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Panik kommt häufig bei Hochsensibilität vor

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

In ein paar Sekunden kann alles vorbei sein

von Monika Richrath

25. Februar 2018

Alles geht ganz schnell. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wechseln sich die unterschiedlichsten Emotionen ab: Schock, Ärger, Angst, Scham (Ich bin nicht allein), Verwunderung und – Beten (Bitte …

bitte, nicht der Kopf. Ich versuche noch, irgendwie mein Gleichgewicht zu halten, aber umsonst. Während meine inneren Prozesse im Zeitraffer ablaufen, sehe ich alles andere in Zeitlupe. Wie der Boden immer näher kommt, erst das eine, dann das andere Knie auf dem Boden aufschlägt, wie ich noch versuche, mich mit der rechten Hand abzustützen, dabei aber nur auf das Handgelenk aufschlage, und schließlich doch noch der Kopf.

Einen Augenblick bleibe ich noch liegen, überwältigt von Panik und Angst um meinen Kopf. Dann kommt der Ärger. Ausgerechnet! Alles hat so gut geklappt und jetzt das …

Schließlich lasse ich mir von meinen besorgten Freundinnen aufhelfen. Was gar nicht so einfach ist, in dem kleinen Bad ist eigentlich kein Platz für 3 Personen, erst recht nicht, wenn eine davon auf dem Boden liegt.

Kein schöner Abschluss

eines ansonsten äußerst erfolgreichen Tages. Liebe Freundinnen hatten sich bereit erklärt, mir beim Streichen meiner alten Wohnung zu helfen, alles hat supergut geklappt und nun das. Um den anderen beim Auswaschen meiner Pinsel nicht in die Quere zu kommen, habe ich diese Tätigkeit direkt in der Badewanne erledigt und bin anschließend mit den nassen Füssen auf dem Badezimmerboden ausgerutscht.

Am meisten Angst hatte ich vor einer Gehirnerschütterung. Aber nachdem mein Kopf offenbar ok ist und ich mir nicht mehr als ein paar blaue Flecken geholt habe, geht der Tag erstmal weiter. Ich merke allerdings schnell, dass es doch nicht so einfach ist. Den Rest des Tages bin ich sehr benommen. Ich muss mir schließlich eingestehen, ich bin nicht nur einfach gestürzt, sondern

ich bin erschüttert

bis ins Mark meiner Seele. Habe ich einen Schock? Vielleicht. Bin ich wegen meiner Hochsensibilität besonders erschrocken? Vielleicht. Die Erschütterung ist auch am nächsten Tag nicht vorbei. Vielmehr ist sie wie eine Art Schwelbrand, der sich nun auch in andere Teile meines Lebens ausbreitet. Ich traue mich kaum auf mein Fahrrad und bin dann ungewöhnlich ängstlich und besorgt.

person 1563672 640Was, wenn ich mit dem Fahrrad stürze?

Es ist jetzt so rutschig mit all den Blättern … vermutlich würde das nicht so glimpflich ablaufen …

Auch wenn das sich unnötige Sorgen ein ganz typisches Merkmal der Hochsensibilität ist, neige ich im Allgemeinen kaum zu Sorgen. Im Laufe der Jahre habe ich es geschafft, dem Leben gegenüber eine vertrauensvolle Haltung zu entwickeln und ich weiß ganz genau:

  • Ich bekomme was ich brauche
  • alles, was ich brauche, ist schon in mir
  • wenn ich etwas nicht bekomme, brauche ich es auch nicht
  • Ich bin behütet

Aber das ist einfach eine ganz andere Nummer. In den Tagen nach dem Sturz vergesse ich alles, was ich weiß. Dann allmählich schält sich für mich eine Art Botschaft heraus. So schnell kann es also gehen.

In ein paar Sekunden kann alles vorbei sein.

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Und das sage ich nicht nur so dahin. Aber ich habe Angst davor, meine eigenen Möglichkeiten meiner menschlichen Erfahrung nicht genug gelebt zu haben, mir selbst nicht genug Raum zu geben, immer nur hinter der Arbeit zurückzubleiben (soviel Freude meine Arbeit mir auch macht!).

Der Sturz ist jetzt schon etliche Wochen her

die blauen Flecken sind längst verschwunden, die Knochen, auf die ich aufgeschlagen bin, schmerzen aber immer noch und zeigen mir auf eindrucksvolle Weise, wie alles, was uns widerfährt im Körper gespeichert wird. Denn jedesmal, wenn ich mich hinknie und die Stelle den Boden berührt, an der ich aufgeschlagen bin, ist sofort alles wieder da, der Sturz, der Schock, der Stress, die Verunsicherung. Zwar nicht mehr so intensiv wie vorher, aber vorhanden. Das will ich unbedingt mal auflösen lassen mit irgendeiner Form von Körperarbeit. Damit ich dieses Erlebnis als Erinnerung daran benutzen kann, dass ich vergänglich bin und mich auf keinen Fall selbst verpassen möchte.

Haben Sie schon etwas Ähnliches erlebt? Ich freue mich über Ihre Kommentare!

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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2 Kommentare

  1. Beate Felten-Leidel

    Liebe Monika,
    ich kann deine Erschütterung nur zu gut verstehen. Meine schlimmsten Fallgeschichten passierten in der Kindheit, das erste war ein Treppensturz (ich war ungefähr zwei, rutschte aus, sauste die ganze ewig lange Treppe runter, landete auf dem Rücken und bekam keine Luft mehr, dachte, ich würde ersticken) und das zweite ein Schaukelsturz (da war ich sechs und hatte mich von meiner Cousine überreden lassen, die Seile los zu lassen. Eine höchst bedenkliche Mutprobe, aber als verzweifelter „Angsthase“ kann einem so was offenbar passieren.) Beim Schaukelsturz erlitt ich leider eine Gehirnerschütterung, konnte vorübergehend nichts mehr sehen und wurde dann leider von meiner Mutter völlig unnötig wochenlang ins Bett verbannt und durfte nicht aufstehen. Danach kamen meine ersten üblen Panikanfälle…. Beide Fallgeschichten habe ich bis heute nicht vergessen, und sie fallen mir beim Lesen gleich wieder ein. Vielleicht ist das hochsensible Gedächtnis in diesen „Fällen“ besonders ausgeprägt, denn es ist schon ein schreckliches Gefühl, wenn man stürzt. Vor allem der Moment vor dem Aufprall, den auch ich sehr bewußt erlitten habe. Und das Gefühl, die Kontrolle und den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich habe für mich die Konsequenz gezogen, dass ich mich auf Treppen immer gut festhalte (ich hasse Freitreppen, aber ich fotografiere gern „schöne“ hölzerne Treppen) und mir hin und wieder ein richtig tolles Schaukelerlebnis gönne. Natürlich halte ich mich dabei immer gut fest! Ich wünsche dir, dass du deinen Badfall bald „neutralisieren“ kannst. Vielleicht durch Klopfen? Oder durch irgend etwas Nettes, das du an der Stelle vorübergehend auf den Boden stellst oder malst und dann fotografierst? Manchmal hilft mir so was. Wirkt wie eine Art „Gegenzauber“ zum Schock. Herzliche Grüße, Beate

    Antworten
    • Vielen Dank, liebe Beate. Es beruhigt mich, dass du diesen Verunsicherungszustand kennst (auch wenn das natürlich nicht schön ist). Ich habe mittlerweile mit einer Körpertherapeutin das Schlimmste aufgelöst … gottseidank 🙂 Liebe Grüße und danke für dein Mitgefühl

      Antworten

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