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Eine Frau mit orangenen Haaren und grüner Haut in einer Menschenmenge

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Was heißt hier „normal“?

von Monika Richrath

29. Juni 2014

Kürzlich habe ich mich wieder mit der Frage beschäftigt, was normal heißt oder was normal ist. Oder ob ich eigentlich normal bin?

Es fiel mir nämlich ein, dass es wirklich mal wieder an der Zeit wäre, eine gründliche Untersuchung zu machen, aber noch während ich diesen Einfall hatte, zuckte ich innerlich zurück, als hätte ich mich verbrannt. Das hätte erst einmal stundenlange Wartezeit im Wartezimmer bedeutet, verbunden mit dem etwas zweifelhaften Vergnügen mich eine gefühlte Ewigkeit mit den Stars und Sternchen der Welt zu beschäftigen.

Das bringt mich unweigerlich in jene Zeit der Vergangenheit zurück, in der ich Wochen meines Lebens damit verbracht habe, eine Antwort auf eine nie wirklich formulierte Frage zu finden. Immer nur dieses vage Gefühl:

Mit mir stimmt doch etwas nicht?

Warum komme ich nicht zurecht, so wie die anderen? Warum bin ich dauernd krank? Ich denke, dass ich (obwohl es mir damals nicht bewusst war), eine Antwort bekommen wollte, wissen wollte, was eigentlich los ist mit mir. Vermutlich hoffte ich darauf, dass die Ärzte etwas finden würden, eine Erklärung für meinen Zustand. Aber die Ärzte fand nichts.

(Das Phänomen der Hochsensibilität war damals so was von unbekannt.)

Doch merkwürdigerweise hat nicht ein einziger Arzt sich und mich je gefragt, warum ich dauernd auf der Matte stand und nicht arbeitsfähig war, warum ich einfach nicht in der Lage war zu funktionieren wie andere Menschen.

hochsensibilitaet umzugEinmal schöpfte ich Hoffnung, als mein damaliger Hausarzt zu mir sagte, „Das sind typische Vergiftungssymptome“, das machte Sinn, ich hatte mich gerade beim Renovieren damit beschäftigt, alte Tapeten zu entfernen. Damit konnte ich etwas anfangen, das fühlte sich richtig an. Zum ersten Mal fühlte ich mich von einem Arzt gesehen! Diese weise Erkenntnis hielt meinen Arzt aber nicht davon ab, mich beim nächsten Besuch ein paar Wochen später als Hypochonder zu behandeln.

Die Frage, ob ich eigentlich normal bin,

hat mich von daher schon mein ganzes Erwachsenenleben begleitet. Ich fühlte mich ja immer irgendwie anders. Nachdem ich begonnen hatte, mich intensiver mit mir selbst auseinander zu setzen, habe ich mir, wann immer mir diese Frage in den Sinn kam, mich selbst getröstet mit der aufmüpfigen Antwort: „Was heißt denn normal, was ist denn schon normal?“, immer in dem Glauben, dass es tatsächlich eine Norm gibt, wie man sein könnte. So etwas, wie einem in den Bildern glücklicher Familien in der Werbung im Fernsehen vorgegaukelt wird. Vielleicht war die Norm auch einfach alles, was ich nicht war.

Jetzt weiß ich ja schon seit einiger Zeit, dass ich hochsensibel bin.

Als Coach und Trainerin für die EFT Klopftechnik komme ich ganz schön herum, nicht nur im eigentlichen, sondern auch im übertragenen Sinne. Ich lerne nicht nur hochsensible Menschen kennen, sondern auch „andere“. Neulich wurde mir, als ich über den Begriff der „Normalität“ nachsann, klar, dass es

normal für mich gar nicht mehr gibt.

