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Kontrolle spielt in der Hochsensibilität eine Rolle

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Sind Sie ein Kontrollfreak?

von Monika Richrath

20. Juni 2021

Das ist keine schöne Frage, oder? Klingt irgendwie ziemlich unangenehm. Dieses Thema geistert schon seit Jahren durch meinen Hinterkopf.

Kontrolle hat immer eine Rolle gespielt

in meinem Leben. Lange Zeit vor allem, indem andere versucht haben, mich zu kontrollieren. Meine Mutter natürlich vor allem. Es wird zwar nicht so viel gesprochen oder geschrieben (zumindest ist das mein Eindruck), aber ich denke, dass Kontrolle in der Hochsensibilität eine ganz wichtige Rolle spielt. Ich hatte vor Ewigkeiten mal einen Blogbeitrag veröffentlicht mit dem Titel „Die drei schlimmsten Dinge„. In dem Artikel gibt es auch eine Umfrage, bei der bis jetzt 87,6 % aller Antwortenden angegeben haben, dass sie nicht sie selbst sein durften. Und dies kann ja nur geschehen, wenn Kontrolle ausgeübt wird, in welcher Form auch immer.

Immer, wenn wir etwas tun aus uns selbst heraus und wir werden dafür

kritisiert, bewertetet oder vielleicht sogar geschlagen,

versucht jemand uns zu kontrollieren. Jemand versucht dann, uns in eine bestimmte Richtung zu lenken. Was in uns das Gefühl entstehen lässt, wir dürfen nicht sein, wer wir sind, wir sollen keine eigenen Entscheidungen treffen. Was für ein Stress.

Ich habe erst im Verlauf der letzten Jahre verstanden,

dass Kontrolle einem Sicherheitsbedürfnis entspringt.

Und zwar der Person, die kontrolliert. Die kontrollierende Person versucht damit, sich zu schützen, davor, dass jemand sich auf eine Art und Weise verhält, die sie in irgendeiner Form bedroht. Ich habe früher z. B. auch versucht, Menschen dazu zu bringen, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, z. B. indem sie die gleichen Bücher lesen sollten wie ich.

Das kann durchaus krasse Formen annehmen.

Eine ganz klassische Form der Kontrolle, die Eltern ausüben ist z. B. die Wahl der Kleidung ihrer Kinder. Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht so schlimm und man könnte denken, das ist doch normal, dass Eltern die Kleidung ihrer Kinder aussuchen. Ich finde das nicht normal. Daraus ergeben sich außerdem sehr viele Konsequenzen für das eigene Leben.  Vieleicht haben Sie sich schon gedacht, dass ich damit mein ganzes Leben lang ein Thema mit meiner Mutter gehabt habe. Das erst durch ihren Tod zum Stillstand kam.

Als kleines Kind hat man mich weitgehend in Ruhe gelassen, ich musste zwar ab und an Kleider tragen (die hauptsächlich schrecklich waren, weil sie kratzten), aber ich durfte rumlaufen und aussehen wie ein Junge. Bis ich eine Tages meine heißgeliebte Badehose nicht mehr tragen sollte.

Das gehört sich nicht

war das Argument dazu. Ich weiß heute nicht mehr, wie viel oder wenig Busen man damals schon sah. Vermutlich eher wenig. Das ist auch nicht wichtig.

Jedenfalls war das

der Auftakt zu lebenslanger Kleidungs-Kontrolle.

Wenn ich es so recht bedenke, hatte die Kontrolle meistens mit dem Körper zu tun, also damit, dass man etwas von dem Körper sah, was man besser nicht hätte sehen sollen. Die Röcke waren zu kurz,  man konnte den Bauch sehen usw.

Ich weiß heute gar nicht mehr, wie ich es als Teenager geschafft habe, halbnackt herumzulaufen. So wie Teenager das nun mal tun. Ich glaube, man muss seinen neuen Körper vielleicht zeigen und ausprobieren, wie das auf andere wirkt? Jedenfalls gab es eine weiße Crepe-Bluse, die damals sehr modern waren. Sie war praktisch durchsichtig. Ich erinnere mich an Fahrradtouren, die ich alleine in dieser Bluse unternahm. Wie bin ich damit aus dem Haus gekommen? Meine Mutter hätte mich nicht gehen lassen,

wenn sie mich in diese Aufzug gesehen hätte,

das ist mal sicher.

Mein Auszug von Zuhause führte zu keiner Veränderung.

Es gab weiterhin häufig Bemerkungen und Kritik über mein Äußeres von meiner Mutter. Wenn es keine Worte gab, gab es eben Blicke, sehr beredete Blicke. Und das war wirklich schlimm für mich. Nach jeder Bemerkung fühlte ich mich irgendwie vernichtet,

total falsch.

Manchmal zog ich andere Sachen an, als ich eigentlich anziehen wollte, nur, um Bemerkungen aus dem Weg zu gehen. Ich fühlte mich so ohnmächtig, weil ich meine Mutter nicht daran hindern konnte, meine Kleidung zu kritisieren. Ich habe mich sogar einmal deswegen coachen lassen. Dabei kam aber nichts herum, außer, dass mir dämmerte, dass das Verhalten meiner Mutter nicht richtig ist.

In meinen 40ern begann ich mich zu wehren. Einmal sagte ich meiner Mutter, als wir gemeinsam unterwegs waren und sie schon wieder „so“ guckte: „Geh du vor, dann musst du mich nicht anschauen!“

Irgendwann habe ich ihr sogar per E-Mail

gedroht, den Kontakt abzubrechen,

wenn sie nicht aufhört, Bemerkungen über meine Kleidung zu machen. Das hat sie wohl erschreckt, denn sie gab sich dann eine Weile Mühe, ganz erfolgreich. Nur um irgendwann „zusammenzubrechen“ mit den Worten „Ich kann einfach nicht anders.“

Der Gipfel war, dass ich dann eine Partnerin bekam, die sich ganz genauso verhielt wie meine Mutter! Einmal war ich mit beiden unterwegs, da sagte eine von beiden, „du hast da einen Fleck“ (was ziemlich häufig vorkommt. Ich vermute, es liegt an schlechter Koordinationsfähigkeit meiner Gliedmaßen). Da habe ich zu beiden gesagt, „Ok, da habt ihr ja was, worüber ihr euch unterhalten könnt, ich gehe derweil mal weg.“ Und habe mich einfach ein paar Meter weiter gestellt. Wir haben dann alle darüber gelacht, aber natürlich war es nicht witzig.

Ich habe meiner Partnerin vielfach erklärt, dass das einzige, was sie damit erreicht, ist, dass ich mich schlecht und unzulänglich fühle und rein gar

nichts Positives aus ihren Bemerkungen ensteht.

Sie konnte trotzdem nicht damit aufhören.

Vor ein paar Wochen hat dieses Thema für mich eine ganz grundlegende Veränderung erfahren. Eigentlich eher im Vorbeigehen habe ich im Internet etwas aufgeschnappt. Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Oder wer es gesagt hat. Jedenfalls war der Sinn: was bedeutet es, wenn du ein bestimmtes Kleidungsstück anziehen musst, damit jemand anderer sich wohlfühlt?

Das ist ganz tief in mich hineingefalllen. Das hat mich regelrecht erschüttert. Eines weiß ich jetzt: ich werde mir nie mehr Kleidungs-Kontrolle gefallen lassen!

Kennen Sie so etwas auch aus Ihrem Leben? Wie immer freue ich mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen.

Von Herzen,

Ihre

Monika Richrath

Image by Gerd Altmann from Pixabay 

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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