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In der Hochsensibilität ist die Liebe besonders stressig

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Lieber allein?

von Monika Richrath

26. September 2013

 

Seit ich begonnen habe, mit hochsensiblen Menschen zu arbeiten, habe ich den Eindruck gewonnen, dass empfindsame Menschen überproportional häufig als Single leben. Ist man besser dran, wenn man allein bleibt?

 

Die Frage ist nur: warum? Liegt es daran, dass sie keine geeigneten PartnerInnen finden (niemanden, den sie lieben können), sie sich nicht trauen, sich zu offenbaren, weil sie Ablehnung fürchten, daran, dass sie

Angst vor Nähe und Intimität haben,

sich nicht abgrenzen können, sie die Intensität ihrer Gefühle nicht gut aushalten (Stress pur) oder weil sie nicht loslassen können? Bestimmt gibt es noch andere Gründe, die mir jetzt gerade nicht einfallen.

„Wo viel Glück ist, ist auch viel Leid.“ Dieses Zitat wird dem Künstler und Erfinder Leonardo da Vinci zugeschrieben. Er hatte es offensichtlich selbst recht schwer mit der Liebe. Dieser Spruch erschien mir zuerst ganz passend zum Thema, haben HSP doch auch eine ganz besondere Fähigkeit zum Leiden (möglicherweise auch zum Schwelgen in dem Leid?) – eben durch das Nicht-loslassen-können und zum endlosen Widerkäuen von Gedanken, Erlebnissen, Glaubenssätzen. Dann bin ich aber über das Wort „Glück“ gestolpert und spontan kam mir in den Sinn, dass ich das Wort „Liebe“ sehr lange sicherlich nicht mit dem Wort „Glück“ verbunden habe, denn „Liebe“ bedeutete vor allen Dingen: Schwierigkeiten.

Allem voran die Schwierigkeit, nicht verbunden zu sein.

Mit niemandem eigentlich. Als Teenager war ich gelegentlich mit jemandem zusammen, aber immer nur kurz. Ich war mir immer der Tatsache bewusst, dass ich dem anderen nicht wirklich wichtig war – so wenig wie er mir. Meist glitten wir wieder wortlos auseinander ohne großen Abschiedsschmerz. Ohnehin hatte ich als junge Erwachsene eine fast panische Furcht vor Nähe und Intimität. Diese stand in krassem Gegensatz zu meiner Neugier und Experimentierfreude. Zum Glück hat sich die Furcht irgendwann verabschiedet.

Schwierig blieb die Liebe dennoch, auch als ich mich Frauen anstelle von Männern zuwandte. Ich kann zurückblicken auf

eine zehnjährige Lebenszeit als Single

(Online-Dating entpuppte sich dabei als völlige Katastrophe, aber das ist vielleicht mal einen eigenen Blog-Artikel wert.) Der Großteil meines Liebeslebens wurde jedenfalls bestimmt durch Beziehungen, die entweder vollkommen einseitig blieben, in denen andere Menschen wichtiger waren als ich, oder jemand sich nicht wirklich für mich entscheiden konnte etc.

Einmal blieb ich

fünf Jahre lang gefangen in einer sehr unglückseligen Liebeskonstellation

zu einer Frau, die mich auch liebte, aber nicht wagte, ihre alte Beziehung aufzulösen und sich für mich zu entscheiden. Dass ich so lange ausharrte lag daran, dass ich ihre Liebe zu mir so deutlich SPÜREN konnte – auch wenn sie (meist vergeblich) versuchte mich auf Abstand zu halten. Ich musste, um aus dieser Geschichte auszusteigen, einen regelrechten Kampf mit mir ausfechten. Heute denke ich mir, wenn ich damals schon gewusst hätte, dass ich hochsensibel bin, hätte ich das anders gehandhabt. Ich hätte gewusst, das es nicht ausreicht, die Liebe einer anderen Person nur in mir zu spüren, sondern dass ich sie auch erleben und erfahren muss.

Ich habe aber auch ein paar schöne Erfahrungen gemacht mit Beziehungen.

Nachdem ich herausgefunden habe, dass meine Schwierigkeiten mit der Liebe eng verbunden sind mit der fehlenden Fähigkeit mich zu verbinden, habe ich mich kontinuierlich darum bemüht, diese zu verbessern. Nicht zuletzt hat mir das Klopfen mit der Klopfakupressur sehr dabei geholfen.

Ich habe nun doch einen Platz in einer Beziehung gefunden, wo ich das Gefühl habe: Hier gehöre ich hin. Vermutlich ist es nicht erstaunlich, dass ich diese Person schon seit dreizehn Jahren liebe. Früher fand ich, dass Singles es viel schwerer haben als Menschen, die in einer Paarbeziehung leben. Heute denke ich: die wahre Herausforderung liegt darin, als Paar verbunden zu sein und eine lebendige Beziehung zu bewahren, in der persönliches und gemeinsames Wachstum möglich sind.

