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Hochsensible Gedanken zum Internethandel

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Wenn der Postmann …

von Monika Richrath

29. April 2018

Von vielen hochsensiblen Menschen höre ich öfter, dass das Einkaufen für sie einen echten Horror bedeutet und Überforderung pur ist. Gottseidank gibt es das Internet, wo man sich alles Benötigte liefern lassen kann. Das ist doch bequem, oder?

Ich persönlich stehe Internetbestellungen äußerst zwigespalten gegenüber.

Meine Hochsensibilität läuft bei dem einen oder anderen Aspekt gerne mal zur Hochform auf, in Form von Befürchtungen, Stress-Ausbrüchen und Herumgrübeln. Im Gegensatz zu (offenbar) vielen anderen hochsensiblen Menschen ist Einkaufen bei mir absolut positiv besetzt. (Ich bin in ärmlichen Verhältnissen groß geworden und es war selten, dass ich etwas ganz Neues „nur für mich“ bekam. Diese besondere Freude etwas  nur für mich zu bekommen habe ich mir bewahrt.) Von daher gehe ich gerne einkaufen – Shoppen hat mir früher sogar dabei geholfen Ängste in Schach zu halten, weil ich mich dann gut fokussieren kann. Im Laufe der Zeit bin ich aber natürlich nicht umhingekommen, festzustellen, dass das Warenangebot vor Ort häufig beschränkt ist. Also habe ich doch einmal das eine oder andere online bestellt und damit auch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Bis ich auf die Idee kam, etwas in einer Internetapotheke zu bestellen.

Das war ein Reinfall ohnegleichen.

Ich bestellte ein Produkt, dessen Produktbild genau dem von mir gewünschten Erzeugnis entsprach. Bekommen habe ich dann aber eine ältere Version dieses Produktes, die zwar nicht abgelaufen war, aber trotzdem den Zusatzstoff nicht enthielt, auf den es mir ankam. Reklamation quasi unmöglich. Am Ende musste ich noch zusätzliches Versandporto zur Rücksendung ausgeben zuzüglich der Postgebühr, die bei der Verweigerung der Annahme des Empfängers entstanden war. „So kommen Internet-Apotheken also zu ihrem Geld“, habe ich mir grimmig gedacht und mir geschworen „Das machst du nie wieder!“ Natürlich gibt es einen Teil in mir, der sofort an einen Shitstorm gedacht hat, um sich zu rächen. Obwohl ich mir schon lange den Kopf darüber zerbreche, ob ich besagte Apotheke namentlich nennen soll, habe ich mich dagegen entschieden. Zum einen kann ich einfach nicht absehen, was für Konsequenzen das hat – womöglich schade ich mir damit selber? – zum anderen möchte ich gerne ein gewisses Mass an Reflektiertheit in meinem Leben hochhalten. Es ist zwar nicht immer sinnvoll, dem Kopf das Sagen zu überlassen, in dieser Sache aber schon – glaube ich jedenfalls. Vor einiger Zeit hatte ich auch einen Artikel gelesen über die miserablen Arbeitsbedingungen von Zustellern und es war mir sofort klar, warum mein Zusteller immer so hohläugig und ausgezerrt wirkte. Die Zusteller von heute sind die die modernen Sklaven unserer Gesellschaft. Der Konkurrenzkampf zwischen den großen Paketdiensten ist hart. Die einzige Stellschraube für mehr Gewinn sind offenbar die Lohnkosten. Manche Zustelldienste verlagern das Ausliefern an Subunternehmer, die wieder Subunternehmer haben, was letzten Endes dazu führt, dass die eigentlichen Zusteller als selbstständige Unternehmer tätig sind (aber eher im Sinne von scheinselbstständig) und die Pakete mit ihren privaten Wagen ausfahren und dabei so wenig verdienen, dass sie noch Geld vom Jobcenter bekommen müssen.  Ich habe hier einen kurzen Clip vom NDR gefunden, der aus dem letzten Jahr stammt, aus dem hervorgeht, dass sich nicht sehr viel getan hat. In dem Artikel, den ich seinerzeit gelesen habe, hatte gestanden, dass diese selbstständigen Zusteller zum Beispiel den Wagen selbst beladen müssen, was 1–2 Stunden in Anspruch nimmt und für diese Tätigkeit überhaupt nicht entlohnt werden, Geld erhalten sie offenbar nur für die Zustellung selbst. (In einem neueren Artikel habe ich gelesen, dass es sogar eine Strafe gibt für nicht ausgelieferte Pakete!) Schauen Sie sich doch das nächste Mal wieder ein wenig bewusster um, wenn Sie nach draußen gehen. Sie werden vielleicht schockiert sein, wieviele Menschen in einer Kurier-Uniform in alten Wagen unterwegs sind.

