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Hochsensibilität kann häufig zu Überforderung mit dem Schlaf führen

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Was Stressabwehr mit Schlaf zu tun hat

von Monika Richrath

19. März 2017

und wie Sie die Zeitumstellung besser meistern

Bald ist es wieder soweit: am 26. März wird die Uhr auf die Sommerzeit umgestellt. Gehören Sie auch zu den Menschen, die der Umstellung eher sorgenvoll entgegensehen? Kein Wunder, denn viele hochsensible Menschen haben ja schon ein Problem mit Schlaf an sich …

Guter Schlaf ist für hochsensible Menschen ein kostbares, ja zerbrechliches oder flüchtiges Gut. Im Nullkommanichts kann es damit vorbei sein. Wie schnell das gehen kann, habe ich selbst vor kurzem erlebt: Im Urlaub waren es scheinbar ganz kleine Dinge, die dafür sorgten, dass ich entweder nicht richtig ein- oder durchschlief: ungewohnte und unpassende Bettwäsche, Lärm, ungewohnte Speisen und Getränke …

In kurzer Zeit geriet mein Körper völlig aus dem Takt

und diesen konnte ich auch längere Zeit nicht wiederfinden, selbst zu Hause nicht.  Grund genug, mich einmal genauer mit dem Thema Schlaf zu beschäftigen, umso mehr als wir rund ein Drittel unserer Lebenszeit schlafend verbringen, bzw. verbringen sollten. Mit den zu berücksichtigenden Informationen habe ich mich allerdings wirklich schwer getan. Was ist wichtig, was soll unbedingt mit aufgenommen werden? Ich habe mich schließlich dazu entschieden, mich in diesem Beitrag hauptsächlich mit dem Schlafrhythmus zu beschäftigen, werde das Thema demnächst noch aus anderen Blickwinkeln beleuchten, denn noch längst habe ich nicht alles über Schlaf gesagt, was es zu sagen gäbe …

Warum schlafen wir eigentlich?

Heute weiß man aus der Schlafforschung, dass Schlaf ein aktiver und lebenswichtiger Vorgang ist. Unser Körper braucht den Schlaf ebenso wie unser Gehirn. Im Schlaf erholen wir uns und sortieren die Informationen in unserem Gehirn. Der Schlaf ist wichtig für die Stressabwehr des Körpers. Während wir wach sind, geraten wir immer wieder in Belastungssituationen, die schnelles Handeln erfordern. Je nach der Stärke unserer Bewältigungskompetenzen geraten wir darüber mehr oder weniger in Stress. Denn der Stress liegt nicht in den äußeren Belastungsfaktoren, sondern in der Art, wie wir damit umgehen. Auch der Körper kann Stress empfinden, auch wenn wir diesen möglicherweise gar nicht wahrnehmen: er muss sich mit Angriffen von Viren, Bakterien und Mikroorganismen oder schädlichen Lebensmitteln oder anderen Toxinen auseinandersetzen.

Der Körper kann sich mit diesen Belastungen nur effektiv auseinandersetzen, wenn er seine dafür notwendigen Bewältigungsstrategien aus einem internen Speicher abrufen kann. Die sog. „Gedächtnisbildung des Organismus“ kann aber nur dann geschehen, wenn die Belastung der körpereigenen Systeme durch Stress minimal ist und dieser Zustand ist nur während des Schlafens gegeben. Und Sie ahnen schon an dieser Stelle, dass, wenn der minimale Stress während der Nacht nicht gegeben ist, weil man sich schlaflos von links nach rechts wälzt, die Gedanken einfach nicht zur Ruhe kommen oder wie ein Karussel im Kopf kreisen, der o.g. Vorgang nicht stattfinden kann und die Stressabwehr, ohnehin einer der wunden Punkte der Hochsensibilität, beeinträchtigt wird.

