einweisung sollten wir das selbst in Kleingruppen ausprobieren. Ich war unglaublich aufgeregt. Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Aber dann wusste ich nach ungefähr zwei Minuten, dass es mir gefällt. Überraschung!

Ich bin von der Fortbildung weggefahren mit dem Gefühl, dass ich offenbar ein Händchen dafür habe. Außerdem hatte ich mich währenddessen unglaublich gut und richtig gefühlt (sowohl als Übende als auch als Übungsobjekt). Darüber hinaus war meine Übungspartnerin, die ich in Trance versetzt hatte, hochzufrieden. Damals wusste ich noch nicht,  dass grundsätzlich

theoretisch jeder Mensch in Hypnose versetzt werden kann.

Allerdings wohl nicht in gleichem Maße. Studien weisen darauf hin, dass 10–15 % aller Menschen besonders auf Hypnose reagieren, weil sie eine große Vorstellungskraft haben. Umgekehrt gibt es einen ebenso großen Prozentsatz an Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nicht gut hypnotisierbar sind.

Trotz der theoretisch vorhandenen grundsätzlichen Hypnotisierbarkeit von Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kontraindikationen, z. B. bei Beeinträchtigungen oder Veränderungen der Gehirnfunktionen wie Psychosen, Borderline-Störungen, Bipolarität, Depressionen, Persönlichkeitssstörungen, Epilepsie, Parkinson usw. Außerdem gibt es gewisse körperliche Umstände, die gegen eine Hypnose sprechen, z. B. schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, Thrombose und Suchtmittelerkrankungen (außer Rauchen).

Ich war jedenfalls so geflasht von meinen Hypnoseerlebnissen während der Coaching Ausbildung, dass ich mich später für eine Grundausbildung in Hypnose anmeldete. Es war sehr schnell klar, dass Hypnose an sich gar nichts mit Showhypnose zu tun hat – ganz im Gegenteil, dies ist ein ganz eigener Bereich.

Jedenfalls geht es in der Hypnose nicht darum, den eigenen Willen aufzugeben, ganz im Gegenteil: In meiner ersten Hypnose habe ich mich sogar richtig geärgert über irgendetwas, was meine Übungspartnerin machte, womit ich nicht einverstanden war!)

In der therapeutischen Hypnose geht es vielmehr darum, die Verbindung zu sich selbst zu stärken und Vertrauen zu sich selbst zu gewinnen.

Was ist denn Hypnose eigentlich?

Hypnose ist eine Methode, mit der ein ganz besonderer Bewusstseinszustand erreicht werden kann, der zwischen Schlaf und Wachbewusstsein liegt.

In der Hypnose kann man Stress loslassen und Ideen entwickelnDieser ganz besondere Zustand wird Trance genannt.

Man ist nicht mehr zu 100 % wach, aber bekommt doch noch fast alles mit. Ein Zustand, der vergleichbar ist mit dem Halbschlaf, in dem man sich morgens vor dem Aufwachen oder abends vor dem Einschlafen befindet. Also ein Zustand, den Sie kennen.

Die äußere Realität entfernt sich, wir denken nicht mehr kritisch-analytisch. Statt dessen intensiviert sich unser inneres Erleben. Unsere Informationsverarbeitung geschieht nun über Bilder und Sinne.

In der Trance treten wir in einen intensiven Kontakt mit uns selbst,

können intensiv Entspannung, Selbstvertrauen, Gelassenheit, Kraft, Sicherheit, Beruhigung usw. erfahren.

Worte und Bilder wirken im Trancezustand viel stärker als im Wachbewusstsein, dadurch fällt es uns viel leichter etwas in unserem Leben zu verändern. Weil Hypnose sich an das Unterbewusstsein wendet, wo dort gespeicherte Programmierungen aufgelöst und durch neue ersetzt werden können.

Jeder Mensch erlebt Hypnose anders.

Dies hängt von der individuellen Arbeitsweise des Gehirns und des Nervensystems ab,  ebenso wie von der Trancefähigkeit, der Tagesform usw.

Ich selbst erlebe Trancezustände wie „Auf Reise gehen“, daher finde ich den Begriff Trance-Reise sehr passend. Als ich begann, Hypnose-Audiodateien anderer Menschen zu hören, stellte ich mir anfangs immer vor, ich gehe durch den Wald auf einem Weg, der stetig abwärts führt …

Die Reise beginnt mit einer mehr oder weniger langen Entspannung zur Einleitung, gefolgt von Vorschlägen zu einem bestimmten Thema. Längere Phasen, in denen überhaupt nicht gesprochen wird, sind übrigens ein Teil des Prozesses, der zur Vertiefung dient. Schließlich taucht man nach einer Ausleitung wieder auf. Sollte man eingeschlafen sein, wacht man irgendwann einfach wieder auf. Ich bin dann meistens erholt und deutlich fitter als vorher.

