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Reisebekanntschaften

Reisebekanntschaften

Als Kind bin ich wahnsinnig gerne gereist, denn ich hatte nur sehr selten Gelegenheit dazu. Reisen war damals – Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre – in meiner Familie etwas ganz Besonderes. Jede Reise war ein Abenteuer an sich und stand völlig losgelöst vom Zweck der Reise.

Zu reisen

bedeutete immer auch die drangvolle Enge meines Zuhauses zu verlassen, Weite zu erfahren, Räume und Landschaften zu entdecken. Sobald ich alt genug dazu war, verbrachte ich auf Reisen viel Zeit im Gang stehend, die Nase an die Fensterscheibe gedrückt und freute mich über die vorbeifliegenden Landschaften. Später, als ich größer war, ließ ich mich gerne vom Duft von Freiheit und Abenteuer am geöffneten Fenster umwehen – meistens sehr zum Ärger des Schaffners. Es machte auch nichts, dass es häufig nicht so gut roch am offenen Fenster. Wer weiß, vielleicht war ich in einem anderen Leben ein Hobo (das sind nordamerikanische Wanderarbeiter, die auf Güterzügen durch das Land reisten).

Als Teenager

hatte ich einige unglaubliche Reiseerlebnisse. Obwohl ich so schüchtern war, gelang es mir hin und wieder doch Reisebekanntschaften zu schließen, habe ich berührende, ja, auch intime Momente mit fremden Menschen geteilt, in denen wir uns gegenseitig unser Innerstes offenbarten.

Es tut mir heute noch leid, dass ich nie mehr herausfinden kann, was aus Dirk geworden ist, den ich im Zug von Neumünster nach Bonn kennenlernte. Wir gestanden uns beide ein starkes Interesse am eigenen Geschlecht ein, obwohl wir es zu diesem Zeitpunkt beide nicht lebten. Was wohl aus ihm geworden ist? Auch wenn ich es wohl nie mehr herausfinden werde, ist diese Reise tief in mir verankert, eine Erinnerung daran, was möglich ist im Leben.

Die Neugier auf fremde Orte hat mich nie verlassen

aber das Reisen an sich hat sich für mich sehr verändert seit dieser Zeit. Ich mag es immer noch in einem Fahrzeug zu sitzen und meinen Gedanken nachzuhängen (mit oder ohne Musik), während draußen Landschaften vorbeiflitzen. Aber

das Drumherum finde ich nun ziemlich anstrengend.

Das Reisen an sich ist nun eher zweckgebunden, eine Etappe auf dem Weg von hier nach dort, auf die ich oft auch verzichten könnte. Das hat natürlich viel mit meiner zwischenzeitlich entdeckten Hochsensibilität zu tun. Auf Reisen erlebe ich mich häufig als relativ schutzlos, bin den Gegebenheiten vor Ort ausgeliefert. Zu viele Menschen und zu wenig Platz. Selbst, wenn ich einen Platz reserviere, ist das keine Garantie dafür, dass ich die unangenehme Ausstrahlung der Person, die vielleicht neben mir Platz nimmt, auch aushalten kann. Oder dass es mit der Reservierung wirklich klappt. Oder dass es Menschen gibt, die sehr viel Raum einnehmen, z. B. indem sie sehr laut oder pausenlos reden, so dass ich von dem unaufhörlichen Redefluss, der über mich ausgegossen wird, erschöpft bin. Oder dass es Stress mit dem Gepäck gibt (das ja nur starke Menschen nach oben hieven können). Oder weil die Toilette out of order ist.

In Zügen verliere ich gerne schnell mal die Orientierung, weil alles so gleich aussieht. Es ist mir schon mehrfach passiert, dass ich meinen Platz nicht mehr wiedergefunden habe, weil ich aufgrund von Überforderung in einem sehr vollen Zug in einen hochgradigen Stresszustand geraten bin, in dem ich nicht mehr klar denken konnte.

Eine Zeitlang bin ich gerne mit dem Bus gefahren.

Das erschien mir die perfekte Alternative. Zu wissen, ich bekomme immer einen Platz, war schon mal gut. Zu wissen, dass ich mich nicht verlaufen kann auch. Bis mir dann aufging, dass Busreisen vorwiegend von eher jungen Menschen genutzt werden, die gerne auch laute Musik hören im Bus … Ganz zu schweigen davon, dass Toilettengänge im Bus noch schwieriger werden, wenn das WC ausfällt … Busreisen per se bedeuten auch nicht unbedingt den Komfort schlechthin, denn im Zug hat man meistens sowieso mehr Platz.

Wie ich es auch drehe und wende,

das Reisen bleibt heutzutage etwas Kompliziertes

und erfordert allerhand Vorbereitungen. Ich habe immer Musik dabei und schleppe Berge von Vorräten mit, die ich dann doch nicht aufesse, aus Angst, unterwegs nicht genug zu essen zu haben. Von glutenfrei hat die Deutsche Bahn ja noch nichts gehört … Aber es kann auch anders gehen. Dies hat mich meine letzte Reiseerfahrung gelehrt.

Die Ausgangssituation: völliges Chaos

Ich war unterwegs in den Norden. Natürlich hatte ich einen Fensterplatz reserviert, damit ich ungestört aus dem Fenster sehen kann. Mit mir auf dem Bahnsteig: jede Menge Urlauber mit jeder Menge Fahrrädern. Der Zug kommt. Aus unbekannten Gründen fehlen in dem Zug zwei Waggons, einer davon ein Fahrradwagen. Noch dazu ist der von mir reservierte Platz im Großraumwagen gar nicht vorhanden, weil der Großraumwagen fehlt. Statt dessen finde ich im Wagen mit der richtigen Nummer eine komplett andere Bauart vor, nicht mit Abteilen, sondern aufgelöste Abteile, ein Zwischending zwischen Abteil und Großraumwagen. Mein reservierter Platz ist nicht am Fenster! Ich bin kurzfristig empört, suche mir dann aber einfach einen schönen Fensterplatz.

Die Schaffnerin kommt, bestätigt, dass heute freie Sitzplatzwahl ist, dass es also nichts ist mit der Reservierung und soweit ist alles gut, ich sehe zufrieden aus dem Fenster. An jedem neuen Bahnsteig ergießen sich neue Menschen in den Zug, neue Menschen mit und ohne Fahrräder. Alle sind ein wenig aufgelöst. Wir, die wir schon sitzen, erklären den Neuankömmlingen, sie sollen doch bitte Platz nehmen, wo sie welchen finden. Und wo wir alle schon angefangen haben, miteinander zu sprechen, sprechen wir auch weiter miteinander.

Unsere Gruppe wächst, informiert weiterhin alle Neuankömmlinge, die Gespräche wachsen, der einzige junge Mann in der Gruppe hievt hilfsbereit das Gepäck aller älteren Menschen nach oben. Ein blinder Mann wird gemeinsam zu einem Sitzplatz gelotst. Lebensgeschichten werden ausgetauscht, Bonbons herumgereicht.

Ich selbst sitze da, völlig fassungslos und genieße einfach nur die Situation. Dabei hätte ich vorher mir nichts dringender gewünscht als meine Ruhe. Nun sitze ich da, manchmal mit mir selbst beschäftigt und manchmal klinke ich mich auch in das Gespräch ein. Alle sind erstaunlich entspannt. Bis auf die junge Frau, die mit ihrer Mutter reist und unbedingt darauf besteht, dass es nicht sein darf, dass die Reservierung nicht funktioniert und sie will unbedingt auf dem Platz mit ihrer Nummer sitzen. Auch diese Situation löst sich fast spielerisch auf. Eine ältere Dame bietet einen Platzwechsel an, die junge Frau entspannt sich und kann dann sogar am Gespräch teilnehmen.

Natürlich befragen wir uns gegenseitig über unsere Reiseziele und wie der Zufall es so will, reist die Dame neben mir genau auf die gleiche Insel. Wir kommen natürlich ins Gespräch und ich lege mein Buch weg. Die Reise vergeht wie im Flug. Auf dem Schiff warten der Mann und die Schwiegermutter meiner Reisebekanntschaft. Ich mache es mir an Deck gemütlich und genieße die Seeluft. Und plötzlich ist sie wieder da. Der Mann kommt und geht. Sie bleibt. Wir plaudern ganz ungezwungen vor uns hin und erst, als die Fähre anlegt, verabschieden wir uns. Wir haben uns alles mögliche erzählt aus unserem Leben. Aber die Namen haben wir nicht ausgetauscht …

Hinterher habe ich mich gefragt, warum die deutsche Bahn eigentlich dieses Raumkonzept aufgegeben hat, es war eigentlich sehr angenehm … und mich gewundert, wie einfach es ist, eine potentielle Stresssituation in etwas Schönes zu verwandeln. Vielleicht (bestimmt!) lässt sich das auch auf andere Situationen transportieren …

Haben Sie auch so schöne Reiseerlebnisse? Was sind Ihre Geheimtipps für entspanntes Reisen? Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare.

Herzlichst,

Ihre
Monika Richrath

Leben wie im Paradies

Leben wie im Paradies

Gabriella Kaufmann hat mir die abenteuerliche Geschichte ihrer Auswanderung nach der kanarischen Insel El Hierro erzählt. Dabei geht es auch um Vulkane, Hochsensibilität, Unwetter, das Alter und die Liebe.

