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Es ist gut bei Entwicklungstrauma ein Zimmer für sich allein zu haben

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Ein Zimmer für mich allein

von Monika Richrath

26. Oktober 2014

Schon Virginia Woolf fand es wichtig, ein Zimmer für sich allein* zu haben. Ich finde, sie hat sooo recht!

Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft in diesem Jahr schon gefragt worden bin, ob ich mit meiner Partnerin nicht (mal) (endlich) zusammenziehen möchte? Nein, möchte ich nicht, auch wenn die meisten Menschen so leben. Das hat dazu geführt, dass ich mich ganz intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt habe.

Ein Zimmer für mich allein ist überlebenswichtig für mich

Es hat aber wirklich lange gedauert, bis ich herausgefunden habe warum. Ich bin ohne eigenes Zimmer in sehr beengten Verhältnissen aufgewachsen. Meinen ersten eigenen Rückzugsraum bekam ich, als ich in mein erstes eigenes Zimmer zog (9 m2 und ohne Dusche!)  Das war 1980.

Seitdem bin ich viel herumgezogen und habe mit verschiedenen Wohnformen experimentiert, u. a. eine 2-erWG und eine WG mit 6 anderen Personen (alleine beim Gedanken daran gerate ich schon in Stress). Ich habe auch einmal das Zusammenleben in einer Paarbeziehung ausprobiert, sechs Jahre lang. Das hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass

das Paarleben in einer Wohnung einfach nichts ist für mich.

Ich gebe dann irgendetwas von mir auf, genau weiß ich nicht, was es ist, eine Unabhängigkeit oder Stärke und bin als sehr fürsorglicher Mensch dann mehr bei der anderen als bei mir. Zeit meines Lebens war es mir total schleierhaft, wie andere Menschen das machen, wie sie es aushalten können ohne eigenen Platz?

Mittlerweile bin ich aber noch zu ganz anderen Einsichten gekommen durch die intensive Auseinandersetzung mit den Themen

Hochsensibilität bzw. Hochsensitivität, belastenden Kindheitserfahrungen und Entwicklungstrauma.

zimmerfürsichalleinmädchenEs hat lange gedauert, aber irgendwann konnte ich es akzeptieren: Es ist gar keine Frage des Willens oder der Verweigerung. Als hypersensitiver Mensch, der unter sehr belastenden Lebensumständen aufgewachsen ist, BRAUCHE ich meine eigene Wohnung, einen Schutz- und Rückzugsraum zum Kraft- und Energietanken. Ich brauche einen Raum für mich, in dem nur ich bin. Vielleicht haben Sie selbst schon einmal die Erfahrung gemacht, dass wenn man in einem völlig überreizten Zustand ist, einen schon die winzigsten Alltagsgeräusche eines anderen Menschen nerven können? Ganz zu schweigen von lautem Schnarchen Nacht für Nacht …

Bei sehr vielen Menschen, die etwas Ähnliches erlebt haben, kommt noch dazu, dass sie

negative Bindungserfahrungen gemacht

haben. Das bedeutet natürlich, dass das Zusammenleben mit einem anderen Menschen immer auch Retraumatisierungspotential bietet. Das geschieht ganz schnell und es muss keine Absicht dahinterstecken. Trigger werden sehr schnell ausgelöst. Sei es auch nur so etwas scheinbar Triviales, wer bestimmt, was im Fernsehen angesehen wird …

Am wichtigsten ist aber, dass dass das Zimmer für sich allein letzten Endes bedeutet, einen Raum zu haben, in dem ich einfach nur ich selbst sein darf. Mit allen Ecken und Kanten. Mal mehr, mal weniger hochsensitiv. Ich muss mich nicht rechtfertigen für dies oder das – oder erklären, warum dies oder jenes nicht geht oder warum mir etwas jetzt schon wieder zu viel ist. Ich bin. Und ich bin gut so.

Wie ist es mit Ihnen? Haben Sie einen Schutzraum? Darum geht es in meiner Umfrage dieser Woche. Ich freue mich über Ihre Kommentare.

