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Meine liebsten Graphic Novels

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Meine top 10 Graphic Novels

von Monika Richrath

9. Oktober 2016

Ein ganz neues Medium zum Lesen hat in diesem Jahr bei mir Einzug gehalten und begeistert mich immer

mehr: die Graphic Novel. Falls Ihnen das kein Begriff ist: Geschichten in Form eines Comics.

Comics haben mich immer schon begeistert

als Kind waren sie mir jedoch verboten (ich vermute, Mickey Mouse und Donald Duck genügten den intellektuellen Ansprüchen meiner Mutter nicht). Später waren diese Art von Comics uninteressant, dafür entwickelte ich kurzfristig Interesse für die Foto-Stories in der Bravo (die aber auch nicht erlaubt war). Mit 18,19 (ich wohnte nicht mehr zu Hause), entdeckte ich die Underground Comix von Robert Crump, die ich zwar äußerst schräg und wild fand, aber auch nicht weiter verfolgte, weil ich die Frauenbewegung entdeckte – was sich nicht mit dem frauenfeindlichen Tenor von Crumps Comix vertrug.

Warum mag ich Comics?

Ich denke, Comics ermöglichen es, eigentlich unaussprechlichen Dingen ein Gesicht zu geben und erfahrbar zu machen. Mir ist außerdem aufgefallen, dass mein Gehirn keinen Unterschied zu machen scheint zwischen erfundenen Bildern meiner Phantasie (wie sie mir in den Kopf kommen, wenn ich ein Buch lese) und gezeichneten Bildern. Ich glaube außerdem, dass die Abstraktion, die in einem Comic immer stattfindet, das Erleben von Emotionen eher fördert anstatt sie zu hemmen.

Erst später lernte ich die Werke der Zeichnerin Alison Bechdel kennen

die mit der Serie „Dykes to watch out for“, die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten anhand einer Gruppe (zumeist lesbischer) Frauen und anderen beschreibt: Man findet sich, zieht zusammen, geht auf Demos und zur Arbeit, einige bekommen Kinder, andere Depressionen, werden krank, trennen sich. Das ganz normale Leben also. 12 Bände sind so bis 2008 zusammen gekommen, dann wollte die Autorin eine Auszeit von der Serie. Seitdem hat die Autorin begonnen, Graphic Novels zu produzieren. Daher wird sie auch meine Nummer

1. Alison Bechdel: Fun Home

Das Buch hat einen autobiografischen Charakter, Alison Bechdel setzt sich darin mit dem Erwachsenwerden, sexueller Orientierung, Geschlechterrollen und vor allen Dingen mit ihrem Vater auseinander, mit dem sie ein kompliziertes Verhältnis verbindet. In den 10 Jahren, die das Buch abdeckt wird Bechdel herausfinden, dass sie Frauen liebt und ihr Vater Männer … und dass er sich vermutlich deswegen das Leben genommen hat.

2. Marjane Satrapi: Persepolis

Die islamische Revolution im Iran aus der Sicht eines zunächst kleinen, dann immer größer werdenden Mädchens ist absolut herzzerreißend. Die emotionalen Spätfolgen von Krieg, Unterdrückung und Exil werden auf sehr einfache, aber auch bildgewaltige Weise dargestellt. Ich besitze kaum Film-DVDs. Persepolis gehört aber zu meiner Sammlung, weil mir scheint, dass Marjane Satrapis Erfahrungen zwar individuell, aber auf gewisse Weise auch universell sind, z. B. indem sie uns vor Augen führen, wie das Leben und der Alltag sich “ nach der Revolution“ anfühlt …

3. Sarah Leavitt: Das große Durcheinander

Ich habe dieses Buch zufälligerweise irgendwo auf einem Wühltisch entdeckt und musste es einfach mit nach Hause nehmen. Es geht um das langsame Sterben der an Alzheimer erkrankten Mutter. Die Autorin geht in dieser vielfach prämierten Graphic Novel ihren Erinnerungen an ihre Mutter und den Umgang in der Familie und mit ihrer Partnerin nach. Trotz des schweren Themas wunderschön und ist noch lange, lange in mir nachgeklungen …

4.  David Zane Mairowitz/Chantal Motenllier: Der Prozess nach Franz Kafka

Manche Graphic Novel schafft es, einen im Schnellverfahren mit berühmten Romanen bekannt zu machen. Früher fand ich Kafka toll, heute kann ich es kaum noch ertragen, ihn zu lesen, weil er in mir sehr intensive Gefühle auslöst, keine Ahnung, ob das meiner Hochensibilität geschuldet ist. Den Prozess habe ich schon mehrmals begonnen, aber immer wieder beiseite gelegt, deswegen habe ich mich sehr gefreut, ihn im Graphic-Novel Regal meiner örtlichen Bibliothek zu finden. Im Prozess geht es um Josef K., der eines Morgens verhaftet wird, weil man ihm den Prozess machen will … schon findet Josef K. sich gefangen in den Mühlen einer aberwitzigen Justiz. Wirklich beklemmend und grandios umgesetzt. 