Bei so viel Themen ist unser Gespräch ziemlich lang geworden, auch in der gekürzten Fassung. Den ungekürzten Text können Sie übrigens lesen, wenn Sie im Kasten unten das + anklicken.

Gabriella, du bist vor einigen Jahren aus Deutschland ausgewandert. Magst du mir erzählen, wie es dazu gekommen ist?

Die Sehnsucht nach dem Süden habe ich schon vor sehr langer Zeit in mir entdeckt. Denn gefroren habe ich immer in diesem Land, wo der Sommer höchstens ein ewiger April Tag war. Also habe ich begonnen zu träumen. Vom Meer, dem Duft der tropischen Blüten, der Wärme, den blutroten Sonnenuntergängen … 

Ich kannte das Meer ja schon, denn mit 3 Jahren hatte ich es zum ersten Mal gesehen. Und fast jedes Jahr machten wir Urlaub auf der Insel Elba. Ich war begeistert, wie weich und zärtlich das Meer sein konnte, aber auch wütend und windgepeitscht. Es war als würde sich meine Seele in diesem unglaublichen Blau wiederfinden. Und dann dieses königliche Licht des Südens, das aus einem Küchenmesser auf dem Tisch eine Skulptur zaubert. Ich nahm das alles so intensiv auf, die Farben, die Düfte, alles schien zu atmen und wirklicher zu sein. Damals wusste ich ja noch nicht, dass ich hochsensibel bin. Das weiß ich überhaupt erst seit 3 Jahren, da war ich schon 52. 

Eines Tages, als ich 17 war, ging ich über einen Platz in Florenz. Plötzlich fasste mich ein Mann an der Schulter und rief auf italienisch: „Aber du bist ja die Primavera!“ (Gemälde von Boticelli). Tatsächlich habe ich Ähnlichkeit mit ihr. Von diesem Moment an schrieb ich meine Gedichte und Geschichten, und heute meinen Abenteuerroman unter dem Pseudonym Primavera. 

Mein Traum und meine Identität waren also geboren, aber es dauerte noch lange, bis sie Wirklichkeit werden durften. Erst musste ich in den noch kälteren Norden ziehen um Logopädie zu studieren, mich zu verlieben und zu heiraten. Trotzdem war ich fest entschlossen, den Ort meiner Träume zu finden. Wann immer es mir möglich war, machte ich mich auf große Reisen. 

Ich besuchte die Karibik, die Südsee, Afrika, die Seychellen, Australien, Costa Rica und viele traumhafte Inseln. Eigentlich war ich dort nie wirklich im Urlaub. Ich wollte immer als erstes wissen, ob man da leben kann und wovon, und wie teuer es ist, und wie die Menschen sind und und und… Immer war etwas schwierig oder unmöglich oder zu unsicher um dort ernsthaft bleiben zu wollen. Aber ich gab nie auf. 

Meine Eltern wurden langsam etwas zerbrechlicher, und mir wurde immer deutlicher dass ich als einzige Tochter nicht einfach so ans andere Ende der Welt ziehen konnte. So kam ich auf die Kanaren, die ja nicht so weit von Europa entfernt sind. El Hierro kannte ich noch nicht. Aber es wurde schnell klar, dass diese Insel am weitesten draußen lag und dort nur sehr wenige Menschen lebten. 

Ich wollte sie mir einfach nur mal ansehen, und das Tat ich im Dezember 1998. Es war warm und auch ziemlich trocken. Man sagte mir, der Winterregen sei noch nicht gefallen. Ich erkundete die Küsten, die Wälder, die wilden Lavafelder und fand immer wieder dasselbe. Stille! Keine Menschen, kein Geschrei, kein Müll, keine Flugzeuge am Himmel, nur wilde, stille Natur. Am dritten Tag saß ich auf einem überhängenden Felsen am Hang eines Vulkans und schaute aufs Meer. Ein paar rosarote Wölkchen zogen am Horizont entlang und malten ihre weichen Schatten aufs Wasser. Da hörte ich mich laut sagen: „Also ich bleibe hier!!!“ 

Und wie ging es dann weiter?

Ja, auch mein damaliger Partner konnte sich vorstellen, hier zu leben, und von diesem Moment an war unser Urlaub mehr oder weniger vorbei. In der noch verbleibenden Zeit mussten wir so viele Informationen wie möglich über dieses kleine Eiland sammeln. Wo würden wir wohnen, und wovon würden wir uns ernähren? Voller Enthusiasmus flogen wir zurück und stürzten uns in wilde Pläne. 

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich zum ersten Mal den Palast sah, der heute mein Zuhause ist. Auf einer Klippe gelegen, von einer herrlichen Terrasse mit schneeweißer Balustrade umsäumt, mit Blick auf die ganze Bucht und die bewaldeten Vulkanhänge. Als ich dort stand, direkt über dem Meer, überkam mich das Gefühl, an Bord eines Schiffes zu sein, das im Begriff ist, in See zu stechen. 

Aber dann packten mich Zweifel. So etwas konnten wir uns doch überhaupt nicht leisten, oder etwa doch? Ich schrieb sofort an die deutschen Besitzer und teilte ihnen meine Begeisterung mit. Und so lernte ich eine wunderbare Familie kennen, deren Sohn in sehr jungen Jahren diesen Traum als Alterssitz für seine Eltern entworfen und gebaut hatte. Doch kam  es dann anders, und sie konnten nicht hier wohnen. Aber trennen wollten sie sich davon auch nicht, es sei denn, es gäbe einen Menschen, der dieses Haus so sehr lieben würde wie sie. Ja, und in diesem Moment trat ich in ihr Leben. Zum Glück war das ja noch vor der Einführung des Euros. Und so konnte durch den Verkauf meiner Praxis und die wunderbare Hilfe meiner Eltern das Geld zusammen gebracht werden. 

Das neue Jahrtausend brach an, und mit ihm kam der lang ersehnte Tag. Es war im Januar, auf den Wiesen lag Schnee, das Haus in Deutschland war ausgeräumt, der Überseecontainer vollgepackt. Endlich sollte ich also dieses kalte Land verlassen und zu den ersehnten Meeresufern aufbrechen. 

Und als das große Schiff in der Nacht ablegte und die Lichter des europäischen Kontinents langsam in der Dunkelheit verblassten, da atmete ich auf. Ich hatte es geschafft, ein neues Leben würde nun beginnen. Ich war 38 Jahre alt. 

Mein Traumhaus Queluz ( sein Name bedeutet: welch ein Licht), liegt im wildromantischen El Golfo Tal. Es ist von über 1.000 Meter hohen Bergen umgeben, in denen oft die Wolken hängen. 

Mein damaliger französischer Lebensgefährte musste bald in sein Land zurück um als Arzt Geld für uns zu verdienen. Schon nach wenigen Wochen fand ich mich allein im Traumhaus wieder und hatte meinen ersten Härtetest zu bestehen. Es war immerhin Winter, und ein gewaltiger Sturm zog vom Meer auf. Später sollte ich noch viele solche Stürme überstehen, aber diesen ersten werde ich nie vergessen. Schon am Nachmittag fing es an allen Ecken und Enden des Hauses an zu heulen. Das Meer verwandelte sich in eine gischtgepeitschte weiße Oberfläche. Ich fand’s toll und fing an zu singen. Das sollte mir aber später noch vergehen. 

Denn dann kam der Regen. Ich dachte, ich hätte mich in einem Halbwüstenklima angesiedelt, so wie ich auch dachte, dass Regen von oben nach unten fällt. In dieser Nacht sollte ich den horizontalen Regen kennenlernen, der vom Wind ins Haus gepeitscht wird. 

Am nächsten Morgen lag die Bucht im lieblichsten Sonnenlicht da. Heute weiß ich natürlich Bescheid. So macht die Insel das immer. Erst tobt sie wie eine Furie, und dann tut sie so als wäre nichts gewesen. 

Das war also Anfang 2000, d. h. du lebst seitdem hier? Bist du immer noch in diesem Haus?

Ja und ob.Mein Traum war, einen tropischen Garten zu haben. Aber das ist gar nicht so einfach in einer Halbwüste, und dazu noch an der Küste, wo immer Salznebel in der Luft liegt. So nah am Meer kann man keinen Garten haben, sagten die Leute. Und genau das ist der Satz, der mich herausfordert. Aber nach harter Pionierarbeit und vielen Rückschlägen habe ich es am Ende geschafft. Der Beweis ist, dass ich in diesem Moment unter einem Johannisbrotbaum sitze und dem plätschern meines Wasserfalls am Teich lausche. 

Aber vom Garten und seinem Gemüse allein kann man nicht leben, und nach ein paar Monaten eröffneten wir die erste private Arztpraxis im Ort. Was liegt näher für einen Arzt und eine Therapeutin? Bisher hatte es nur eine öffentliche medizinische Versorgung auf El Hierro gegeben. Also schon wieder eine Pionieraufgabe. Der Anfang war ganz schön hart, vor allem wegen der Sprache. Ich lernte zwar sehr schnell, aber die Herreños sprachen immer noch etwas schneller, als ich verstehen konnte. 

Die Praxis lief ganz gut an, und unsere Patienten waren eine Freude für mich, so freundlich und liebenswürdig. Leider wurde diese Phase brüsk beendet, als mein Partner beschloss, dass das Leben auf so einer kleinen Insel doch nicht das richtige für ihn sei. Er fühlte sich beengt und trat die Flucht an. Das war ein schwerer Schock für mich, von dem ich mich lange nicht erholen konnte. Die nächsten Jahre schlug ich mich mit Massagen, Sprachunterricht in mehreren Sprachen, Häuserverwaltung und auch putzen durch. 