Eigentlich muss es doch nicht sein, dass Hochsensibilität sich nicht mit einer Partnerschaft vereinbaren lässt? Im Grunde genommen ist es nicht wirklich einzusehen, warum man allein bleiben sollte.

Viele hochsensible Eigenschaften wirken sich doch in einer Partnerschaft sehr positiv aus: häufig können wir gut zuhören, uns gut in den/die andereN hineinversetzen, wir sind engagiert und liebevoll.

 

Sicher war es nicht das letzte mal, wo es in diesem Blog um Liebe geht. Ich freue mich, wenn Sie uns erzählen, wie Liebe für Sie ist.

Herzliche Grüße,

Ihre Monika Richrath

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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4 Kommentare

  1. Petra Stöhr

    Guten Abend liebe Monika,
    ja, hier findet man sich wieder, in den Ängsten der Kindheit und Jugend, den Problemen der Partnerschaften und teilweise Schwierigkeiten im Beruf.
    Irgendwie hat man trotzdem immer alles hinbekommen, zwei Ehen später wieder mal Single – aber seit dem Wissen um die eigene Hochsensibiltät mit allen Aspekten (Fibromyalgie, Burnout, aber auch anerkannter Malerei, Lyrik und tiefes Verstehen für die Belange anderer Menschen) bin ich nun ebenso in der Lage, dieses Wissen und Verstehen umzuwandeln und anderen Menschen in ähnlicher Lage Hilfe im Coaching anzubieten.
    Ich habe mich inzwischen spezialisiert auf die Beratung von Eltern mit behinderten Kindern.
    Dies ist nur möglich geworden, weil ich mich meinen eigenen Schatten gestellt habe, die erschwerenden Aspekte in mir anerkannt habe und die positiven wie Kreativität und Empathieempfinden für andere in einen neuen Beruf umgesetzt habe.
    Dieser Blog ist wunderbar authentisch geschrieben, akribisch recherchiert und eine wirkliche Hilfe für Menschen, die nicht so genau wissen, was mit ihnen los ist – die einfach nur anders sind!
    Herzlichen Dank
    Petra

    Antworten
  2. Nancy E., M.A.

    Ich denke, wie man seine Partner aussucht, wonach man sucht, was man erwartet, was man allerdings findet etc., hat einfach seinen Ursprung in unserer Kindheit, da uns das Elternhaus zunächst prägt. Wir lernen was wir wollen oder auch nicht wollen. Wie man dann später handelt, wonach man sich sehnt, hängt also immer davon ab, was man gezeigt bekommen hat, ob man genau dasselbe für sich haben will oder doch anders. Prägung ist eine Seite der Medaille. Die andere ist die Selbstbestimmung. Denn wir entscheiden selbst, was wir wollen und finden auch immer das, was uns finden will.

    Dass man vielleicht hochsensibel ist, hat somit nicht zu bedeuten, dass man DESWEGEN alleine ist. Wir sind schließlich alles Menschen. Und wir Menschen wollen normalerweise nicht alleine sein. Im Gegenteil.
    Auch diejenigen, die immer so groß tönen, dass sie niemanden bräuchten, sind gerade diejenigen, die am meisten Zuwendung brauchen. Denn schließlich haben sie irgendwann den Entschluss gefasst sich zu isolieren, weil ihnen irgendwann mal wehgetan wurde und sie denken, dass sie alleine besser dran sind.
    Das stimmt einfach nicht. Viele, die ich in meinem kurzen Leben bisher gesprochen habe, die meinten sie bräuchten niemanden etc., wollten sich einfach nicht eingestehen, dass sie einfach nur enttäuscht wurden und sich selbst aufgegeben haben. Und ich finde es traurig, wenn Menschen sich aufgeben. Das ist zu einfach.

    Ich bewundere es, wenn Menschen, egal ob hochsensibel oder nicht, sich einfach selbst befreien, indem sie Techniken (er-)finden, um sich aus ihren Ängsten, vom Stress etc. zu befreien.
    Ich persönlich kenne eine Person, die sich sogar als ‚hochsensibel‘ bezeichnet, die es, meiner Meinung, nach aber überhaupt nicht ist.
    Es gibt einfach viele, die nach einer Ausrede suchen. Denn sozial komplett inkompetent zu sein, ist meiner Meinung nach, kein Zeichen für Hochsensibilität.

    Antworten
    • Katrin W.