Die zirkadiane Periodik

Der Schlaf ist Teil der zirkadianen („rings um den Tag“) Periodik, damit bezeichnet man die Chronobiologie der inneren Rhythmen, die eine Periodenlänge von ca. 24 Stunden haben. Im Volksmund spricht man auch von innerer Uhr. Der zeitliche Ablauf vieler Körperfunktionen wird durch die zirkadiane Periodik geregelt.  Das Hormon Melatonin hat eine schlaffördernde Wirkung und sorgt z. B.  für die Ausschüttung von Wachstumshormonen. Auch das Hormon Renin, das für die Nierenfunktion wichtig ist, wird in den frühen Schlafstunden ausgeschüttet. Der Kortisolspiegel hingegen sinkt und steigt erst am Morgen wieder an.

apple 1717583 1920Das Schlafbedürfnis verändert sich im Laufe des Lebens

Verbringen Babies im Mutterleib den überwiegendenden Teil der Zeit im REM-Schlaf, und Neugeborene ca. 16 Stunden mit Schlafen, verbringen wir ab 50 nur noch 5 % der Nacht im Tiefschlaf. Unser Schlaf wird weniger effektiv, wir schlafen schwerer ein und wachen leichter wieder auf und brauchen auch tagsüber ab und zu eine Mütze voll Schlaf … Studien haben übrigens gezeigt, dass  sich auch tagsüber ca. alle 4 Stunden unsere Schlafbereitschaft erhöht. Von daher gibt es nichts Besseres als ein kleines Nickerchen am Nachmittag. Und da denkt Spanien über die Abschaffung der Siesta nach … Für mich ist diese Information neu, daher denke ich darüber nach, ob ich vielleicht noch ein weiteres Nickerchen in meinen Tag einbauen kann?

Die verschiedenen Schlafphasen

Der französische Neurophysiologe Michel Magnin fand 2010 heraus, dass sich beim Einschlafen verschiedene Teile des Gehirns ganz unterschiedlich verhalten. Der Thalamus schließt die Verbindung zur Außenwelt, aber die Großhirnrinde und das Bewusstsein „sind noch wach“. Die Augen rollen und die Muskelspannung lässt nach.

Dem deutschen Arzt Hans Berger ist die Entdeckung des EEGs (Elektroenzephalogramm) zu verdanken,  also die Messung einer Gehirnaktivität. Damit war es möglich, die Hirnwellen während des Schlafes zu messen.

Dabei stellte sich heraus, dass die erste Schlafphase die sog. Tiefschlafphase ist. Dabei geraten die Hirnzellen in einen langsamen Gleichtakt. Man nimmt an, dass in dieser Phase im Gehirn aufgeräumt wird. Nach ca. 1–2 Stunden wird eine neue Phase eingeleitet: der REM-Schlaf, genannt nach den schnellen Augenbewegungen, die nun einsetzen (Rapid Eye Movement). Die Hirnströme werden nun unruhiger und schneller. In dieser Phase ist man bewegungsunfähig aufgrund der immer weiter abnehmenden Muskelspannung. Träume setzen ein. Diese Phase dauert rund 20 Minuten.

Sie wird abgelöst durch eine Phase leichteren Tiefschlafs. Die Hirnwellen nehmen jetzt eine spindelförmige Form an. Auch in dieser Phase sind Träume möglich. Nach rund 30 Minuten beginnen die Augen wieder zu rollen und die 2. REM-Phase beginnt, die diesmal länger dauert als die erste. So erleben die Schlafenden verschiedene Schlafphasen, die sich zwar immer wiederholen, dabei aber verschieben. Je näher der Morgen rückt, umso seltener und kürzer werden die Tiefschlafphasen, während die REM-Schlaf-Phasen länger werden. Im REM-Schlaf ist übrigens das limbische Gehirn aktiv und kann starke Gefühle auslösen, weil bestimmte Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin nicht zur Verfügung stehen. Außerdem fließt das Blut in die Geschlechtsteile und sorgt dort für Erregung …