Niemals kam mir aber der Gedanke, aufzugeben und nach Deutschland zurück zu kehren. Das liegt nicht in meiner Natur. Mit einem lieben Freund baute ich mein Gästezimmer und Bad zu einem kleinen Apartment aus. Das Feriendomizil Los Delfines war geboren. Von jetzt ab gings bergauf. Meine Gäste waren begeistert von dem Meeresblick, der Stille und meiner liebevollen Einrichtung. 

Das Leben war schön und abwechslungsreich, und ich konnte alle meine Fähigkeiten so richtig entfalten, bis diese Episode eines Tages ein abruptes Ende fand. Das war, als die Erde zu beben begann. Das vulkanische Herz der Insel war erwacht und das Magma drängte nach oben.

Oh, es gibt also einen aktiven Vulkan auf El Hierro?

El Hierro ist die Insel der 1.000 Vulkane. Auf keiner anderen Kanarischen Insel gibt es so viele. Im Frühjahr 2011 begannen die Seismographen leichte Erdbeben zu registrieren. Ich machte mir da noch keine Sorgen, aber ihre Intensität nahm schnell zu, und damit auch eine ständige innere Anspannung. Mit meiner Sensibilität spürte ich auch schon ganz leichte Erschütterungen, denen wenig später stärkere folgen sollten. Mein Haus ist erdbebensicher gebaut. Was ich nicht wusste, ist, dass ein solches Haus viel mehr vibriert, weil es ja flexibel ist. Im Sommer waren die Erdbeben für mich bedrohlich geworden. 

Sie zerstörten zwar keine Gebäude, aber sie erinnerten an eine unheimliche Kraft, die tief unter der Insel lauerte. Fensterscheiben schepperten, das Wasser in den Vasen zitterte ununterbrochen, der Boden schwankte unter den Füßen. Nachts rollte das Magma mit dumpfem Grollen unter dem Haus hindurch, und gleich darauf wackelte wieder das ganze Bett. Der Tunnel war nun schon lange geschlossen, und auch die wilde Lavastraße im Westen war gesperrt. Einziger Ausweg aus dem Golf Tal war im Notfall die Straße durch die Berge. Die Lage spitzte sich immer weiter zu. Schulkinder lernten, sich beim Signal einer Trillerpfeife unter ihre Tische zu werfen. Der Vulkan war zu einem Dauerstress geworden. 

Die ersten Menschen verließen die Insel. Wir erhielten Instruktionen für den Ernstfall, und ich war auf alles gefasst. Im Auto hatte ich Decken, Kopfkissen und Proviant für mehrere Tage. Neben meinem Bett stand der gepackte Rucksack, Taschenlampe Atemmaske, Schutzbrille, Trinkwasser … Befürchtungen wurden laut, dass das Magma vielleicht durch den Krater des Hauptvulkans der Insel, Tanganasoga, nach oben drücken könnte. 

Eines schönen Tages bestieg ich diesen majestätischen Vulkan, der sich hinter meinem Haus erhebt, um mir ein Bild von seinen Ausmaßen und dem Krater zu machen. Stundenlang stolperte ich durch eine Lava zerrissene Landschaft, in Wolken gehüllt und mit Flechten bewachsen, bis mir endlich klar wurde, dass dies der Krater war. Da beschloss ich, mein Haus zu verlassen. 

Ich versiegelte Fenster und Türen mit Klebeband gegen Ascheflug, befestigte eine Leiter in meinem Swimmingpool, damit dort notfalls herumirrende  Tiere trinken konnten, dann packte ich meine wichtigsten Sachen, trug meine beiden Katzen zum Auto und zog in ein Häuschen in den Bergen. Von hier aus konnte ich zumindest Hafen und Flughafen schnell erreichen. Jeden Tag lief ich zum nahegelegenen Restaurant auf einem Bergkamm mit herrlichem Blick ins Golf Tal. Dort schaute ich sehnsüchtig auf mein Haus herab. Mein Laptop hatte ich immer dabei um mich über neueste Beben und Instruktionen der Inselregierung zu informieren. Das Restaurant war immer voll von Reportern und Fernsehjournalisten, die Interviews gaben oder an ihren Berichten schrieben. 

Inzwischen war auch der Katastrophendienst eingetroffen und hatte ein Notfalllager mit 2000 Betten neben dem Flughafen errichtet. Und immer stärker wurden die Beben, jetzt schon manchmal bis 5 auf der Richterskala. Das führte zu jeder Menge Erdrutsche und machte das Passieren der Straße gefährlich. 

Am 11. Oktober passierte es dann, der Vulkan brach aus. Und zwar an der Südspitze der Insel, und zur größten Erleichterung aller, unter Wasser. Schwefelgase drängten an die Oberfläche und die Menschen mussten ihr Fischerdorf verlassen. In wenigen Tagen hatte sich das Meer in eine grünliche Brühe verwandelt, die sich stündlich ausdehnte und bald die ganze Insel umgab. Überall trieben tote Fische an der Oberfläche. Dann plötzlich tauchten knollenartige, ganz leichte Vulkansteine auf und trieben an die Strände. Kein Geologe konnte sie bestimmen, und so wurden sie nach dem Fischerdorf Restinga, Restingoliten genannt. 

Immer höher türmte sich der Vulkan auf. Er war jetzt schon so hoch wie ein 18stöckiges Gebäude, aber dann, ganz plötzlich, ließen seine Kräfte nach, und 200 Meter unter der Wasseroberfläche kam die Eruption zum Stillstand. Der Spuk war vorbei und der Vulkan wieder eingeschlafen, vermutlich für die nächsten 1.000 Jahre. Ich kehrte zurück  in mein Haus zurück und nahm mein Leben im Paradies wieder auf. Aber ich wusste jetzt, wie es sich anfühlt, alles zu gewinnen und auch wieder alles zu verlieren. 

Puh, das klingt sehr unheimlich … Wenn ich es richtig verstanden habe, hat der ganze Spuk ein rundes halbes Jahr gedauert? Du hast dich aber dennoch entschieden, zu bleiben …

Ja, die Beben bis zum endgültigen Ausbruch des Vulkans haben zirka ein halbes Jahr gedauert. Die Eruption ging aber dann noch über mehrere Monate. Für die Leute im Süden war das eine besonders schwere Zeit. Es kommt nämlich zu einem sogenannten Tremor, das ist ein Dauerzittern der Erde, während der Vulkan seine Lava ausspuckt. 

Die Fischer waren auch von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit, denn das Meer war ja zum Hexenkessel geworden. Für mich normalisierte sich das Leben schnell wieder, die Insel hatte ein Ventil gefunden und der unglaubliche Druck ließ nach. Was allerdings auch nachließ war unser Tourismus. Es sind ja sowieso sehr wenig Menschen, die unsere Insel besuchen, aber jetzt wollte gar niemand mehr kommen. 

Das hat aber auch Vorteile: Naturliebhaber aus aller Welt begannen die Insel zu entdecken. Sie machte als sogenannte grüne Insel Schlagzeilen. Ein aufwendiges Windwasserkraftwerk wurde gebaut. Man legte immer mehr Wert auf Umweltverträglichkeit und biologischen Anbau, die Insel kämpfte um ein zeitgemäßes Image. Ich selbst habe zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, sie wirklich zu verlassen. Sie ist mein ganzer Kosmos. 

Und abgesehen von diesen äußeren Ereignissen, geschehen hier auch subtile Dinge. Es mag für manchen weit hergeholt klingen, aber manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass einem hier Dinge vor Augen geführt werden, die man anderswo nicht gesehen und gelernt hätte. Wie eine mystische Kraft, die den Menschen hilft, die auf der Suche nach der Wahrheit sind. Kräfte und Energien, die hier am Ende der Welt ungehindert an die Oberfläche strömen, so wie die Lava im Vulkanschlot. 

Diese Erfahrungen sind nur schwer zu vermitteln, aber man kann sie spüren, wenn man oben im Wald steht oder auf einer Klippe über dem schäumenden Meer. Diese Kräfte haben hier schon so manchen inspiriert. Darum leben auch viele Künstler auf der Insel. Ihre Schönheit und Vielfalt ist nur schwer zu beschreiben, sie ist verborgen und muss erst vom Suchenden entdeckt werden. 

Ja, manche Orte auf der Welt sind eben ganz besonders … Nun hast du also dort Wurzeln geschlagen, scheint es. Reist du denn auch weniger?

J a das ist wahr, ich reise jetzt weniger. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich nicht mehr die finanziellen Mittel habe, die ich in Deutschland hatte, und zum anderen, dass ich meine Mutter vor einigen Jahren nach Teneriffa über gesiedelt habe. 

Im Jahre 2012 ist mir etwas Schlimmes zugestoßen. Ich hatte einen Unfall und so eine Art Schleudertrauma mit ganz starken Schmerzen, die ich tapfer aushalten wollte. Das war ein großer Fehler, denn sie sind nach 3 Monaten chronisch geworden. Ich hatte früher schon etwas über chronische Schmerzen gehört, aber nicht die geringste Ahnung gehabt, was das in Wirklichkeit für einen Menschen bedeutet. 