5. Isabel Franc/Susanna Martin: Alicia – im wahren Leben

Eigentlich hat die Journalistin Alicia alles was sie braucht, eine Arbeit, eine Katze, eine erfüllende lesbische Liebesbeziehung. Aber dann kommt die Diagnose „Brustkrebs“ und Alicias Leben verändert sich. Auch diese Geschichte hat einen autobiografischen Hintergrund der Autorin. Aber gejammert wird nicht! Vielmehr geht es darum, die Geschichte des Prozesses durch die Krankheit hindurch zu beschreiben, bis zum Leben „danach“. Sehr aufbauend.

6. Reto Gloor: Das Karma-Problem MS – eine unheilbare Krankheit übernimmt die Kontrolle

Ein junger Mann aus der Schweiz möchte unbedingt Comiczeichner werden, 1992 hat er seinen ersten Comic veröffentlicht. 2010 gibt er seine feste Anstellung an einer Schule auf um sich selbstständig zu machen. Ein halbes Jahr später bekommt er die Diagnose MS. Gloor gibt nicht auf. 2013 zeichnet er mit dem Computer eine graphic novel über seine Erkrankung und seinen Umgang damit, erkundet auch spirituelle und psychologische Dimensionen seiner Krankheit. Sehr bewegend und völlig ohne Pathos.

7. Joyce Farmer: Besondere Jahre

Joyce Farmer gehörte zu der oben erwähnten amerikanischen Untergrundcomix-Szene, hatte das Zeichnen irgendwann aber  aufgegeben. Ende 1990 begann sie dann, die letzten Jahre, die sie mit ihren Eltern erlebte, in Form von Comics aufzuzeichnen, ursprünglich hatte sie  keine Veröffentlichung geplant. In besondere Jahre schildert Farmer die letzten Jahre ihrer Eltern Lars und Rachel, die zunächst einfach nur ihren Lebensabend genießen wollen, aber dann zunehmend kränker werden, Pflege benötigen etc. Liebevoll und ohne Pathos können wir hier erleben, was auf uns Kinder im Alter unserer Eltern zukommen wird und die Autorin begleiten auf ihrem langsamen Abschied von ihren Eltern.

8. Chloé Cruchaudet: Das falsche Geschlecht

Mit diesem Buch hat es eine ganz besondere Bewandnis: Es wurde mir vorgestellt auf einer Veranstaltung im Institut Francais, zu der ich mich trotz unglaublicher Müdigkeit hinschleppte, weil ich das dringende Gefühl hatte, dorthin zu müssen. Aus diesem Grunde blieb ich auch dort, auch die ganze anschließende Diskussion hindurch, an deren Ende sich dann schließlich offenbarte, warum ich dort bleiben sollte: ich habe das Buch nämlich gewonnen. Es erzählt die sehr unglaubliche Geschichte des Paares Paul und Luise. Der erste Weltkrieg kommt und Paul wird einzogen, erlebt Traumatisches an der Front und beschließt, das will er nicht noch einmal erleben. Er desertiert und kehrt zu Luise zurück – als Suzanne. 10 Jahre lang werden die beiden als lesbisches Paar leben, bis … Die Geschichte beruht übrigens ebenfalls auf Tatsachen …Mittlerweile ist es in deutscher Übersetzung erhältlich.

9. Julie Maroh: Blau ist eine warme Farbe

Der gleichnamige Film hatte mir gut gefallen. Es wäre vermutlich anders gewesen, hätte ich den Comic zuerst gelesen. Eine Geschichte über Liebe, Erwachsenwerden und Selbstverwirklichung. Eines Tages begegnet Clementine einer Frau mit blauen Haaren, und das setzt eine Kette von Ereignissen in Gang … Ich finde sehr schön gezeichnet und ganz besonders durch die blauen Haare … und trotz des traurigen Endes die sehr viel schönere Geschichte …

10. Alison Bechdel: Wer ist hier die Mutter?

Mit Alison Bechdel habe ich angefangen, mit ihr höre ich wieder auf. In dieser Graphic Novel setzt sie sich mit ihrer Mutter auseinander. Wie schon Fun House bewegt sich Bechdel auch hier auf  ziemlich hohem intellektuellem Niveau, es ist durchaus eine Herausforderung, hat mich aber dazu verleitet, doch nun endlich mal Alice Miller „Das Drama des begabten Kindes“ lesen zu wollen, auf das sie sich häufig bezieht …

Nun bin ich selbst ein bisschen überrascht. Eigentlich wollte ich ihnen auch den Buddha-Comic ans Herz legen, aber insgesamt ist es eine sehr runde (aber doch sehr selektive) Auswahl geworden … man könnte sich ja fragen, ob Lesben sich bevorzugt dieses Mediums bedienen um eine Geschichte zu erzählen – ich denke allerdings, es liegt eher an mir …

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Schmökern! Oder beim Verschenken!

Haben Sie auch eine Graphic Novel, die Sie besonders gern mögen? Ich freue mich über Ihre Tipps.

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

Bild: jackmac34 via Pixabay

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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2 Kommentare

  1. Lisa

    Danke für den Artikel! Habe bereits auf Facebook kommentiert, dass dies eine tolle Liste ist :). Ich bin sehr gespannt, mal selbst Graphic Novels zu lesen. Kam irgendwie zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

    Antworten
    • Vielen Dank, Lisa! Graphic Novels machen wirklich Spaß, das ist irgendwie ein ganz neues Leseerlebnis. Ich freue mich über jedes neue Buch 🙂 Liebe Grüße, Monika

      Antworten

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