Wie viel und wie lange man schlafen sollte, ist individuell unterschiedlich. Man geht von 7–8 Stunden im Schnitt pro Tag aus. Es wäre aber natürlich eine spannende Frage, ob hochsensible Menschen evtl. ein erhöhtes Schlafbedürfnis haben aufgrund der intensiveren Reizverarbeitung? Sicher ist jedenfalls:

Schlafmangel macht krank

darüber sind sich die Wissenschaftler heute einig. Dabei geht es nicht nur um eine erhöhte Unfallgefahr im Straßenverkehr, sondern darum, dass  der Stoffwechsel unseres Körpers bei einem Schlafmangel entgleist: Der Kohlenhydratstoffwechsel verschlechterte sich, die Blutzuckerwerte erhöhen sich, die Produktion der Schilddrüsenhormone gerät durcheinander, und die Produktion des Stresshormons Kortisol erhöht sich am Abend auf Werte, die der Körper normalerweise erst in den frühen Morgenstunden ausschüttet. Am Morgen gibt das Kortisol uns den Anschub und Antrieb aufzustehen und uns zu bewegen. Wenn Sie wie ich zufälligerweise zu den Menschen gehören, deren Kortisolpegel am Morgen zu niedrig ist oder war, können Sie vielleicht ermessen, wie tragisch der Kortisolschub am Abend ist. Oder welche Auswirkungen es haben kann, wenn die Produktion der Schilddrüsenhormone durcheinandergerät …

Schlafmangel ist außerdem gefährlich

Nicht nur für den Schlafenden selbst, sondern ganz konkret auch für die Umwelt. Darüber hatte ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht, fand aber im Zuge der Recherchen für diesen Artikel eine interessante Auflistung von Unglücksfällen im Netz, die durch übermüdetes Personal ausgelöst wurden, z. B. Reaktorunfälle, Flugzeugabstürze, gestrandete Schiffe. und 24 % aller tödlichen Unfälle auf Autobahnen sind auf den sog. Sekundenschlaf zurückzuführen, bei dem man am Steuer kurz einnickt.

Schichtarbeiter haben es besonders schwer, sie müssen permanent gegen die eigene natürliche Uhr leben, dies beeinträchtigt auf Dauer die Gesundheit. Untersuchungen belegen, dass Schichtarbeiter häufiger als andere an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Schilddrüse, innerer Unruhe, Nervosität, Kopfschmerzen und Erschöpfungszuständen leiden.

Schlapp und Antriebslos durch den Tag

Symptome für den gestörten Schlaf- und Wachrhythmus können z. B. sein, dass man nicht einschlafen kann, nachts immer wieder aufwacht, Schwitzattacken hat, zur Toilette muss, nicht wieder einschlafen kann, am morgen mit Verspannungen und Kopfschmerzen aufwacht, tagsüber müde, erschöpft, antriebslos oder auch reizbar ist. Der sog. Jetlag, der abrupte Wechsel in eine andere Zeitzone, bedeutet für den Körper eine häufig als nicht einfach  erlebte Anpassung eine anderen Schlaf- und Wachrhythmus. Auch die Anpassung an die

Umstellung der Winter- auf die Sommerzeit

bedeutet für den Körper eine Anstrengung.