Leider musste ich feststellen, dass auch die meisten Ärzte keine Ahnung von diesem speziellen Gebiet hatten. Das ganze Nervensystem ist betroffen, und man kann überall am Körper Schmerzen bekommen. Inzwischen bin ich mir so gut wie sicher, dass das vor allen Dingen hochsensiblen Menschen passiert. Ich habe zwar noch nie eine Studie zu dem Thema gefunden, aber inzwischen mehrere Leute mit den gleichen Beschwerden kennengelernt. Unser Nervensystem ist eben anders, viel sensibler und damit auch anfälliger für Störungen. 

Mein Vater hatte Epilepsie, die er ohne jeden erkennbaren Grund mit 16 Jahren entwickelte. So wie ich es heute verstehe, handelt es sich bei dieser Form der Epilepsie um eine Art Schutzreaktion. Er wusste ja nichts von seiner Hochsensibilität, wie so viele Menschen, und er empfand sich immer als anders und seltsam. Und wenn alles zu viel wurde, war das vielleicht seine Möglichkeit um sich aus der Realität abzumelden. Seit ich weiß, dass ich hochsensibel bin, verstehe ich meinen Vater natürlich viel besser im Nachhinein. 

Jedenfalls begann für mich eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt, und eigentlich konnte mir niemand helfen. Ich war bei insgesamt fünf Chefärzten aus  drei verschiedenen Ländern. Das einzige, was ich von denen bekommen habe, waren lange Rechnungen, aber keine Hilfe in meiner inzwischen verzweifelten Situation. Letztlich habe ich selbst heraus gefunden, was mir fehlt und mich an eine Schmerzklinik gewandt. Dort gab es dann zum ersten Mal Verständnis und Hilfe. Für mich war das wie meine Lebensrettung. Ich konnte mich wieder bewegen und auch leichte Arbeiten verrichten. 

Trotzdem, mein Leben war nicht mehr wie vorher. Die Arbeiten auf der Finca, im Garten, das Apartment, alle diese Dinge die mir so viel Freude gemacht hatten, waren nun zur schweren Bürde geworden. Vor einem Jahr nahte dann die Rettung in Gestalt einer jungen Frau, die ich eigentlich schon lange kannte, und die eine Praxis für Naturheilmedizin im Ort eröffnete. Es stellte sich heraus, dass sie selber hochsensibel ist und über enorme naturheilkundliche Kenntnisse verfügt. 

Für mich ist es immer noch wie ein Wunder. Sie kennt und versteht jede Faser meines Körpers und meines Seins. Unter ihrer Obhut hat sich meine Situation ganz enorm verbessert. Da sieht man es mal wieder. Man sucht hinter dem Horizont, und die Hilfe liegt gleich um die Ecke. 

Größere Arbeiten und sitzen am Computer machen mir immer noch viel zu schaffen, aber zum Glück bin ich nicht mehr allein. Vor drei Jahren kam auch die Liebe zu mir zurück. Ein Mann von der Nordküste Spaniens, der sein Leben lang auf den Meeren der Welt unterwegs gewesen war, entschied sich, an Land zu gehen um vielleicht doch noch die Liebe seines Lebens zu finden. So landete er eines Tages auf dieser Insel am Ende der Welt an. Jetzt habe ich alle Unterstützung, sowohl körperlicher als auch seelischer Art, und wer könnte wohl besser zu mir passen als ein Kapitän, der das Meer, die Freiheit und den weiten Horizont liebt. 

Jetzt ist unser Leben hier, und wir erkunden jede Woche die Insel, kraxeln an allen Küsten entlang, steigen auf alle Berge und kriechen in alle Höhlen. Vielleicht setzen wir ja eines Tages nochmal die Segel und steuern neue ferne Inselgefilde an. Vielleicht ein tropisches Eiland mit einer türkisblauen Lagune. Wer weiß das schon… 

Wie hast du denn erfahren, dass du hochsensibel bist?

Ich habe das gar nicht von einem auf den anderen Tag erfahren. Nach und nach ist diese Wahrheit in mein Bewusstsein aufgestiegen. Dabei hat mir das Internet geholfen. Ich gehe dort ganz oft irgendwelchen Fragen nach, und eines Tages fand ich einen Test. Irgendwie hatte ich schon so eine Ahnung, und die wurde dann Gewissheit, als ich alle Fragen mit ja beantworten konnte. Ich war also hochsensibel. 

Erstaunlicherweise beeindruckte mich diese Erkenntnis zunächst gar nicht besonders. Aber dann setzte sich ein Prozess in Gang. Immer mehr Dinge aus der Vergangenheit fielen mir wieder ein. Ich begriff plötzlich, warum ich als kleines Kind nicht mit nackten Beinen durch hohes Gras gehen konnte. Das stach mir immer dermaßen in meine zarte Haut. Ich konnte auch beim leisesten Geräusch nicht einschlafen, und hatte immer taused bunte und abenteuerliche Träume, während sich alle anderen an nichts erinnern. Ich spielte stundenlang alleine mit den kleinsten Dingen. 

Die Erwachsenen konnten sich gar nicht erklären, was ich da tat, aber für mich waren das riesige Welten. Und auch meine Liebe zur Makrofotografie bekam einen neuen Sinn. Auf meinen Fotos war nicht die ganze Kuh zu sehen, sondern ihre wunderschönen langen Wimpern. Inzwischen habe ich diese Art der Fotografie perfektioniert und sogar schon eine Ausstellung gemacht.  Viele Worte aus der Vergangenheit bekamen für mich eine neue Bedeutung. All die verletzenden Sätze meiner Mutter fielen mir wieder ein. Sei doch nicht immer so hypersensibel! Jetzt bausch das doch nicht so auf! Aber ich fühlte eben so, und jetzt wusste ich auch endlich, warum. Immer war ich wie ein Fremdkörper über diesen Planeten gewandelt. War ich denn wirklich der einzige Mensch, der sich fragte, warum wir hier sind und was dann mit uns geschieht. Konnte es denn noch wichtigere Fragen als diese im Leben überhaupt geben? 

Nach und nach begann sich mein ganzes Bild von mir selbst und den anderen Menschen zu verändern. Da flossen auch viele Tränen. Ich war also gar nicht komisch und unnormal, ich war einfach nur anders, und es gab noch mehr Menschen, die so fühlten wie ich. Das war so befreiend. Ich begann Bücher zu dem Thema zu lesen und im Internet zu recherchieren. 

So stieß ich auf deinen Blog. Alles war so neu und aufregend für mich, als hätte ich mich neu erfunden oder wäre neu geboren worden. Ich eignete mir sogleich die Klopftechnik an und  fand sie ganz fantastisch. Ich mache das jetzt jeden Tag und spüre ihre tiefe Wirkung. 

Meine Vergangenheit und meine Familie sehe ich plötzlich in neuem Licht. Immer hatte ich versucht, so wie meine Mutter zu sein. Es war ja klar, dass sie normal war und mein Vater seltsam und anders. Hätten mein Vater und ich doch nur die Wahrheit gekannt. Wie anders wäre unser Verhältnis gewesen. Inzwischen erkenne ich ganz leicht, ob ein Mensch hochsensibel ist. Ich habe mir fest vorgenommen, allen diesen Menschen, die meinen Weg kreuzen, zu helfen. 

Neulich habe ich eine Familie angesprochen, die hier auf der Insel lebt. Sie versuchen seit Jahren ihren kleinen hochsensiblen Jungen abzuhärten. Das Kind war schon komplett verängstigt und wollte mit niemandem mehr Kontakt aufnehmen. Endlich konnte ich den Vater überzeugen, ein Buch zu dem Thema zu Rate zu ziehen. Nach ein paar Monaten war das Kind nicht wiederzuerkennen. 

Mein nächstes Ziel ist, einen Vortrag hier auf der Insel zu organisieren. In Spanien gibt es schon Gruppen für Hochsensible, aber hier auf den Kanaren ist das Thema wohl noch  unbekannt. 

Ich möchte dir an dieser Stelle sehr danken, Monika. Es berührt mich außerordentlich, dass du so offen über dich und deine Vergangenheit sprichst. Ich finde deine Arbeit kurz gesagt lebensrettend. Bitte mach so weiter. Vielleicht können ja wir, die hochsensiblen Menschen,  aus dieser Welt einen besseren Ort machen. 

Oh vielen Dank, Gabriella. Das machen wir ganz bestimmt 🙂

Direktinfo und Buchung: gabriellahierro@hotmail.com

Ganzes Interview lesen
Gabriella, du bist vor einigen Jahren aus Deutschland (?) ausgewandert. Magst du mir erzählen, wie es dazu gekommen ist? 

 

Die Sehnsucht nach dem Süden habe ich schon vor sehr langer Zeit in mir entdeckt. Richtig angefangen hat das, als ich 14 war. Über meinem Bett hing ein Poster mit einer Pinguinfamilie auf einer Eisscholle. Der Pinguin Vater zeigt aufgeregt auf das kleine Pinguinkind und ruft: „Es hat sein erstes Wort gesagt!“ „Was ist es“ fragt die Mutter: „Papa Mama?“ Aber das Pinguinkind sagt: „Mistkälte!“ Eigentlich sagt es noch ein viel schlimmeres Wort, aber das kann ich doch hier nicht wiedergeben. Aber es sprach mir eben aus dem Herzen. Denn gefroren habe ich immer in diesem Land wo der Sommer höchstens ein ewiger Apriltag war.  