Es gibt möglicherweise eine (flexible) Grenze, manche Menschen halten sich auf der einen Seite auf, manche auf der anderen, sicher ist nur eins:  wir alle wechseln im Laufe unseres Lebens öfter die Seiten. Wir alle haben Glaubenssätze, manchmal wie absurde innere Gesetze, die uns antreiben, Vorstellungen über uns selbst und die anderen, die uns das Leben schwer machen oder gänzlich irrationale Verhaltensweisen, die für Außenstehende nicht nachzuvollziehen sind.

dysfunktionale familien folgenEs kann hilfreich sein, dass es sich dabei um Lernerfahrungen handelt, die wir durch Erfahrungen in der Kindheit gemacht haben. Erst recht, wenn es sich dabei um belastende Kindheitserfahrungen gehandelt hat.

Möglicherweise sind als Folgen sogar ein Entwicklungstrauma entstanden.

Da ein Entwicklungstrauma immer auch ein Bindungstrauma ist, gehört dazu auch ein Gefühl der Isolation, ein Alien Gefühl, das Gefühl allein zu sein, anders zu sein.

Das mag den einen bewusst sein und den anderen nicht. Das heißt noch lange nicht, dass die anderen „normaler“ sind – die „Normalen“sind auf jeden Fall diejenigen, die desto tiefer fallen, wenn sie dann doch einmal gezwungen sind, sich eingehend mit sich selbst auseinander zu setzen. Wusstest du, dass 40 % aller Menschen in Deutschland mindestens einmal im Leben mit psychischen Erkrankungen oder einer psychischen Erkrankung zu tun haben?

In jedem Fall finde ich das hilfreich, sich bewusst zu machen, dass es uns als besonders empfindsamen Menschen in keiner Weise hilft, sich bei der Lebensgestaltung daran zu orientieren, was uns in den Medien oder der Gesellschaft vorgelebt wird.

Wie ist es mit dir? Hast eine Norm, an der du dich orientierst? Wie sieht sie aus? Lebst du darin oder empfindest du dich eher, wie viele andere HSP, als außen stehend?

Ich freue mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

monika richrath eft fuer hochsensible

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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3 Kommentare

  1. GERTRUD DIX

    Liebe Monika,

    ich bin „zufällig“ ( wobei es für ich keine Zufälle gibt; der Beitrag ist mir zu….-…gefallen!!!!)
    bei Dir ausgekommen ( ich wollte mich über die Rauhnächte informieren)
    Ich habe mich noch nie wirklich „normal“ empfunden, habe aber fast mein Leben lang versucht normal zu leben, bis ich wegen Überforderung krank wurde und in psychosomatische ambulante u stationäre Behandlung war.
    Ich habe immer schon „das Gras wachsen gehört“ u.v.m.
    Mein Mann sagte zu mir :“du bist total neben der Spur“! Wobei er aus seiner Sicht sichter Rechht hat! Ich fühle mich ja auch selber oft so.
    Ich will mich aber auch nicht mehr in die Spur der Normalen einfügen. Ich merke das mich das krank macht, wenn ich mich leben lasse.
    Danke für Deine Beiträge! Ich werder die anderen Beiträge in Ruhe noch lesen.
    Einen gute Übergang ins Neue Jahr und für 2016 alles erdenklich GGute, bes. Gesundheit
    Gertrud

    Antworten
    • Vielen Dank, liebe Gertrud! Ich wünsche Dir auch einen wunderbaren Start in das Neue Jahr und dass sich möglichst viele deiner Wünsche umsetzen lassen!

      Antworten
  2. Steffi Holzwarth

    dazu fällt mir mir ein, was mein früherer Chef mal sagte :

    „Normal ist das, was die wenigsten Leute sind“ (denn für ihn heisst normal sein nicht : sich an zweifelhaften Normen orientieren, sondern das Menschsein per se : mit wachen Sinnen)

    und :
    „Es ist kein Zeichen von Gesundheit in einer kranken Gesellschaft integriert zu sein “ (Krishnamurti?)

    und:
    keinem würde einfallen auf ein hochsensibles Messgerät einzudreschen und von ihm zu verlangen es solle halt weniger sensibel sein . Nein – es würde vor-sichtig behandelt und wertgeschätzt werden. Leider ist das bei den Menschen anders….

    liebe Grüße an alle nicht-abgstumpften , wachen, sensiblen MItmenschen
    Steffi

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