Der Zweck der 1980 eingeführten Sommerzeit war die Drosselung des Energieverbrauchs durch eine bessere Ausnutzung der hellen Jahreszeit. Die Bundesregierung hat bereits 2005 zugegeben, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde, aktuell scheint man aufgrund einer europäischen Einheitlichkeit daran festzuhalten. Für uns Menschen bedeutet die Umstellung der Zeit auf eine Stunde nach vorne, dass unsere innere Uhr aus dem Takt gerät.  Unser Kortisolspiegel ist noch nicht hoch genug, auch Blutdruck und Pulsfrequenz sind noch nicht bereit zum Aufstehen. Wir sind tagsüber müde und können uns nicht richtig konzentrieren. Das ist natürlich individuell unterschiedlich, aber als hochsensible Menschen leiden wir möglicherweise mehr als andere. Durch die Zeitumstellung nehmen die Unfälle im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz in der Woche nach der Umstellung zu, die Notarzteinsätze häufen sich und bis zu 12 % mehr Menschen suchen in dieser Woche einen Arzt auf, sagen Statistiken. Säuglinge, Kinder und ältere Menschen sollen größere Schwierigkeiten mit der Anpassung haben, die übrigens bis zu 14 Tagen dauern kann.

Wie Sie sich besser an die Zeitumstellung anpassen können

Die noch verbleibende Woche bis zur Umstellung können Sie effektiv nutzen um sich besser an die Zeit anzupassen. Ich habe diesen Tipp neulich im Fernsehen gehört und fand es eine sehr einfache, praktische Idee, die ich gerne an Sie weitergebe: Stehen Sie 6 Tage lang jeden Tag 10 Minuten früher auf als am Tag vorher.

Ich freue mich, wenn Sie in den Kommentaren berichten, ob es etwas genützt und Ihnen die Anpassung erleichtert hat.

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

 

Hier ist noch ein kleines Update. Die EU-Kommission denkt offenbar über die Abschaffung der Sommerzeit nach und veranstaltet eine Umfrage, an der Sie bis zum 16. August 2018 teilnehmen können. Hier geht es zur Umfrage

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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6 Kommentare

  1. Hanna Aschenbrenner

    Wie haben Sie es geschafft, sich selbstständig zu machen?

    Antworten
    • Liebe Hanna, das war ein sehr, sehr langer Weg. Am schwierigsten war es, sich von der vermeintlichen Sicherheit des ungeliebten Arbeitsplatzes zu lösen. Hätte ich das früher geschafft, wäre es sicher schneller gegangen, möglicherweise auch ohne Krankheit …

      Antworten
  2. Melanie Pignitter

    Wow!
    Ein sehr interessanter und ausgezeichnet recherchierter Beitrag. Danke dir ganz herzlich. Ich kann mir viele neue Informationen mitnehmen. Herzlichen Gruß

    Antworten
    • Sehr gerne, vielen Dank, liebe Melanie! Da war übrigens auch für mich noch das ein oder andere neu 😉 Herzliche Grüße, Monika

      Antworten
  3. Gertrud

    Hallo Monika,
    die Zeitumstellung…. na ja, das war in meinem Berufsleben immer Stress….
    ( wobei fast mein ganzes Berufsleben Stress war )
    Heute…. als Rentnerin bin ich nicht mehr soooo sehr auf Pünktliichkeit angewiesen…
    und deshalb stehe ich dann auf… wenn ich mich fit und ausgeschlafen fühle.
    Obwohl ich heute, als “ Eule „, wert darauf lege, nicht bis “ in die Puppen “ zu schlafen.
    Mondphasen-mäßig gehe ich mal früher oder später ins Bett… oder stehe morgens früher oder später auf.
    Meistens zwischen 7 h und 8 .30 h
    Ein entscheidener Faktor ist auch, wie spät… und …was ich abends vor dem Schlafen gehen gegessen habe… oder welche Aktivitäten ich genutzt habe.
    Aber insgesamt finde ich die Zeitumstellung meinem Biorrythmus nicht sehr zuträglich.
    Na, ja… „man gewöhnt sich an vieles
    Hezliche Grüße Gertrud

    Antworten
    • Vielen Dank, Gertrud. Ich kann meinen Tag ja auch so planen wie ich will, die Zeitumstellung macht mir aber trotzdem zu schaffen, schon alleine weil mein Essrhythmus ganz aus dem Lot gerät … Herzliche Grüße, Monika

      Antworten

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