Also habe ich begonnen, zu träumen. Vom Meer, dem Duft der tropischen Blüten, der Wärme, den blutroten Sonnenuntergängen … Davon hatte ich übrigens eine Sammlung an den Wänden meines Kinderzimmers, 52 Stück um genau zu sein. Während andere Schulkinder in ihre Hefte schrieben, komponierte ich unter der Schulbank sehnsuchtsvolle Gedichte über das Meer.  

Ich kannte das Meer ja schon, denn mit 3 Jahren hatte ich es zum ersten Mal gesehen.  Das war das Mittelmeer in Italien. Meine Mutter, die eine Zeit lang in Florenz lebte, hatte dort einige Freunde. Und fast jedes Jahr machten wir Urlaub auf der Insel Elba. Ich war begeistert, wie weich und zärtlich das Meer sein konnte, aber auch wütend und windgepeitscht. Es war, als würde sich meine Seele in diesem unglaublichen Blau wiederfinden. Und dann dieses königliche Licht des Südens, das aus einem Küchenmesser auf dem Tisch eine Skulptur zaubert. Ich nahm das alles so intensiv auf, die Farben, die Düfte, alles schien zu atmen und wirklicher zu sein. Damals wusste ich ja noch nicht, dass ich hochsensibel bin. Das weiß ich überhaupt erst seit 3 Jahren, da war ich schon 52.  

Ich bin in Bad Godesberg am Rhein geboren und aufgewachsen. Und das mitten im Villenviertel der schönsten Botschaften aus aller Welt. Für mich war es ganz normal, manchmal die einzige Weiße im Bus zu sein. Das hat natürlich auch meine Neugier auf fremde Länder geweckt. Als ich 15 wurde, trat Stella in mein Leben. Sie war die Tochter des Botschafters von Paraguay und kam auf mein Gymnasium.  

Von da an wurde irgendwie alles anders. Sie kannte viele Südamerikaner, und ich lernte die südamerikanische Musik und das Tanzen kennen. Mann, was taten uns manchmal die Hüften weh. Ich wusste gar nicht, dass man da auch Muskelkater haben kann. Es gefiel mir viel besser mit den Südis zusammen zu sein, wie Stella ihre Leute nannte.  

Bei einer deutschen Silvesterparty wünschte man sich ein frohes neues Jahr, auf einer Party mit Südis ging um Mitternacht ganz einfach das Licht aus, und alle fingen an zu kreischen. Stella nannte mich als erste Primavera, was ja sowohl auf spanisch als auch auf italienisch Frühling bedeutet. Auf den wartete ich nämlich chronisch. Und auf die Rückkehr der Wärme, Farben und der Düfte. Außerdem war ich immer in irgendwelche Blumenmuster gekleidet.  

Eines Tages, als ich 17 war, ging ich über einen Platz in Florenz. Plötzlich fasste mich ein Mann an der Schulter und rief auf italienisch: „Aber du bist ja die Primavera!“ Ich war perplex, wie konnte er das nur wissen? Er hingegen meinte das berühmte Gemälde von Sandro Botticelli: La Primavera. Darauf Sind vier Grazien zu sehen die die vier Jahreszeiten symbolisieren. Eine davon ist der Frühling, also die Primavera, und es ist wahr, sie hat mein Gesicht. Sogar heute noch werde ich von Italienern darauf angesprochen. 

Von diesem Moment an schrieb ich meine Gedichte und Geschichten, und heute meinen Abenteuerroman unter dem Pseudonym Primavera.  

Mein Traum und meine Identität waren also geboren, aber es dauerte noch lange, bis sie Wirklichkeit werden durften. Erst musste ich in den noch kälteren Norden ziehen um Logopädie zu studieren, mich zu verlieben und zu heiraten. Trotzdem war ich fest entschlossen, den Ort meiner Träume zu finden. Wann immer es mir möglich war, machte ich mich auf große Reisen.  

Ich besuchte die Karibik, die Südsee, Afrika, die Seychellen, Australien, Costa Rica und viele traumhafte Inseln. Eigentlich war ich dort nie wirklich im Urlaub. Ich wollte immer als erstes wissen, ob man da leben kann und wovon, und wie teuer es ist, und wie die Menschen sind und und und… Immer war etwas schwierig oder unmöglich oder zu unsicher um dort ernsthaft bleiben zu wollen. Aber ich gab nie auf.  

Meine Eltern wurden langsam etwas zerbrechlicher, und mir wurde immer deutlicher dass ich als einzige Tochter nicht einfach so ans andere Ende der Welt ziehen konnte. So kam ich auf die Kanaren, die ja nicht so weit von Europa entfernt sind. Und die vor allem, politisch gesehen, Europa sind, und man sich dort aufhalten darf. Von Teneriffa und Gran Canaria hatte ich die Vorstellung, dass man dort höchstens eine Reise im Pulk mit dem Kegelklub antreten könne. El Hierro kannte ich noch nicht. Aber es wurde schnell klar, dass diese Insel am weitesten draußen lag und dort nur sehr wenige Menschen lebten.   

Ich wollte sie mir einfach nur mal ansehen, und das tat ich im Dezember 1998. Es war warm und auch ziemlich trocken. Man sagte mir, der Winterregen sei noch nicht gefallen. Ich erkundete die Küsten, die Wälder, die wilden Lavafelder und fand immer wieder dasselbe. Stille! Keine Menschen, kein Geschrei, kein Müll, keine Flugzeuge am Himmel, nur wilde, stille Natur. Am dritten Tag saß ich auf einem überhängenden Felsen am Hang eines Vulkans und schaute aufs Meer. Ein paar rosarote Wölkchen zogen am Horizont entlang und malten ihre weichen Schatten aufs Wasser. Da hörte ich mich laut sagen: „Also ich bleibe hier!!!“ 

 

Und wie ging es dann weiter? 

Ja, auch mein damaliger Partner konnte sich vorstellen, hier zu leben, und von diesem Moment an war unser Urlaub mehr oder weniger vorbei. In der noch verbleibenden Zeit, mussten wir so viele Informationen wie möglich über dieses kleine Eiland sammeln. Wo würden wir wohnen, und wovon würden wir uns ernähren? Voller Enthusiasmus flogen wir zurück und stürzten uns in wilde Pläne.  

Im kommenden Frühjahr waren wir wieder auf der Insel. In einer Zeitschrift hatte ich die Annonce eines kleinen Häuschens gefunden, das zu vermieten war. Es lag an einer wilden Lavaküste, aber es war so winzig, dass wir beim besten Willen nicht reinpassten. Die deutsche Frau, die dieses Häuschen betreute sagte: „Ich kenne da noch ein anderes Haus, das zum Verkauf steht, aber das ist eigentlich eine Villa.“ Meine Neugier war geweckt.  

Aber mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich zum ersten Mal den Palast sah, der heute mein Zuhause ist. Auf einer Klippe gelegen, von einer herrlichen Terrasse mit schneeweißer Balustrade umsäumt, mit Blick auf die ganze Bucht und die bewaldeten Vulkanhänge. Als ich dort stand, direkt über dem Meer, überkam mich das Gefühl, an Bord eines Schiffes zu sein, das im Begriff ist, in See zu stechen.  

Aber dann packten mich Zweifel. So etwas konnten wir uns doch überhaupt nicht leisten, oder etwa doch? Ich schrieb sofort an die deutschen Besitzer und teilte ihnen meine Begeisterung mit. Und so lernte ich eine wunderbare Familie kennen, deren Sohn in sehr jungen Jahren diesen Traum als Alterssitz für seine Eltern entworfen und gebaut hatte. Doch kam es dann anders, und sie konnten nicht hier wohnen. Aber trennen wollten sie sich davon auch nicht, es sei denn, es gäbe einen Menschen, der dieses Haus so sehr lieben würde, wie sie. Ja,und in diesem Moment trat ich in ihr Leben. Zum Glück war das ja noch vor der Einführung des Euros. Und so konnte durch den Verkauf meiner Praxis und die wunderbare Hilfe meiner Eltern das Geld zusammen gebracht werden. Vom kaufen herrlicher Häuser habe ich nun wirklich überhaupt keine Ahnung, aber ich wusste instinktiv, dass ich dieser Familie vertrauen konnte. Das ist eben die besondere Gabe der Hochsensibilität.  

Heute weiß ich, dass der Sohn, der dieses Haus gebaut hat, auch hochsensibel ist. Manchmal denke ich, dass hochsensible Menschen wie durch unsichtbare Strahlen miteinander verbunden sind. Damals wusste ich von all dem nichts, aber ich warf mich ohne jede Bedenken ins Abenteuer.  

Wir machten eine Anzahlung, und als wir den Rest gezahlt hatten, gaben uns die Besitzer die Zinsen für die Anzahlung zurück. Da wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Im Oktober betrat ich dann also zum ersten Mal mein Haus. Es war auch noch komplett eingerichtet, mit wunderschönen Möbeln, die Schränke voller Tischtücher,Gläser und Porzellan, Handtücher, Bettwäsche, alles war da. Ehrfürchtig öffnete ich alle Kommoden und Schränke, mir war als hätte ich eine Erbschaft gemacht. 

Das neue Jahrtausend brach an, und mit ihm kam der lang ersehnte Tag. Es war im Januar, auf den Wiesen lag Schnee, das Haus in Deutschland war ausgeräumt, der Überseecontainer vollgepackt. Endlich sollte ich also dieses kalte Land verlassen und zu den ersehnten Meeresufern aufbrechen.  