      @Nancy

      Es stimmt, dass Menschen nicht allein sein wollen. Allerdings bedeutet dies nicht zwingend, dass sie eine Liebesbeziehung brauchen. Freundschaften sind sehr viel eher notwendig, um ein erfülltes Leben zu führen.

      Ich jedenfalls habe mich viele Jahre lang damit herumgequält, angeblich beziehungsängstlich zu sein – bis mir klar geworden ist, dass ich einfach keine Beziehung möchte. Vielleicht ändert sich das ja nochmal, aber im Moment vermisse ich einfach nichts.

      Das hat sicherlich mit meiner Prägung in der Kindheit zu tun, keine Frage, nur: Das bedeutet doch nicht automatisch, dass ich Leidensdruck habe oder meine Bedürfnisse unterdrücke oder mich ‚aufgebe‘. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, mich anzupassen, weil ich gespürt habe, dass ich von der ‚Norm‘ abweiche. Das war Verschwendung von Lebenszeit!

      Ich führe mein Leben jetzt so, wie ich es mir wünsche. Und es ärgert mich, wenn ich solche Pauschalurteile lese wie ‚jeder braucht eine Beziehung‘. Selbst wenn es nur zwei Menschen von zehntausend sind, auf die dieses Urteil (‚alle‘, ‚jeder‘, ‚immer‘, ’nie‘) nicht zutrifft, – genau diese beiden brauchen dringend die Bestätigung, dass sie sich nicht nach Konventionen richten müssen, nur weil die auf fast alle anderen zutreffen. Das ist wichtig!

      Davon mal abgesehen ist es respektlos, die Lebensführung eines anderen Menschen, so holprig sie auch sein mag, mit ‚das ist zu einfach‘ zu bewerten. Es steht uns nicht zu, über die Entscheidungen eines anderen Menschen in Bezug auf dessen eigenes Leben zu urteilen. Hinter deiner Trauer für Menschen, die sich (angeblich) aufgegeben haben, steckt also – ich schreib das sehr direkt und weiß, dass es aggressiv wirkt, aber ich meine das gar nicht böse, denn ich will dich dafür nicht anfeinden, sondern nur ehrlich meinen Eindruck schildern – auch eine gehörige Portion Arroganz gegenüber anderen Lebensentwürfen.

      Zu diesen Lebensentwürfen gehört auch das Recht auf Fehler, auf Scheitern, auf Unglück und sogar Verzweiflung. Das alles ist Teil des Lebens – und jeder Mensch hat Anerkennung dafür verdient, dass er ’sein Päckchen trägt‘, selbst dann, wenn du ganz genau erkennst, wie er es besser machen könnte. Macht er halt nicht. Darf er.

      Antworten
  3. Charlotte

    Hallo Monika,
    ich lebe inzwischen in einer 17-jährigen Beziehung zu meinem Mann.
    Auch wenn mir das Zulassen von Nähe schwe fällt, so ist er doch jedes Mal in der Lage meine Rückzüge aufzufangen. Auch indem er mir das Gefühl gibt, dass meine empfindsame Art in Ordnung ist. Dass ich in Ordnung bin wie ich bin.
    Davor gab es auch Verbindungen zu Menschen, die mir nicht dieses Gefühl gaben. Menschen, die mir sagten, mein Gefühlserleben sei ihnen zu kompliziert.
    Sicher ist es auch meiner Krankheit geschuldet, die mich eben zu einem komplizierteren Menschen macht.
    Somit gab es auch Erfahrungswerte, in welchen ich die Liebe anderer benötigt hätte, sie mir dies aber nicht geben konnten oder auch nicht wollten. Menschen, die sich wegen meiner Krankheit von mir abwandten. Manche kaum, dass sie davon erfuhren. Nach dem Motto: Du hast eine psychische Erkrankung, dann wirst du irgendwann auf mich angewiesen sein, nein, keine Lust. Adieu.
    Dieses Leid in sich aufzunehmen, es in seinem Kopf durchzukauen, über Monate, manchmal auch noch nach Jahren empor steigend, erzeugt neue Wunden. Zusätzlich zu denen, die man schon hat.
    Liebe kann da ein besonderer Schlüssel sein, der so einiges heilen lassen kann.
    Doch vor allem bedeutet es, dass sich beide für einander entscheiden. Auch mit den Schwächen des anderen, nicht nur für dessen Stärken, einander so sein lassen wie sie sind, und gemeinsam nach Lösungen suchen, sollten Probleme entstehen, um diese Felder zu reparieren.
    Dinge reparieren ist ein Aspekt, der heutzutage schnell auf der Strecke bleibt. Doch ohne das wird keine Freundschaft oder Partnerschaft jemals langfristig funktionieren, selbst wenn man sich liebt.

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