Der Trancezustand ist dabei nicht einheitlich.

Es gibt leichte, mittlere und tiefe Trancezustände, in denen man vielleicht die Stimme des/der Hypnotisierenden nicht mehr hört.  Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man sich während einer Trance-Reise ganz natürlich zwischen diesen verschiedenen Zuständen bewegt. Zum Beispiel kann man das Gefühl haben, jetzt könnte man die Augen öffnen, um gleich darauf wieder tiefer abzutauchen.

Die Trance sorgt auch für physiologische Veränderungen im Körper.

Zum Beispiel sinken Blutdruck und Pulsfrequenz und die Muskeln entspannen sich. Das Immunsystem wird stimuliert und die Hirnströme werden beeinflusst. In der Hypnose verändern sich Gehirnwellen vor allem zu Theta-Wellen.

Ich empfinde es schon dem Schlaf als sehr ähnlich, wo man sich ja auch auf verschiedenen Ebenen bewegt. (Allerdings ist natürlich klar, dass dies völlig unterschiedliche Zustände sind.) Die Muskelentspannung sorgt dafür, dass ich mich in einer Trance phasenweise nicht bewegen kann. (Im Schlaf ist das ja auch so, bloß bekomme ich da nichts davon mit.) Beim ersten Mal fand ich das etwas beunruhigend, aber da ich nun weiß, dass es normal ist, verschwende ich keine Gedanken mehr daran.

Wie fühlt sich ein Trance-Zustand an?

Wie gesagt, jeder erlebt das anders. Für mich ist es wie ein weiches Dahingleiten, während ich wie auf Wolken gebettet bin. Ab und zu geht es weiter nach oben, ab und zu tauche ich ab nach unten. Streckenweise bin ich einfach richtig weg. Den Zustand der intensiven Zugewandtheit zu sich selbst empfinde ich als unglaublich schön.

Was geschieht bei Trance im Gehirn?

Durch bildgebende Verfahren weiß man heute, dass in einem Trancezustand die Hirnbereiche besonders aktiv sind, die für Sehen, Fühlen und Bewegen zuständig sind. (Im Gegenzug dazu sind die Bereiche, die für Vernunft, kritisches Denken und Entscheidungen zuständig sind, heruntergefahren.) Diese Bereiche verhalten sich während einer Hypnose genau so, als würden wir etwas live erleben! Für das Gehirn ist etwas, was wir uns vorstellen, genauso wirklich wie etwas, was wir erleben. Darum wirken in der Trance sog. Suggestionen oder Vorschläge so gut.

Ich habe irgendwann angefangen, selbst Trance-Reisen zu erstellen. Bei Trance-Reisen und geführten Meditationen geht es wirklich um ganz persönliche Vorlieben, z. B. ob es Musik gibt im Hintergrund oder ob man die Stimme von jemandem mag oder nicht. Mir waren die meisten Stimmen nicht angenehm.

Vor einiger Zeit habe ich den Intensivkurs Besser umgehen mit Hochsensibilität (natürlich mit Klopfakupressur)erstellt. Einerseits ist es ein Selbstlernkurs, andererseits betreue und begleite ich mit dem Kurs die Teilnehmer:innen über einen längeren Zeitraum. Ganz wunderschön!

Sicherheit spielt in der Hochsensibilität eine besonders wichtige Rolle, meistens vor allem als nicht oder wenig vorhanden. Darum habe ich eine Trancereise erstellt, die „Dein sicherer Ort“ heißt, die ein Bonustrack aus dem Kurs ist. Vielleicht haben Sie Lust, diese Trance-Reise einmal auszuprobieren. Mittlerweile gibt es sogar auf mehrfachen Wunsch eine kleine Hörprobe. So können Sie zumindest ausprobieren, ob meine Stimme Ihnen angenehm ist. Das Praktische daran ist, dass man nichts weiter tun muss, als sich die Datei über einen längeren Zeitraum täglich anzuhören. Das ist eine gute Gelegenheit, ein kleines Selbstliebe-Ritual zu etablieren.

Haben Sie Erfahrungen mit Trance-Reisen? Wie immer freue ich mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen.

Von Herzen, Ihre

Monika Richrath

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