Mit meinem alten Renault Dr. Rouge fuhren wir zuerst durch ganz Frankreich, das Land meines damaligen Lebensgefährten, dann ging es weiter über die Pyrenäen nach Spanien, wo wir nach einer guten Woche in Cádiz am Hafen angelangten. Die Bäume hingen voller Apfelsinen, und der Wind wehte lau und verheißungsvoll vom Meer. Mein Herz lachte. Und als das große Schiff in der Nacht ablegte, und die Lichter des europäischen Kontinents langsam in der Dunkelheit verblassten, da atmete ich auf. Ich hatte es geschafft, ein neues Leben würde nun beginnen. Ich war 38 Jahre alt. 

Nach 2 Tagen und 2 Nächten auf ziemlich unruhiger See kam Land in Sicht, Gran Canaria. Hier mussten wir die Fähre wechseln und weiter nach Teneriffa reisen, dort zu einem anderen Hafen fahren und die Fähre nach El Hierro besteigen. Damals dauerte die Fahrt von Teneriffa nach El Hierro noch viereinhalb Stunden. Heute schafft die Schnellfähre das fast in der halben Zeit. Überhaupt war ja damals alles noch ganz anders.  

Mein Traumhaus Queluz ( sein Name bedeutet: welch ein Licht), liegt im wildromantischen El Golfo Tal. Aber das ist von über 1.000 Meter hohen Bergen umgeben, in denen oft die Wolken hängen und einem die Sicht nehmen. Damals gab es ja den Tunnel noch nicht. Außerdem hatte Queluz keinen Strom, das heißt, es hatte schon welchen, aber nur in Form von Solar Energie. 10 Solarpaneele auf dem Dach und 4 alte LKW Batterien zum Speichern der Energie. Damals gab es  noch nicht die modernen Solaranlagen von heute. Die LKW Batterien wollten auch fast nichts mehr aufnehmen, und wir hatten kein Geld um neue zu kaufen, so war das ganze erste Jahr Kerzenschein angesagt. Das ist zwar sehr romantisch, aber definitiv nicht geeignet um zum Beispiel schnell den Autoschlüssel zu finden.  

Mein damaliger französischer Lebensgefährte musste bald in sein Land zurück um als Arzt Geld für uns zu verdienen. Schon nach wenigen Wochen fand ich mich allein im Traumhaus wieder und hatte meinen ersten Härtetest zu bestehen. Es war immerhin Winter, und ein gewaltiger Sturm zog vom Meer auf. Später sollte ich noch viele solche Stürme überstehen, aber diesen ersten werde ich nie vergessen. Schon am Nachmittag fing es an allen Ecken und Enden des Hauses an zu heulen. Das Meer verwandelte sich in eine gischtgepeitschte weiße Oberfläche. Ich fand’s toll und fing an zu singen. Das sollte mir aber später noch vergehen.  

Denn dann kam der Regen. Ich dachte, ich hätte mich in einem Halbwüstenklima angesiedelt, so wie ich auch dachte, dass Regen von oben nach unten fällt. In dieser Nacht sollte ich den horizontalen Regen kennenlernen, der vom Wind ins Haus gepeitscht wird. Außerdem stürzte unter allen großen Terrassentüren das Wasser gleichzeitig herein. Und davon gab es immerhin vier. Immer wenn ich mit aufwischen an der letzten Tür fertig war, konnte ich wieder zur ersten rennen. So ging das bis tief in die Nacht. Nach dem ganzen auswringen konnte ich kaum noch meine klammen Finger bewegen.  

Am nächsten Morgen lag die Bucht im lieblichsten Sonnenlicht da. Heute weiß ich natürlich Bescheid. So macht die Insel das immer. Erst tobt sie wie eine Furie, und dann tut sie so als wäre nichts gewesen. 

Später entdeckte ich, dass das Bodenniveau auf der Terrasse höher war als im Haus. Natürlich stürzte es da wie Wasserfälle herein. Solche Sachen passieren, wenn der Bauherr nicht immer da sein kann. Zum Glück ist das heute behoben. 

Das war also Anfang 2000, d. h. du lebst seitdem hier? Bist du immer noch in diesem Haus? 

Ja und ob. Mein Traum war es, einen tropischen Garten zu haben. Aber das ist gar nicht so einfach in einer Halbwüste, und dazu noch an der Küste, wo immer Salznebel in der Luft liegt. So nah am Meer kann man keinen Garten haben, sagten die Leute. Und genau das ist der Satz, der mich herausfordert. Wenn ich höre, das ist unmöglich oder das geht nicht, dann sage ich, das werden wir ja mal sehen.  

Aber wo anfangen in einer Steinwüste ohne Erde. Als erstes brauchte ich anständiges Werkzeug, vor allem eine Spitzhacke. Aber wie heißt sowas auf Spanisch. Meine gestotterten Worte aus dem Lexikon ließen die Männer im kleinen Baumarkt nur in schallendes Gelächter ausbrechen. So lernte ich meine ersten nützlichen Wörter.  

Ich hackte also nun auf das Geröll ein, dass mir die Funken um die Ohren flogen und grub überall Löcher für die Pflanzen. Bei jeder Fahrt über die Berge schleppte ich 5 Eimer Erde herbei. Aber nach harter Pionierarbeit und vielen Rückschlägen habe ich es am Ende geschafft. Der Beweis ist, dass ich in diesem Moment unter einem Johannisbrotbaum sitze und dem Plätschern meines Wasserfalls am Teich lausche. Jetzt wollen natürlich alle wissen, wie hast du denn das geschafft? Ganz einfach, sage ich, man darf nur nicht auf andere hören. Diese Erfahrung muss man als hochsensibler Mensch sowieso machen. 

Aber vom Garten und seinem Gemüse allein kann man nicht leben, und nach ein paar Monaten eröffneten wir die erste private Arztpraxis im Ort. Was liegt näher für einen Arzt und eine Therapeutin? Bisher hatte es nur eine öffentliche medizinische Versorgung auf El Hierro gegeben. Also schon wieder eine Pionieraufgabe.  

Der Anfang war ganz schön hart, vor allem wegen der Sprache. Ich lernte zwar sehr schnell, aber die Herreños sprachen immer noch etwas schneller, als ich verstehen konnte. Besonders schwierig war das am Telefon, auch die Namen waren mir natürlich nicht geläufig. Aber ich hatte schon immer zündende Ideen. Also machte ich mich eines Tages zum Friedhof auf. Dort schrieb ich mir eine lange Liste Namen von den Gräbern ab. Und siehe da, es gab nur ganz wenige Nachnamen. Das ist der Vorteil, wenn alle irgendwie miteinander verwandt sind.  

Die Praxis lief ganz gut an, und unsere Patienten waren eine Freude für mich, so freundlich und liebenswürdig. Leider wurde diese Phase brüsk beendet, als mein Partner beschloss, dass das Leben auf so einer kleinen Insel doch nicht das richtige für ihn sei. Er fühlte sich beengt und trat die Flucht an. Das war ein schwerer Schock für mich, von dem ich mich lange nicht erholen konnte. Die nächsten Jahre schlug ich mich mit Massagen, Sprachunterricht in mehreren Sprachen, Häuserverwaltung und auch putzen durch.  

Niemals kam mir aber der Gedanke, aufzugeben und nach Deutschland zurück zu kehren. Das liegt nicht in meiner Natur. Mit einem lieben Freund baute ich mein Gästezimmer und Bad zu einem kleinen Apartment aus. Das Ferien Domizil Los Delfines war geboren. Von jetzt ab gings bergauf. 

Meine Gäste waren begeistert von dem Meeresblick, der Stille und meiner liebevollen Einrichtung. Ich trat einer Folkloregruppe bei, denn mein Spanisch war jetzt schon richtig gut. Den Kanarischen Akzent hatte ich mir auch einverleibt, keiner musste sich schämen, wenn ich ein Solo sang. Groß und blond wie ich bin, war ich natürlich ein exotischer Vogel unter den eher kleinwüchsigen Canarios. Aber ich fühlte mich immer angenommen, geliebt und ermutigt.  

Die Gruppe war in dieser Zeit wie meine Familie. So stand ich auf vielen Bühnen hier und auf anderen Inseln und sogar in anderen Ländern, auch einmal in Deutschland. Das Leben war schön und abwechslungsreich, und ich konnte alle meine Fähigkeiten so richtig entfalten, bis diese Episode eines Tages ein abruptes Ende fand. Das war, als die Erde zu beben begann. Das vulkanische Herz der Insel war erwacht und das Magma drängte nach oben. 

Oh, es gibt also einen aktiven Vulkan auf El Hierro? 

El Hierro ist die Insel der 1.000 Vulkane. Auf keiner anderen Kanarischen Insel gibt es so viele. Im Frühjahr 2011 begannen die Seismographen leichte Erdbeben zu registrieren. Ich machte mir da noch keine Sorgen, aber ihre Intensität nahm schnell zu, und damit auch eine ständige innere Anspannung. Mit meiner Sensibilität spürte ich auch schon ganz leichte Erschütterungen, denen wenig später stärkere folgen sollten. Mein Haus ist erdbebensicher gebaut. Was ich nicht wusste, ist, dass ein solches Haus viel mehr vibriert, weil es ja flexibel ist. Im Sommer waren die Erdbeben für mich bedrohlich geworden.  