 

Herzlichst, Ihre

Monika Richrath

Image by Pexels from Pixabay 

Image by press 👍 and ⭐ from Pixabay 

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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12 Kommentare

  1. Ulrike

    Vielen Dank für diesen Beitrag – zurück gefühlt in viele scheinbar unlösbare Momente einen kleinen Schlüssel gefunden mit diesem Text ohne zu suchen …. Danke

    Antworten
  2. Michaela

    Hallo, dieses Thema brennt mir unter den Nägeln. Sitze grad hier im WZ , kann nicht schlafen, jeder Atemzug meines (von mir geliebten) Mannes stört mich und ich traue es nicht, ihm zu sagen, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, wie einen eigenen Raum, in dem ich auch schlafen möchte. Ich schlafe so schlecht im Beisein eines anderen. Wie schon geschrieben, jeder Atemzug, jedes Seufzen im Schlaf schreckt mich hoch, stört mich und ich fühle mich dann auch noch schuldig daran. DAss ich HSP bin, hat mich sehr erleichtert, nun muss ich mich halt auch danach einrichten, um weiterhin Kraft und Energie für meine Familie und den Alltag zu haben. Freue mich auch über Austausch.

    Ganz liebe Grüsse
    Michaela

    Antworten
    • Liebe Michaela,

      das ist sicher nicht leicht. Viele Fragen drängen sich auf, z. B. wie Dein Mann gestrickt ist. Ist er auch ein HSP? Hast Du mit Deinem Mann schon darüber gesprochen? Abgrenzung ist ja ein wirklich schwieriges Thema für HSP. Meine eigene Erfahrung ist so, dass es sich nicht nur für sich selbst als Betroffene gut und wichtig ist, sich zu outen und Entlastung von Stresssituationen zu finden, sondern, dass auch die Beziehung langfristig von der Aufrichtigkeit profitiert … Liebe Grüße Monika

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    • Dagmar

      Liebe Michaela,

      mir ging es haargenau wie Dir … bis ich eines Nachts den Auszug aus dem gemeinsamen Schlafzimmer beschloss. Ich hatte monatelang unter Schlafstörungen zu leiden. So quartierte ich mich im Gästezimmer ein und überlegte, was mich wohl beruhigen und meinen Schlaf fördern könnte.

      Ich wünschte mir Wärme, also legte ich ein Wärmebett unter meine Matrazenauflage. Zur Unterstützung meiner Entspannung besorgte ich mir Zirbenkiefernöl und träufelte jeden Abend ein Tröpfchen davon auf ein kleines Holzstückchen. Als dritte Maßnahme legte ich mir ein Buch zurecht mit dem Titel „Hab keine Angst mein Kind, ich beschütze Dich“. Noch ein Glas Edesteinwasser, und schon sah die Welt ganz anders aus 😉

      Das Wunder geschah und ich konnte ab der ersten Nacht wunderbar schlafen! Mein Lebensgefährte zeigte sich verständnisvoll, er hatte ja mein Leiden miterlebt.

      Inzwischen sind einige Wochen vergangen und ich freue mich nach wie vor auf MEIN Bettchen 🙂

      Wie schön ist es, nachts aufzuwachen und einfach das Licht anzumachen, ohne dass „jemand“ meckert … oder ein bisschen zu lesen … oder einfach nur dazuliegen und das UNGESTÖRTSEIN geniessen!

      Ich jedenfalls bin mit meiner Entscheidung mega froh und werde mein Räumchen noch kuscheliger gestalten. Ach, ja … ein Nackenstützkissen habe ich mir inzwischen auch gekauft. Eventuell gönne ich mir ein Bett aus Zirbelkiefer, die ja sehr beruhigend wirkt.

      Vielleicht ermutigt Dich meine Geschichte ein bisschen, ich würde es Dir sehr wünschen. Sorge für Dich!!

      Alles Liebe
      Dagmar

      Antworten
  3. Ernst

    Liebe Monika,

    Du hast ja SO recht!