….. Daran wollte ich mich nicht beteiligen.

Meine Ruhe hatte ich aber trotzdem nicht. Ab und an bekam ich etwas von anderen Menschen geschickt und nachdem der Fahrer begriffen hatte, dass ich tagsüber auch zu erreichen bin, klingelte es häufiger bei mir. Meine Hausnachbarin war offenbar eine eifrige Bestellerin.

Häufig habe ich mich richtig blöd gefühlt

schlecht geradezu, weil ich nicht immer aufmachte, wenn es klingelte. Blöd, weil ich wusste, dass es für den Zusteller sehr ärgerlich ist, wenn niemand aufmacht und er Zeit verliert auf der Suche nach einer Möglichkeit, sein Paket abzugeben. Natürlich möchte ich alles Mögliche tun, um Zustellern an sich ihre schwere Arbeit zu erleichtern. Irgendwie auch wieder ganz typisch, dass ich denke, ich muss anderen Menschen helfen, ihre schwierige Lebenslage (die andere verbockt haben) zu verbessern. Aber ich hatte und habe etwas zu verlieren. Meine Ungestörtheit verteidige ich mit Händen und Füßen, umso mehr, als ich mittlerweile mit Klienten arbeite und häufig am Telefon bin. Die leise Furcht, dass ein Zusteller klingeln könnte, wenn ich gerade mitten in einer Sitzung bin, begleitet mich häufig. Obwohl ich mittlerweile umgezogen bin und die Nachbarin nicht mehr da ist, ist

das Versandgeschäft nach wie vor ein ziemlicher Stressfaktor

für mich. Natürlich bestelle ich doch dann und wann etwas online. Kürzlich erst bekam ich einen Karton mit neuen Flyern (die in der Internetdruckerei nur einen Teil dessen kosten, was ich in einer Druckerei vor Ort bezahlen würde). Das Versanddatum konnte ich mir nicht aussuchen. Am Abend bekam ich die Nachricht mit der Zustellung am nächsten Tag. Das trieb meinen Stresspegel gewaltig in die Höhe. Der nächste Tag war mein Praxistag und ich war folglich gar nicht zuhause. Schnell habe ich noch versucht, mich in das DHL-Portal einzuloggen um den Zustellungstag zu ändern. Unmöglich, meine E-Mail gab es schon, das Passwort klappte aber nicht … Sie wissen sicherlich selbst, dass man mit diesen technischen Herausforderungen locker eine halbe Stunde vor dem Computer verbringen kann. Die nächste Postfiliale, wo die Pakete üblicherweise dann abgegeben werden, ist ziemlich weit entfernt und 1000 Flyer haben ein beachtliches Gewicht, so dass ich also sicher sein konnte, diesen Karton unter keinen Umständen alleine nach Hause bringen zu können. Von daher gab ich mein Bestes. Aber es war nichts zu machen. Irgendwann musste ich es einsehen und aufgeben. Also habe ich die Angelegenheit „nach oben“ abgegeben. Am nächsten Tag habe ich mich sehr beeilt, nach Hause zu kommen. Keine Benachrichtigung im Briefkasten, das war schon mal sehr vielversprechend. Das Paket lag dann vor meiner Haustür … Danke! Danke!

als paket verschicken

Bild: Mohammad Hassan, Pixabay

 Das war definitiv eine sehr schöne Erfahrung – aber sofort regte sich bei mir wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht die Absicht habe, Pakete für meine Nachbarn anzunehmen, um meine Ungestörtheit zu verteidigen.