Sie zerstörten zwar keine Gebäude, aber sie erinnerten an eine unheimliche Kraft, die tief unter der Insel lauerte. Fensterscheiben schepperten, das Wasser in den Vasen zitterte ununterbrochen, der Boden schwankte unter den Füßen. Nachts rollte das Magma mit dumpfem Grollen unter dem Haus hindurch, und gleich darauf wackelte wieder das ganze Bett. Der Tunnel war nun schon lange geschlossen, und auch die wilde Lavastraße im Westen war gesperrt. Einziger Ausweg aus dem Golf Tal war im Notfall die Straße durch die Berge. Die Lage spitzte sich immer weiter zu. Schulkinder lernten, sich beim Signal einer Trillerpfeife unter ihre Tische zu werfen. Der Vulkan war zu einem Dauerstress geworden.  

Die ersten Menschen verließen die Insel. Wir erhielten Instruktionen für den Ernstfall, und ich war auf alles gefasst. Im Auto hatte ich Decken, Kopfkissen und Proviant für mehrere Tage. Neben meinem Bett stand der gepackte Rucksack, Taschenlampe Atemmaske, Schutzbrille, Trinkwasser … Befürchtungen wurden laut, dass das Magma vielleicht durch den Krater des Hauptvulkans der Insel, Tanganasoga, nach oben drücken könnte.  

Eines schönen Tages bestieg ich diesen majestätischen Vulkan, der sich hinter meinem Haus erhebt, um mir ein Bild von seinen Ausmaßen und dem Krater zu machen. Stundenlang stolperte ich durch eine Lava zerrissene Landschaft, in Wolken gehüllt und mit Flechten bewachsen, bis mir endlich klar wurde, dass dies der Krater war. Da beschloss ich, mein Haus zu verlassen.  

Ich versiegelte Fenster und Türen mit Klebeband gegen Ascheflug, befestigte eine Leiter in meinem Swimmingpool, damit dort notfalls herumirrende  Tiere trinken konnten, dann packte ich meine wichtigsten Sachen, trug meine beiden Katzen zum Auto und zog in ein Häuschen in den Bergen. Von hier aus konnte ich zumindest Hafen und Flughafen schnell erreichen. Jeden Tag lief ich zum nahegelegenen Restaurant auf einem Bergkamm mit herrlichem Blick ins Golf Tal. Dort schaute ich sehnsüchtig auf mein Haus herab. Mein Laptop hatte ich immer dabei um mich über neueste Beben und Instruktionen der Inselregierung zu informieren. Das Restaurant war immer voll von Reportern und Fernsehjournalisten, die Interviews gaben oder an ihren Berichten schrieben.  

Inzwischen war auch der Katastrophendienst eingetroffen und hatte ein Notfalllager mit 2000 Betten neben dem Flughafen errichtet. Und immer stärker wurden die Beben, jetzt schon manchmal bis 5 auf der Richterskala. Das führte zu jeder Menge Erdrutsche und machte das Passieren der Straßen gefährlich.  

Am 11. Oktober passierte es dann, der Vulkan brach aus. Und zwar an der Südspitze der Insel, und zur größten Erleichterung aller, unter Wasser. Schwefelgase drängten an die Oberfläche, und die Menschen mussten ihr Fischerdorf verlassen. In wenigen Tagen hatte sich das Meer in eine grünliche Brühe verwandelt, die sich stündlich ausdehnte und bald die ganze Insel umgab. Überall trieben tote Fische an der Oberfläche. Dann plötzlich tauchten knollenartige, ganz leichte Vulkansteine auf und trieben an die Strände. Kein Geologe konnte sie bestimmen und so wurden sie nach dem Fischerdorf Restinga, Restingoliten genannt.  

Immer höher türmte sich der Vulkan auf. Er war jetzt schon so hoch wie ein 18stöckiges Gebäude, aber dann, ganz plötzlich, ließen seine Kräfte nach, und 200 Meter unter der Wasseroberfläche kam die Eruption zum Stillstand. Der Spuk war vorbei und der Vulkan wieder eingeschlafen, vermutlich für die nächsten 1.000 Jahre. Ich kehrte zurück  in mein Haus zurück und nahm mein Leben im Paradies wieder auf. Aber ich wusste jetzt, wie es sich anfühlt, alles zu gewinnen und auch wieder alles zu verlieren. 

Puh, das klingt sehr unheimlich … Wenn ich es richtig verstanden habe, hat der ganze Spuk ein rundes halben Jahr gedauert? Du hast dich aber dennoch entschieden, zu bleiben … 

Ja die Beben bis zum endgültigen Ausbruch des Vulkans haben zirka ein halbes Jahr gedauert. Die Eruption ging aber dann noch über mehrere Monate. Für die Leute im Süden war das eine besonders schwere Zeit. Es kommt nämlich zu einem sogenannten Tremor, das ist ein Dauerzittern der Erde, während der Vulkan seine Lava ausspuckt.  

Die Fischer waren auch von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit, denn das Meer war ja zum Hexenkessel geworden. Für mich normalisierte sich das Leben schnell wieder, die Insel hatte ein Ventil gefunden und der unglaubliche Druck ließ nach. Was allerdings auch nachließ war unser Tourismus. Es sind ja sowieso sehr wenig Menschen, die unsere Insel besuchen, aber jetzt wollte gar niemand mehr kommen.  

Die Medien hatten das Ereignis im Ausland dermaßen aufgebauscht, dass alle glaubten eine Reise nach El Hierro sei mit höchster Lebensgefahr verbunden. Was da alles zusammengelogen wurde! Ein einziges Mal brodelte das Wasser über dem Vulkan bei einer besonders heftigen Eruption. Davon hatte jemand zufällig ein Video gemacht. Zufällig deswegen, weil das ganze nur 10 Minuten dauerte. Dieses Video wurde dann auf der ganzen Welt in den Nachrichten ausgestrahlt, auch im deutschen Fernsehen. Die folgenden Jahre waren ganz schwer hier auf der Insel. Spanien steckte  sowieso schon in der Wirtschaftskrise, und jetzt brach auch noch der Tourismus weg. Die Leute begannen abzuwandern und auf anderen Insel Arbeit zu suchen. Als ich hierherzog, waren wir ungefähr 10.000, jetzt ist mal gerade die Hälfte hiergeblieben.  

Das hat aber auch Vorteile, die Leute erinnern sich wieder an die Landwirtschaft, die teuren Pickups, die alle auf Kredit gekauft waren, verschwanden aus dem Straßenbild und es wurde weniger gebaut. El Hierro war jetzt auch viel bekannter geworden. Naturliebhaber aus aller Welt begannen die Insel zu entdecken. Sie machte als sogenannte grüne Insel Schlagzeilen. Ein aufwendiges Windwasserkraftwerk wurde gebaut. Man legte immer mehr Wert auf Umweltverträglichkeit und biologischen Anbau, die Insel kämpfte um ein zeitgemäßes Image. Ich selbst habe zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, sie wirklich zu verlassen. Sie ist mein ganzer Kosmos.  

Und abgesehen von diesen äußeren Ereignissen, geschehen hier auch subtile Dinge. Es mag für manchen weit hergeholt klingen, aber manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass einem hier Dinge vor Augen geführt werden, die man anderswo nicht gesehen und gelernt hätte. Wie eine mystische Kraft, die den Menschen hilft, die auf der Suche nach der Wahrheit sind. Kräfte und Energien, die hier am Ende der Welt ungehindert an die Oberfläche strömen, so wie die Lava im Vulkanschlot. 

Diese Erfahrungen sind nur schwer zu vermitteln, aber man kann sie spüren, wenn man oben im Wald steht oder auf einer Klippe über dem schäumenden Meer. Diese Kräfte haben hier schon so manchen inspiriert. Darum leben auch viele Künstler auf der Insel. Ihre Schönheit und Vielfalt ist nur schwer zu beschreiben, sie ist verborgen und muss erst vom Suchenden entdeckt werden. 

Ja, manche Orte auf der Welt sind eben ganz besonders … Nun hast du also dort Wurzeln geschlagen, scheint es. Reist du denn auch weniger? 

Ja das ist wahr, ich reise jetzt weniger. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich nicht mehr die finanziellen Mittel habe, die ich in Deutschland hatte, und zum anderen, dass ich meine Mutter vor einigen Jahren nach Teneriffa über gesiedelt habe. Sie lebte nach dem Tod meines Vaters in ihrer kleinen Wohnung in Deutschland und erkrankte dort lebensbedrohlich. Es wurde schnell klar, dass sie im dritten Stock ohne Aufzug nicht hätte weiterleben  können. Mit ihrem Einverständnis habe ich ziemlich Hals über Kopf die Wohnung aufgelöst, in der meine Eltern über 50 Jahre gewohnt haben. Und ab ging es in den Flieger und in ein neues Leben auf der Insel Teneriffa.  

Wir fanden dort eine wunderschöne kleine Wohnung mit großer Terrasse, Blick in Palmen und tropischen Garten mit Gemeinschaftspool. Das erste Jahr war natürlich nicht so einfach, aber dann hat sie sich sehr gut erholt. Das Klima, die ständigen Anregungen und das doch irgendwie urlaubshafte Leben haben viel dazu beigetragen.  