    Ich kann das Geschriebene nur bejahen. Auch ich bin in relativ beengten Wohnverhältnissen ohne eigenen (Rückzugs-)Raum aufgewachsen. Erst mit 16 klappte es mit dem eigenen Zimmer, dieses allerdings mit (Riffel-)Glastür! Angeblich wegen der besseren Lichtverhältnisse im angrenzenden Raum, aber ich unterstelle hier: wegen der elterlichen Kontrolle…?!

    Erst mit 30 konnte ich mir den Traum meiner eigenen, kleinen Wohnung erfüllen. Und auch wenn diese aufgrund ihrer Kleinheit ständig übervoll erscheint: DAS ist mein Ort des Abschalten-Könnens.

    Ganz liebe Grüße

    Ernst

    Antworten
    • Vielen Dank, lieber Ernst 🙂 Meiner auch, und ich nehme an, das wird auch so bleiben 🙂 Liebe Grüße, Monika

      Antworten
  4. Alleinschläferin

    Ich kann dieses Bedürfnis nach einem eigenen Schlafzimmer so gut nachvollziehen. Wenn ich allein schlafe, schlafe ich sofort und tief ein, sobald ein anderer Mensch im Zimmer ist, brauche ich viel länger, schlafe unruhig und bin morgens hundemüde. Mein Mann ist Kuschelschläfer und schläft am liebsten und angeblich besten angekuschelt, das geht bei mir gar nicht, worüber er schon unglücklich ist. Wir leben erst seit einem halben Jahr zusammen, aber seither schlafe ich nur noch schlecht, was ich früher nie tat. Getrennte Schlafzimmer sind für meinen Mann ein No-Go, aber ehrlich gesagt ist mir das inzwischen egal, lieber gefährde ich meine Ehe als den Rest meines Lebfns schlecht zu schlafen.

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    • Vielen Dank, liebe Alleinschläferin. Vielleicht gibt es ja auch eine Art Kompromiss? Herzliche Grüße, Monika Richrath

      Antworten
      • Beate

        Vielen Dank für den Text. Ich fühle die Worte so sehr. Vor allem heute, an einem Montag. Nach dem Wochenende ist es immer am schlimmsten, dass ich mich so überladen fühle. Mein Partner und ich haben schon getrennte Schlafzimmer und trotzdem scheint dies nicht zu reichen. Gibt es die Möglichkeit eines tieferen Austausches hier? Ich frage mich, ob etwas mit mir nicht stimmt. Liebe Grüße Beate

        Antworten
        • Liebe Beate, mit dir ist sicherlich alles in Ordnung. Manche Menschen haben ein größeres Rückzugsbedürfnis als andere. Es kann auch vorkommen, dass die eigene Wahrnehmung sich aufgrund diverser Ursachen extrem verschärft.

          Ich bin eher wenig aktiv in sozialen Netzwerken. Was den Austausch hier angeht, bleibt nur abzuwarten … Ich könnte mir aber vorstellen, dass dir vielleicht meine Switchword Community eine Unterstützung bieten könnte, besser mit der Situation umzugehen. Das ist eine kleine, liebevolle Gemeinschaft Gleichgesinnter. Komm gerne dazu und schaue, ob das Klopfen von Switchwörtern dir helfen kann, besser mit der Situation umzugehen. Liebe Grüße, Mo

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  5. Pummelfee

    Was tun wenn man der Ehepartner das genaue Gegenteil von einem Minimalisten ist? Jeder Ecke vollgestopft, nahe am Messie. Jeden Tag kommen Pakete, die Verpackungen liegen oft monatelang im Schlafzimmer herum. Dort stapeln sich Klamotten in jeder freien Ecke, da sie nicht mehr in die zahlreichen Schränke passen…. Für mich ist das inzwischen der Horror. Da ich aber seit kurzem weiß, dass ich ein Sensibelchen bin, sehe ich einen Funken Hoffnung. Aber was soll ich tun? Immer wieder bettel ich um etwas(!) Ordnung, aber es wird immer schlimmer….

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    • Ich kann eigentlich nur den Rat geben, das mal zu klopfen … Herzliche Grüße, Monika Richrath

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