8,– EUR weniger pro Packung

Vor kurzem habe ich übrigens nach Einsparungsposten in meinem Haushalt gesucht und bin darauf gestoßen, dass das Nahrungsergänzungsmittel, das ich gegen meine Nebennierenschwäche nehme, in einer Internetapotheke 8,- EUR weniger pro Packung kostet. Das wollte ich nicht so hinnehmen, zumal ich einen ziemlichen Verbrauch an diesem Produkt habe. Also doch noch einmal zurück zum Internetversand. Mittlerweile habe ich eine Apotheke gefunden, mit der ich zufrieden bin. Meine  Päckchen lasse ich jetzt immer an eine Poststation senden. Das ist für den Zusteller (hoffentlich) gut und ich kann zumindest selbst über meine Zeit verfügen, um es mal halbwegs neutral zu formulieren. Für mich hat sich als das Ärgerlichste an der ganzen Angelegenheit herausgestellt, dass ich letzten Endes sehr viel mehr Zeit investieren muss, als wenn ich in einen Laden gehe, weil ich nach erfolgter Ankündigung einfach ans Haus gebunden bin. Ich muss auf den Fahrer warten, obwohl heute vielleicht der einzige schöne Tag in der Woche ist und ich ihn nutzen könnte, um im Garten zu arbeiten … Auch sonst versuche ich jetzt kreativer umzugehen mit meinem Zwispalt zwischen Geschäft und Online-Handel. In meiner kleinen Stadt schließen immer mehr Geschäfte wegen des Internets. Einzig Klamottenläden, Nagelstudios, Imbisse, Friseure und Handyläden scheinen sich ganz gut zu halten.

Kürzlich war ich in einem Laden vor Ort

wo es Biomode gibt und habe dort ein paar Sachen anprobiert, auf die ich im Katalog schon ein Auge geworfen hatte. Das fand ich richtig cool. Da hat sich nämlich gleich herausgestellt, dass die Sachen, die ich haben wollte, mir nicht passten und standen, aber andere, die ich im Katalog nicht sehr attraktiv fand, richtig gut ausssahen … Wie gehen Sie mit Online-Bestellungen um? Gehen Sie gerne einkaufen? Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare.  

Herzliche Grüße,

Ihre Monika Richrath

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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3 Kommentare

  1. Margret

    Ach ja..die Bestellerei…sicherlich ist es fein ein paar Euros zu sparen. Bei „festen Größen“, bei Dingen, greife ich ehrlich gesagt gerne auf das Onlineangebot zurück. Dies spart eine Menge. Der Paketbote ist hier bei uns nie überfordert. Bin ich nicht zuhause, ist die Nachbarin gegenüber da..oder umgekehrt. Wir informieren einander, wenn eine Lieferung ansteht. Also ein funktionierendes System.
    Gott sei Dank sind die Nachbarn auch Wenigbesteller.
    Der Paketbote ist hier kein Dauerklingler.
    Bekleidung fällt völlig aus dem Bestellsystem. Ich möchte spüren und riechen was ich trage. Es ist lästig zu warten, auszupacken, zu probieren um dann festzustellen, das es nicht gefällt. Mittlerweile habe ich ein paar Lieblingsgeschäfte und Einkaufszeiten generiert, die mich relativ stressfrei shoppen lassen. Passt es gerade nicht, weil es zu voll, zu grell, zu laut oder schlecht bestrahlt ist, verschiebe ich den Einkauf einfach.
    Auf die Idee Lebensmittel online zu bestellen bin ich noch nicht gekommen. Einiges kaufen wir in den ja ewig lang göffneten Supermärkten und wir werden von einem Bauern beliefert. Bin ich mal nicht im Haus, steht die gewünschte Ware im Karton an der Hintertür.
    Alles eine Sache der Organisation ;-).
    Bisher haben wir mit „Paketdiensten“ keine Probleme gehabt. Wir leben in einer funkionierenden Nachbarschaft- obwohl wir erst seit 1,5 Jahren hier wohnen. Wir sprechen halt einfach über den Zaun, quer über die Strasse, sind freundlich zueinander. Nein, wir wohnen nicht auf einem Dorf oder in der stillen Vorstadt. Wir wohnen an einer normal befahrenen Strasse, mitten im Mischgebiet inmitten von Ein.-und Mehrfamilienhäusern, umgeben von Menschen aller Nationen.
    Im Grunde haben wir Glück, das es hier so gut passt.

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    • Ja, Margret, das ist echt Glück 😉 Herzliche Grüße, Monika

      Antworten
  2. Hanna Aschenbrenner

    Eigentlich kaufe ich ganz gerne ein, aber nur, wenn das da ist, was ich möchte.
    Ganz toll ist es, auf Dinge angewiesen zu sein, die es nicht mehr im Einzelhandel gibt, weil z.B. sie aus der Mode sind.
    Das Haus, in das ich hineingezwungen wurde, hat nämlich 2 Eingänge und manche Zusteller gehen gerne nur zum anderen und dann heißt es, meine Kontaktdaten seien nicht korrekt und die Bestellung wird storniert.
    Dies kann sich auch noch bis zu 3 Wochen lang hinziehen.

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