Während ihre Freundinnen in Deutschland langsam ins Altersheim abwandern oder immer reduzierter leben, lernt meine Mutter fast jede Woche neue Leute kennen, die alle viel jünger sind als sie. Man trifft sich am Pool, geht zusammen essen oder bummeln. Die Wohnung und Umgegend sind bestens für ihren Rollator geeignet. Sie lebt dort jetzt recht unabhängig, trotzdem traue ich mich nicht, langfristig zu planen und längere Reisen zu machen, sie wird immerhin dieses Jahr 89. Jetzt haben wir also beide Wurzeln hier geschlagen. Ich nur vorerst, denn ich bin eigentlich nicht der Typ, der sich verwurzelt. Lieber möchte ich frei wie ein Vogel sein und mit leichtem Gepäck weiterziehen. 

Im Jahre 2012, was ja von vielen so gefürchtet wurde, ist mir tatsächlich etwas Schlimmes zugestoßen. Ich hatte einen Unfall und so eine Art Schleudertrauma mit ganz starken Schmerzen, die ich tapfer aushalten wollte.  

Das war ein großer Fehler, denn sie sind nach 3 Monaten chronisch geworden. Ich hatte früher schon etwas über chronische Schmerzen gehört, aber nicht die geringste Ahnung gehabt, was das in Wirklichkeit für einen Menschen bedeutet.  

Leider musste ich feststellen, dass auch die meisten Ärzte keine Ahnung von diesem speziellen Gebiet hatten. Das ganze Nervensystem ist betroffen , und man kann überall am Körper Schmerzen bekommen. Inzwischen bin ich mir so gut wie sicher, dass das vor allen Dingen hochsensiblen Menschen passiert.  

Ich habe zwar noch nie eine Studie zu dem Thema gefunden, aber inzwischen mehrere Leute mit den gleichen Beschwerden kennengelernt. Unser Nervensystem ist eben anders, viel sensibler und damit auch anfälliger für Störungen.  

Mein Vater hatte Epilepsie, die er ohne jeden erkennbaren Grund mit 16 Jahren entwickelte. So wie ich es heute verstehe, handelt es sich bei dieser Form der Epilepsie um eine Art Schutzreaktion. Er wusste ja nichts von seiner Hochsensibilität, wie so viele Menschen, und er empfand sich immer als anders und seltsam. Und wenn alles zu viel wurde, war das vielleicht seine Möglichkeit um sich aus der Realität abzumelden. Seit ich weiß, dass ich hochsensibel bin, verstehe ich meinen Vater natürlich viel besser im Nachhinein.  

Jedenfalls begann für mich eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt, und eigentlich konnte mir niemand helfen. Ich war bei insgesamt fünf Chefärzten aus  drei verschiedenen Ländern. Das einzige, was ich von denen bekommen habe, waren lange Rechnungen, aber keine Hilfe in meiner inzwischen verzweifelten Situation.  

Letztlich habe ich selbst heraus gefunden, was mir fehlt und mich an eine Schmerzklinik gewandt. Dort gab es dann zum ersten Mal Verständnis und Hilfe. Für mich war das wie meine Lebensrettung. Ich konnte mich wieder bewegen und auch leichte Arbeiten verrichten.  

Trotzdem, mein Leben war nicht mehr wie vorher. Die Arbeiten auf der Finca, im Garten, das Apartment, alle diese Dinge, die mir so viel Freude gemacht hatten, waren nun zur schweren Bürde geworden. Vor einem Jahr nahte dann die Rettung in Gestalt einer jungen Frau, die ich eigentlich schon lange kannte, und die eine Praxis für Naturheilmedizin im Ort eröffnete. Es stellte sich heraus, dass sie selber hochsensibel ist und über enorme naturheilkundliche Kenntnisse verfügt.  

Für mich ist es immer noch wie ein Wunder. Sie kennt und versteht jede Faser meines Körpers und meines Seins. Unter ihrer Obhut hat sich meine Situation ganz enorm verbessert. Da sieht man es mal wieder. Man sucht hinter dem Horizont, und die Hilfe liegt gleich um die Ecke.  

Größere Arbeiten und sitzen am Computer machen mir immer noch viel zu schaffen, aber zum Glück bin ich nicht mehr allein. Vor drei Jahren kam auch die Liebe zu mir zurück. Ein Mann von der Nordküste Spaniens, der sein Leben lang auf den Meeren der Welt unterwegs gewesen war, entschied sich, an Land zu gehen um vielleicht doch noch die Liebe seines Lebens zu finden. So landete er eines Tages auf dieser Insel am Ende der Welt an. Jetzt habe ich alle Unterstützung, sowohl körperlicher als auch seelischer Art, und wer könnte wohl besser zu mir passen als ein Kapitän, der das Meer, die Freiheit und den weiten Horizont liebt.  

Jetzt ist unser Leben hier, und wir erkunden jede Woche die Insel, kraxeln an allen Küsten entlang, steigen auf alle Berge und kriechen in alle Höhlen. Vielleicht setzen wir ja eines Tages nochmal die Segel und steuern neue ferne Inselgefilde an. Vielleicht ein tropisches Eiland mit einer türkisblauen Lagune. Wer weiß das schon… 

Wie hast du denn erfahren, dass du hochsensibel bist? 

Ich habe das gar nicht von einem auf den anderen Tag erfahren. Nach und nach ist diese Wahrheit in mein Bewusstsein aufgestiegen. Dabei hat mir das Internet geholfen. Ich gehe dort ganz oft irgendwelchen Fragen nach, und eines Tages fand ich einen Test. Irgendwie hatte ich schon so eine Ahnung, und die wurde dann Gewissheit, als ich alle Fragen mit ja beantworten konnte. Ich war also hochsensibel.  

Erstaunlicherweise beeindruckte mich diese Erkenntnis zunächst gar nicht besonders. Aber dann setzte sich ein Prozess in Gang. Immer mehr Dinge aus der Vergangenheit fielen mir wieder ein. Ich begriff plötzlich, warum ich als kleines Kind nicht mit nackten Beinen durch hohes Gras gehen konnte. Das stach mir immer dermaßen in meine zarte Haut. Ich konnte auch beim leisesten Geräusch nicht einschlafen, und hatte immer tausend bunte und abenteuerliche Träume, während sich alle anderen an nichts erinnern. Ich spielte stundenlang alleine mit den kleinsten Dingen.  

Die Erwachsenen konnten sich gar nicht erklären, was ich da tat, aber für mich waren das riesige Welten. Und auch meine Liebe zur Makrofotografie bekam einen neuen Sinn. Auf meinen Fotos war nicht die ganze Kuh zu sehen, sondern ihre wunderschönen langen Wimpern. 

Inzwischen habe ich diese Art der Fotografie perfektioniert und sogar schon eine Ausstellung gemacht.  Viele Worte aus der Vergangenheit bekamen für mich eine neue Bedeutung. All die verletzenden Sätze meiner Mutter fielen mir wieder ein. Sei doch nicht immer so hypersensibel! Jetzt bausch das doch nicht so auf! Aber ich fühlte eben so, und jetzt wusste ich auch endlich, warum. Immer war ich wie ein Fremdkörper über diesen Planeten gewandelt. War ich denn wirklich der einzige Mensch, der sich fragte warum wir hier sind und was dann mit uns geschieht. Konnte es denn noch wichtigere Fragen als diese im Leben überhaupt geben? 

Nach und nach begann sich mein ganzes Bild von mir selbst und den anderen Menschen zu verändern. Da flossen auch viele Tränen. Ich war also gar nicht komisch und unnormal, ich war einfach nur anders, und es gab noch mehr Menschen, die so fühlten wie ich. Das war so befreiend. Ich begann Bücher zu dem Thema zu lesen und im Internet zu recherchieren.  

So stieß ich auf deinen Blog. Alles war so neu und aufregend für mich, als hätte ich mich neu erfunden oder wäre neu geboren worden. Ich eignete mir so gleich die Klopftechnik an und  fand sie ganz fantastisch. Ich mache das jetzt jeden Tag und spüre ihre tiefe Wirkung.  

Meine Vergangenheit und meine Familie sehe ich plötzlich in neuem Licht. Immer hatte ich versucht, so wie meine Mutter zu sein. Es war ja klar, dass sie normal war und mein Vater seltsam und anders. Hätten mein Vater und ich doch nur die Wahrheit gekannt. Wie anders wäre unser Verhältnis gewesen. Inzwischen erkenne ich ganz leicht, ob ein Mensch hochsensibel ist. Ich habe mir fest vorgenommen, allen diesen Menschen, die meinen Weg kreuzen, zu helfen.  

Neulich habe ich eine Familie angesprochen, die hier auf der Insel lebt. Sie versuchen seit Jahren ihren kleinen hochsensiblen Jungen abzuhärten. Das Kind war schon komplett verängstigt und wollte mit niemandem mehr Kontakt aufnehmen. Endlich konnte ich den Vater überzeugen, ein Buch zu dem Thema zu Rate zu ziehen. Nach ein paar Monaten war das Kind nicht wiederzuerkennen. 

Mein nächstes Ziel ist, einen Vortrag hier auf der Insel zu organisieren. In Spanien gibt es schon Gruppen für Hochsensible, aber hier auf den Kanaren ist das Thema wohl noch  unbekannt. 

Ich möchte dir an dieser Stelle sehr danken, Monika. Es berührt mich außerordentlich dass du so offen über dich und deine Vergangenheit sprichst. Ich finde deine Arbeit kurz gesagt lebensrettend. Bitte mach so weiter. Vielleicht können ja wir, die hochsensiblen Menschen,  aus dieser Welt einen besseren Ort machen. 

Oh vielen Dank, Gabriella. Das machen wir ganz bestimmt 🙂 

de_DEDeutsch